Die 105. Salzburger Festspiele sind mit einem Festakt in der Felsenreitschule von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der die Geladenen an ihre gemeinsame Verantwortung für das Gemeinwohl erinnerte, offiziell eröffnet worden. Davor kam es zu einer Störaktion. Die Festrede hielt Anne Applebaum. Sie ging der Frage nach, was der tiefere Sinn von Festspielen sei in einer Zeit, in der demokratische Gewohnheiten und zivilgesellschaftliches Engagement unter Druck geraten.
Die Rede von Anne Applebaum - "Demokratie und Festspiele" - im Wortlaut:
Was ist der Zweck von Festspielen?
Mir ist bewusst, dass das eine sonderbare Frage ist, zumal hier in Salzburg zu Beginn eines der weltweit bedeutendsten Musikfestivals, oder besser: Festspiels der Künste. Wahrscheinlich glauben Sie zu wissen, was Festspiele sind, sonst wären Sie ja nicht hier. Sie sind Zuschauer, Organisatoren oder Künstler. Sie haben Karten gekauft und sind hierhergefahren oder geflogen. Sie wissen, was Sie erwartet. Aber wenn Sie länger über die Definition von Festspielen nachdenken, wird es vielleicht weniger klar. Wie so Vieles, was wir Menschen tun, sind Festspiele eine gemeinschaftliche Unternehmung. Sie brauchen Menschen mit Vision, aber auch Menschen, die ein Publikum hierherbringen, Künstler·innen und Regisseur·innen auswählen, sich um die Finanzierung kümmern und die Mittel sinnvoll einsetzen. Diese Menschen müssen nicht nur ambitioniert sein, sondern auch motiviert. Festspiele werden nicht deshalb zum Erfolg, weil Mächtige es anordnen. Sie werden zum Erfolg, weil Menschen von Idealen wie künstlerischem Anspruch, Bildung oder Schönheit und Harmonie beflügelt werden und weil sie aus freien Stücken zusammenarbeiten, um diese Ideale zu verwirklichen. Diese Festspiele sind keine Ausnahme. Niemand gab Hugo von Hofmannsthal, Max Reinhardt oder Richard Strauss den Auftrag, hier 1920, in einem Jahr der Not und des Hungers, Festspiele ins Leben zu rufen.
Niemand gab ihnen die Anweisung, vor der Kulisse des Doms den Jedermann aufzuführen oder Bretter aus einem ehemaligen Kriegsgefangenenlager zu verwenden, um daraus symbolisch eine neue Bühne für eine neue Zeit zu errichten. Sie taten es, weil sie wollten, dass ihr Festspiel einen Platz in der Öffentlichkeit einnimmt - im wörtlichen wie im übertragenen Sinne -, und weil sie die Kunst wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Lebens rücken wollten, und zwar für alle. In einem Land, das unter der Gewalt des Ersten Weltkriegs und seinen Folgen zerbrochen war, schrieb Max Reinhardt, dass Kunst "nicht nur ein Luxusmittel für die Reichen und Saturierten, sondern ein Lebensmittel für die Bedürftigen" sein müsse. Sie hatten auch ambitionierte Hoffnungen, "daß gerade von Österreich aus es möglich wird, die zerrissenen Fäden der europäischen Kulturgemeinschaft wieder anzuknüpfen und in keinem Zeichen eher als im Zeichen der Musik und des Theaters", um noch einmal Reinhardt zu zitieren. Doch möglicherweise war ihr Projekt noch wichtiger als sie dachten. Denn indem sie gemeinsam etwas Neues schufen und Bande zwischen den Menschen in Österreich und in ganz Europa knüpften, organisierten sie nicht nur ein Festspiel, sondern legten auch einen Grundstein für die künftige österreichische Demokratie. Um das näher zu erklären, möchte ich einen anderen großen Europäer zitieren.
