Zeit ist etwas schwer Greifbares. Manchmal können sich Minuten wie Stunden anfühlen und manchmal Stunden wie Minuten. Die Zeit bis zum Wochenende wirkt auf uns wie eine Ewigkeit, während ein Treffen mit unseren Liebsten wie im Flug vergehen kann. Es ist schon schräg, wie sich unsere Einstellung zu Zeit verändert. Nicht nur im Laufe des Lebens, sondern auch im Laufe weniger Stunden. Zwei Schulstunden können sich in die Länge ziehen, während ein zweistündiges Konzert am gleichen Tag mit einem Wimpernschlag vorbei sein kann.
Als Kleinkind machen wir uns kaum Gedanken darüber, was wir mit unserer Zeit machen. Werden wir älter, so lernen wir vielleicht, die Zeit etwas mehr wertzuschätzen. Doch am meisten werden wir sie wohl schätzen, wenn wir nicht mehr viel von ihr haben. Wenn wir wirklich realisieren, dass unser Leben auf dieser Erde nicht endlos ist.
Jede Sekunde sterben auf dieser Erde Menschen, gleichzeitig erblicken Babys das Licht der Welt. Zeit heißt Trauer und Hoffnung. Und inmitten dieser Gegensätze läuft uns die Zeit davon. Während du hier gerade diesen Artikel liest, passieren auf unserer Welt alle möglichen Dinge. Es wird geweint, es werden Freudentränen vergossen. Es werden Scheidungen vollzogen und Hochzeiten gefeiert.
Menschen kommen auf Taufen und Begräbnissen zusammen. Menschen verabschieden sich und lernen sich kennen. Es ist ein ständiger Kreislauf aus Kommen und Gehen. Und inmitten dieses Kreislaufs versuchen wir, aus unserer begrenzten Zeit auf dieser Erde das Beste zu machen. Das Schöne an der Zeit ist, dass jeder und jede von uns sie anders zu nutzen weiß.
Aber nicht nur das: Selbst die gleiche Menge an Zeit am gleichen Ort kann auf verschiedene Personen unterschiedlich lang wirken. In gewisser Weise bedeutet Zeit also Individualität, auch wenn das ironisch klingen mag. Denn in der Theorie vergeht die Zeit ja für alle Leute gleich schnell. Doch es liegt in unseren Händen, was wir mit unserer Zeit anfangen.
Ich erinnere mich, dass ich einmal auf dem Heimweg von einer Person angesprochen wurde, die mit mir eine Umfrage durchführen wollte. "Ich habe keine Zeit", habe ich ihr gesagt und bin weitergegangen. "Ich schenke dir meine Zeit", hat diese Person daraufhin geantwortet. Auch wenn ich das in diesem Moment ehrlich gesagt ziemlich nervig fand, so ist mir dieser Satz bis heute nicht aus dem Kopf gegangen.
Zeit schenken. Geht das? Können wir anderen Leuten unsere Zeit schenken? Wenn wir Zeit mit unseren Liebsten verbringen, sie aufmuntern, trösten, mit ihnen jubeln oder ihnen gratulieren, schenken wir ihnen dann unsere Zeit? Für mich ist die Definition eines Geschenks, dass wir etwas hergeben, das anderen Freude macht. Wer sagt, dass ein Geschenk ein Gegenstand sein muss, nur weil wir uns darunter einen vorstellen?
Zeit ist ein Geschenk und manchmal sogar das beste, das man einer Person geben kann. Im Endeffekt geht es im Leben meiner Meinung nach darum, das Beste aus der Zeit zu machen, die man auf dieser Erde hat. Das Leben ist endlich. Auch wenn mich dieser Gedanke früher fertiggemacht hat, so weiß ich heute, dass wir unser Leben durch diese begrenzte Zeit noch mehr wertschätzen können.
Ein noch so unbedeutender Moment mit einer uns nahestehenden Person kann im Nachhinein gesehen zu einer schönen Erinnerung werden, auf die man gerne zurückblickt. Deswegen ist es wichtig, dass wir immer im Hinterkopf behalten, dass nichts in unserem Leben selbstverständlich ist, nicht einmal die Zeit, die wir haben. Es liegt an dir, deine Zeit so zu nutzen, wie du es für sinnvoll empfindest. Auch wenn andere die Sachen, die du machst, manchmal vielleicht als Zeitverschwendung betrachten, so lass dich davon nicht verunsichern. Wir alle sind einzigartig - haben unterschiedliche Interessen, Familien, Freundeskreise und Werte. Und doch vereint uns eines: Wir alle haben nur eine begrenzte Zeit auf dieser Erde und diese gilt es bestmöglich zu nutzen.
Kei Eckert ist 17 Jahre alt, kommt aus Wien und besucht das Parhamergymnasium im 17. Bezirk.