Genauso routiniert, wie Jedermann Lars Eidinger und Buhlschaft Verena Altenberger in ihrem zweiten "Jedermann"-Jahr auf der Bühne begeisterten, so routiniert wurde zu mitternächtlicher Stunde im Stiegl-Keller in Salzburg die Premiere gefeiert. Besser gesagt, so routiniert wurde von den beiden traditionell das Bierfass angeschlagen. Nur vier Schläge brauchten die beiden in Teamarbeit, ehe das Bier floss - ohne auch nur einen Tropfen zu verspritzen.
Altenberger zu Eidinger-Abgang: "Ich will nicht noch einmal suchen"
Zuvor tat Lars Eidinger das kund, was viele in den letzten Tagen schon munkelten: Nach dem heurigen Festspielsommer nimmt er als Jedermann Abschied von Salzburg. "Es fällt mir schwer, sehr schwer und heute wird es mir ganz besonders bewusst. Die Rolle ist für mich einzigartig. Jeden Abend am Ende in den Armen der großartigen Edith Clever (Anm.: Sie spielt den Tod in dem Stück) zu sterben, ist für mich das größte Geschenk." Auch Verena Altenberger verabschiedete sich schon bei der Premierenfeier: "Ich habe in Lars meine große Theaterliebe gefunden, ich will nicht noch einmal suchen."
Salzburger Festspiele: "Im Herbst wird über neue Besetzung entschieden"
Dienstagmittag meldeten sich dann auch die Salzburger Festspiele zu Wort. Schauspielchefin Bettina Hering zeigte für die Entscheidung Eidingers Verständnis: "Ich kenne seine Auftragslage und seine Angebote im Filmbereich." Dennoch hätte sie es "natürlich großartig gefunden, hätte er es länger gemacht", zumal im zweiten Jahr die Inszenierung mit einigen Nachschärfungen "ein Prachtwerk" geworden sei, in der auch die Innigkeit zwischen Jedermann und Buhlschaft gewachsen sei. Deswegen respektiere sie auch Altenbergers Entscheidung, mit dem Abgang des Protagonisten ein anderes Paar die Aufführungsgeschichte weiterschreiben zu lassen. Die Überlegungen, wer dies sein werde, liefen bereits. Die neue Besetzung soll im Herbst entschieden werden. Auch ob 2023 neuerlich Michael Sturminger für die Inszenierung verantwortlich sein wird, werde erst zu diesem Zeitpunkt bekannt gegeben.

Eidinger: "Ich sehe Dinge jetzt ganz anders"
Lars Eidinger kam zur Premierenfeier im Damenkleid: "Ich bin froh, mit Verena eine Feministin an meiner Seite zu haben. Ich habe seit dem letzten Jahr viel von ihr gelernt und sehe Dinge jetzt ganz anders."
Unisono zeigten sich beide begeistert, dass es nach der verregneten Premiere im Vorjahr heuer mit dem Wetter klappte. "Wenn du da draußen spielst, es langsam vom Tag in die Nacht geht, die Wolken vorbeiziehen, einfach einzigartig", schwärmte Eidinger.

Eine Premierenfeier der besonderen Art war es auch für die neue Festspielpräsidentin Kristina Hammer (dem Anlass entsprechend im Dirndlkleid): "Ich weiß nicht, wie oft ich den 'Jedermann' schon gesehen habe. So oft, dass ich es nicht mehr zählen kann. Sicher ist nur, es waren vier verschiedene Jedermann-Darsteller."