Alexis de Tocqueville hatte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Vereinigten Staaten ausgiebig bereist, um zu verstehen, warum die Demokratie dort funktionierte, während sie in seiner Heimat Frankreich gerade gescheitert war. Dabei entdeckte er unter anderem, wie wichtig den Amerikanern "Vereinigungen" waren. Trotz der Weite des Landes kamen die Amerikaner zusammen, trafen gemeinsam Entscheidungen und führten Projekte durch. Überall gründeten sie Vereinigungen - die zahllosen Organisationen, die der britische Philosoph Edmund Burke als "kleine Trupps" bezeichnete und die wir heute "Zivilgesellschaft" nennen. De Tocqueville schrieb: "Mit ihren Vereinigungen organisieren die Amerikaner Feste, gründen Universitäten, bauen Gasthäuser, errichten Kirchen, verbreiten Bücher und senden Missionare ans Ende der Welt; so bauen sie Krankenhäuser, Gefängnisse, Schulen […] Wenn in Frankreich an der Spitze einer neuen Unternehmung der Staat steht, und in England ein Lord, dann können Sie sicher sein, dass es in den Vereinigten Staaten eine Vereinigung ist." De Tocqueville glaubte, dass der Erfolg der Demokratie in Amerika nicht den großen Idealen zu verdanken war, die auf Denkmälern oder in der Verfassung zum Ausdruck kamen, sondern diesen Gepflogenheiten und Praktiken. Die Demokratie funktioniere in Amerika, weil die Menschen sie praktizierten und weil sie täglich mit ihren Mitbürgern Veranstaltungen und Projekte organisierten. Die Salzburger Festspiele sind das Ergebnis genau solcher Bemühungen: selbstbestimmt, aus der Gesellschaft kommend, authentisch.
De Tocqueville war nicht der Einzige, der erkannte, welche Macht informelle Organisationen hatten. Viele Jahrzehnte nach der Veröffentlichung seines berühmten Buchs Über die Demokratie in Amerika interessierte sich auf der anderen Seite der Welt ein ganz anderer Denker ebenfalls für unabhängige Organisationen. Wladimir Lenin beschrieb diese Gruppen allerdings anders. Er nannte sie "Separatisten" oder "Kasten" und verlangte, sie abzuschaffen, um Platz für eine neue Herrschaftsform zu machen. Lenin und die Kommunisten lehnten solche unabhängigen Organisationen ab, genau wie später Hitler und die Nationalsozialisten, und zwar aus denselben Gründen, aus denen Burke und de Tocqueville sie bewunderten: weil sie den Menschen die Möglichkeit gaben, ihr Leben selbst zu bestimmen, weil sie unabhängiges Denken und Handeln förderten und weil sie gesellschaftliche Zusammenarbeit und neue Ideen hervorbrachten. Die Kommunisten wollten stattdessen ein totalitäres Regime errichten, in dem eine herrschende Partei nicht nur die Politik und die Wirtschaft kontrollierte, sondern auch Kultur, Kunst, Bildung und sogar die Freizeit. Die Zivilgesellschaft stand ihnen im Weg. Unmittelbar nach der Russischen Revolution, etwa zu der Zeit, als die ersten Salzburger Festspiele organisiert wurden, setzten die Kommunisten ihre Theorie um und begannen mit der Sowjetisierung der russischen Gesellschaft. Sie verstaatlichten die Wirtschaft, errichteten einen Ein-Parteien-Staat und verfolgten ihre Gegner.
Aber sie übernahmen auch die Kontrolle über die Künste, sie zwangen Malerei, Musik und Literatur in den Dienst des Staates und zerschlugen unabhängige Gruppen und Vereinigungen jeder Art. Dmitri Lichatschow - später ein gefeierter Literaturwissenschaftler - wurde 1928 festgenommen, weil er einem philosophischen Zirkel angehörte, dessen Mitglieder sich auf Altgriechisch begrüßten. Im Gefängnis lernte er den Leiter der Petersburger Pfadfinder kennen, der aus demselben Grund verhaftet worden war: Er gehörte einer Organisation der Zivilgesellschaft an, die nicht vom Staat kontrolliert wurde. Als die Rote Armee 1945 nach Mitteleuropa kam, wiederholte sich dort diese Politik. Im sowjetisch besetzten Ostdeutschland wurden Wandergruppen verboten. In Polen löste die Geheimpolizei Jazzclubs auf und vernichtete Schallplatten. Im gesamten Ostblock zerschlug oder infiltrierte die neue Geheimpolizei Jugendorganisationen und sperrte ihre Führung ein. In der kurzen Zeit, in der die Rote Armee einen Teil Österreichs besetzt hielt, hatten Sowjetoffiziere ein waches Auge auf alles, was nach einer "antisowjetischen Organisation" aussah, und nahmen Hunderte fest. Wie Sie besser wissen als ich, verfolgte Adolf Hitler eine ähnliche Politik, die auf Deutsch natürlich nicht "Sowjetisierung" hieß, sondern "Gleichschaltung".
