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Die Geschichte der Salzburger Festspiele

Über ein Jahrhundert existieren die Salzburger Festspiele. Der Erfolg flacht nicht ab. Wie kam es dazu?

Salzburger Festspiele 1920: Hugo von Hofmannsthals 'Jedermann' zum ersten Mal auf dem Domplatz in Salzburg unter der Regie von Max Reinhardt.
Salzburger Festspiele 1920: Hugo von Hofmannsthals 'Jedermann' zum ersten Mal auf dem Domplatz in Salzburg unter der Regie von Max Reinhardt.

Die Ursprünge der Salzburger Festspiele gehen weit zurück. Bereits am fürstbischöflichen Hof zu Salzburg wurden Musik und Theater vorgeführt. Mit der Zeit fand die Bevölkerung auch immer mehr Gefallen daran und besuchte die Dramen und Singspiele an der Universität Salzburg. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wollte man die kulturelle Identität weiterentwickeln und den Tourismus ankurbeln.

Namhafte Gründer locken internationales Publikum an

Am 22. August 1920 begann mit der Aufführung von Hofmannsthals "Jedermann" ein jahrhundertealtes Spektakel - die Salzburger Festspiele. Jedes Jahr im Juli und August verwandeln sich die Salzburger Hofstallgasse und die gesamte barocke Altstadt in eine Festivalkulisse für Oper, Schauspiel und Konzerte. Die Idee dazu stammt aus einer Salzburger Bürgerinitiative. Diese forderte Ende des 19. Jahrhunderts den Bau eines Festspielhauses. Der Dichter Hugo von Hofmannsthal, der Regisseur Max Reinhardt und der Komponist Richard Strauss setzten diese Idee gut zwanzig Jahre später um. Die namhaften Gründerväter holten internationale Künstler aus dem Ausland an die Salzach. Durch diese Kontakte haben sich die Salzburger Festspiele sehr schnell etabliert.

Die Entwicklung in den ersten Jahren

Konzerte wurden erstmals 1921 in das Festspielprogramm aufgenommen. Ein Jahr darauf kam die Oper hinzu. Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und Inszenierungen der Wiener Staatsoper wurden präsentiert. Es folgten Jahre mit finanziellen Engpässen, in denen die Durchführung schwierig war. Mit der Zeit konnten die Aufführungsbedingungen professionalisiert und der Spielplan ausgeweitet werden.

Festspiele im Nationalsozialismus

In den 30er-Jahren versuchte die reichsdeutsche Regierung zu verhindern, dass prominente Künstler nach Salzburg kamen. Max Reinhardt gelang es noch, seine Inszenierung von "Faust. Eine Tragödie" von Johann Wolfgang von Goethe aufzuführen, bevor das Stück im Zuge der politischen Säuberungen der NS-Ideologie durch das Trauerspiel "Egmont" ersetzt wurde. Auftritte von Künstlern wie Max Reinhardt, Bruno Walter und Arturo Toscanini wurden verboten oder die Kulturschaffenden wollten nicht mehr auftreten.

Die ausländischen Gäste blieben Mitte der 1930er-Jahre größtenteils aus. Stattdessen kamen durch das "Kraft durch Freude"-Programm Tausende Deutsche nach Salzburg. 1939 besuchte Adolf Hitler die Festspiele. Nach Kriegsbeginn wurde ein spartanisches Programm der Wiener Philharmoniker angeboten. Das Publikum bildeten vor allem freigestellte und verletzte Soldaten sowie Arbeiter aus Munitionsfabriken. Das Propagandaministerium veranlasste 1943, dass die "Festspiele" fortan "Salzburger Theater- und Musiksommer" heißen sollten. Der Propagandaminister Joseph Goebbels veranlasste 1944 die Einstellung aller Festspiele im Deutschen Reich.

Nach dem Krieg wurden die Festspiele wiederbelebt. Die Gründungsgedanken rückten erneut in den Vordergrund. Doch viele der bekannten Künstler waren vertrieben oder getötet worden. Wilhelm Furtwängler, Karl Böhm, Clemens Krauss und Herbert von Karajan erhielten nach den Entnazifizierungsverfahren bis 1947/48 Auftrittsverbote. 1946 wurde "Jedermann" wieder aufgeführt und auch die Wiener Philharmoniker kamen zurück. Zwei Jahre später leitete Herbert von Karajan erstmals eine Opernproduktion bei den Festspielen.

In den 1950er-Jahren beginnt der Konkurrenzkampf

Als sich die Wirtschaft allmählich erholte, wurden in vielen westeuropäischen Ländern Festivals gegründet. Die Salzburger Festspiele mussten sich behaupten. Insbesondere als 1951 die Bayreuther Festspiele (Richard-Wagner-Festspiele) in Deutschland wiedereröffneten. Die Salzburger Festspiele fuhren eine Doppelstrategie: Das zeitgenössische Repertoire wurde ausgebaut und Klassiker in exemplarischen Aufführungen dargeboten. Mit der Erstaufführung von Alban Bergs "Wozzeck" kam die Moderne in Salzburg an. Mitte der 1950er-Jahre wurde Karajan als Nachfolger des künstlerischen Leiters Wilhelm Furtwängler angenommen.

Die Bedeutung der Festspiele für Salzburg wächst

Um die Nachfrage zu stillen, wurden die Spielstätten erweitert. 1960 wurde das Große Festspielhaus eröffnet. Hier sollten hauptsächlich die bekannten Werke der Opernliteratur des 19. Jahrhunderts aufgeführt werden. Karajan realisierte in den Sechzigerjahren unter anderem Opern von Verdi, Strauss und Mussorgski. Unter Karajan wurden die Festspiele in den 70er-Jahren immer mehr im Ausland bekannt. Sie wurden zu einer wichtigen Einnahmequelle für die Region.

Anfang der 80er-Jahre wurde versucht, die Salzburger Bevölkerung als Teilnehmende zu gewinnen. Außerdem wurden Konzerte erstmals übertragen und ein Fest zur Festspieleröffnung veranstaltet. Das Programm sollte sich der zeitgenössischen Kunst anpassen. Ende der 80er-Jahre verstarb Karajan. Der belgische Opernintendant Gerard Mortier trat 1991 seine Nachfolge an.

Modernere Wege müssen her

Unter der neuen Leitung wurde das Programm mit Stücken aus dem 20. Jahrhundert zeitgemäßer. Es gab mehr Neuproduktionen und neue Regisseure. Dafür musste Mortier viel Kritik einstecken. Er konnte die Pernerinsel in Hallein als weiteren Austragungsort gewinnen. Anfang der 1990er-Jahre begann die Finanzierung durch Sponsoren.

In den 2000er-Jahren wurde das Kleine Festspielhaus in ein Haus für Mozart umgebaut und eröffnet. Passend dazu wurde "Mozart 22" aufgeführt. Zur Zeit der Finanzkrise wurde das Festspielprogramm unter anderem mit Jugendprojekten erweitert. Von 1996 bis 2021 - also 26 Jahre lang - war die ehemalige ÖVP-Politikerin und Unternehmerin Helga Rabl-Stadler Festspielpräsidentin.


100 Jahre Salzburger Festspiele

Wegen der unsicheren Covid-19-Lage wurden die Salzburger Festspiele 2020 nur in verkürzter Form durchgeführt. Die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum wurden 2021 nachgeholt. Heuer finden die Festspiele erstmals unter der Leitung der neuen Festspielpräsidentin Kristina Hammer statt.

Nähere Informationen zur Geschichte finden Sie auf der Website der Salzburger Festspiele.

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