Welche Atmosphäre daraus entstehen kann, zeigen erste Bilder aus der Fotoprobe am Mittwochabend. Auf den Fotos zu sehen: die Hauptakteure Philipp Hochmair und Deleila Piasko, die heuer als Neubesetzungen von Jedermann und Buhlschaft zu erleben sind.
In szenischer Hinsicht wird nach sieben Jahren der Inszenierung von Michael Sturminger ein neues Kapitel aufgeschlagen: Regisseur Robert Carsen erarbeitet die Neuinszenierung, Premiere ist am 20. Juli. Bis zum 28. August folgen 13 weitere Vorstellungen. Alle Termine sind ausverkauft.
"Hand aufs Herz: Es ist nicht nur ein gutes, es ist ein großartiges Stück", versicherte der Regisseur im Vorfeld. Viele Theaterstücke erörterten die Frage, was Menschlichkeit ausmache. Doch kein ihm bekanntes Werk gehe darin so weit wie Hugo von Hofmannsthal in "Jedermann". Von Anfang an, also schon ab der ersten Szene, werde das Publikum mit dem Tod und folglich mit essenziellen Fragen der Menschlichkeit konfrontiert: Was ist gutes Leben? Was tun wir hier (auf der Welt, Anm.)? Was könnten wir tun?
"Das Stück ist wie eine Vanitas konzipiert", wie ein Gemälde über die Vergänglichkeit. Und es sei ein Memento mori, eine Erinnerung an das eigene Sterben. Für die Religion sei es gleichermaßen wichtig wie für die Kunst, auf "die Kürze des Lebens" hinzuweisen. In "Jedermann" stelle jede Szene einen Bezug zur Endlichkeit des Lebens her, "das ist das Genie Hofmannsthals".
Bei einer ersten Begehung des Domplatzes habe er erkannt: "Diese Kathedrale ist unglaublich!" Daher wolle er die Kraft "dieses fantastischen Gebäudes" nutzen und das Stück inszenieren, "ohne davor etwas anderes hinzubauen". Tatsächlich ist die Bühne, auf der am Dienstag - nach technischer Einrichtung am Montag - die künstlerischen Proben begonnen haben, anders als in den Vorjahren. Wie berichtet, zieht Robert Carsen - er ist auch fürs Bühnenbild verantwortlich - den Boden der Vorhalle des Doms hinaus auf den Platz.
Dass die Bühne somit gleichsam mit dem Dom zusammenwächst, wird auch eine szenische Bedeutung bekommen: Der Dom verwandle sich zuerst ins Haus des Jedermann und dann wieder zurück ins Gotteshaus, erläuterte Robert Carsen im Pressegespräch.
Neue Inszenierung, neues Ensemble
Neu sind auch die Darsteller: Schauspieler Philipp Hochmair ist der 21. Jedermann seit der erstmaligen Aufführung von Hugo von Hofmannsthals "Spiel vom Sterben des reichen Mannes" unter der Regie von Max Reinhardt im August 1920. Hochmair war schon 2018 als Jedermann in Salzburg aufgetreten. Damals war er kurzfristig für den erkrankten Tobias Moretti eingesprungen - und hatte dafür viel Applaus geerntet.
"Ich lasse mich voll auf das ein, was sich Regisseur Robert Carsen ausgedacht hat, wie er schwingt", sagt Philipp Hochmair im SN-Gespräch. "Wir haben eine schöne, intensive Zeit. Das ist ein Abenteuer."
Die Buhlschaft an Philipp Hochmairs Seite spielt Deleila Piasko. Sie wird die 38. Darstellerin an der Seite des Jedermann sein. Die gebürtige Schweizerin spielte unter anderem die Rolle der antifaschistischen Kämpferin Lisa Fittko in der im April 2023 herausgebrachten Netflix-Serie "Transatlantic". Kristof Van Boven wird in der Rolle des Mammon zu sehen sein, Dominik Dos-Reis in der des Todes, Regine Zimmermann in der des Glaubens.