Mit der Gründung der Reichskulturkammer im September 1933 wollten die Nationalsozialisten nicht nur die Politik beherrschen, sondern alles von der Literatur über das Theater bis zur Presse. Sport-, Musik- und Kunstvereine aller Art wurden aufgelöst oder unter Führung der Nationalsozialisten neu aufgestellt. Nach dem "Anschluss" verloren auch die Salzburger Festspiele ihre Unabhängigkeit. Max Reinhardt ging ins Exil und starb in den Vereinigten Staaten. Für die meisten von Ihnen mag das alles so klingen, als wäre es lange her. Der Zweite Weltkrieg endete vor 80 Jahren. Die Sowjetunion ist vor mehr als 30 Jahren untergegangen. Europa hat sich seither vereint. Weder die Sowjetkommunisten noch die Nationalsozialisten sind heute eine Bedrohung. Dennoch würde ich behaupten, dass die Zivilgesellschaft mit ihren freien Vereinigungen, ihrer künstlerischen Freiheit und der Freiheit, die uns selbstverständlich geworden ist, heute in aller Welt wieder in Gefahr ist, und zwar mehr als je zuvor in den letzten beiden Generationen. Wir sehen schleichende Veränderungen auf diesem Kontinent, es kommen Politiker an die Macht, die zivilgesellschaftliche Vereinigungen einmal mehr als Bedrohung wahrnehmen. Der heutige russische Präsident Wladimir Putin lernte beim KGB, alle selbstorganisierten Aktivitäten als verdächtig zu behandeln.
In seinem paranoiden Nationalismus behandelt er zivilgesellschaftliche Organisationen als Spione. Im November 2012 erließ das russische Parlament ein Gesetz, demzufolge sich Organisationen, die Geld aus dem Westen erhalten, als "ausländische Agenten" registrieren müssen - das heißt, sie müssen sich selbst zu "Spionen" erklären. Spätere Gesetze geben dem russischen Staat das Recht, "unerwünschte" Organisationen aufzulösen, darunter auch kulturelle und karitative Einrichtungen, selbst wenn sie ausdrücklich unpolitisch sind. Künstler·innen, Schauspieler·innen und Schriftsteller·innen werden seither unterdrückt. Inspektoren des Inlandsgeheimdienstes werden in Galerien geschickt und inspizieren Ausstellungen, ehe sie eröffnet werden dürfen. Doch nicht nur Einzelpersonen sind Opfer der Repression. Betroffen sind auch unpolitische oder kulturelle Vereinigungen. Darunter etwa Memorial, einst die wichtigste Historische Gesellschaft Russlands; das Sacharow-Zentrum oder die Moskauer Schule für politische Bildung. Der Angriff auf die Zivilgesellschaft geht über Russland hinaus. Belarus, das unter direktem russischen Einfluss steht, hat ähnliche Maßnahmen ergriffen.
Andere Autokratien, von China über Venezuela bis Ägypten, haben inzwischen Gesetze nach russischem Vorbild, um zivile Organisationen zu beschneiden. Gefährdete Demokratien wie Ungarn oder Georgien haben unter dem Einfluss Russlands ähnliche Anstrengungen unternommen. Auch in den Vereinigten Staaten könnten wir demnächst ähnliche Versuche erleben. Doch Russland verbreitet sein System auch mit Gewalt. Die russischen Invasoren, die erst 2014, dann wieder 2022 in die Ukraine kamen, terrorisieren die Menschen mit willkürlicher Gewalt, sie errichten Folterkammern und Konzentrationslager. Sie haben Kultureinrichtungen, Schulen und Universitäten im Sinne der nationalistischen und imperialistischen Ideologie des russischen Regimes umgebaut.
Ganz besonderen Druck üben sie auf die Zivilgesellschaft aus: auf Mitarbeiter·innen von karitativen oder zivilgesellschaftlichen Einrichtungen, also Menschen, die ihren Mitbürgern spontan zu Hilfe eilen. Vor einiger Zeit haben ukrainische Journalist·innen vom "Reckoning Project"* einen Mann interviewt, der aus der noch immer russisch besetzten Provinz Cherson geflohen ist. Er gehörte einer Nachbarschaftswache an, die sich organisierte, um nach dem Einmarsch die Arbeit der Polizei zu übernehmen; außerdem hatte er in einem Verteilzentrum für Hilfsgüter gearbeitet. Aufgrund seiner Tätigkeiten wurde er von russischen Soldaten festgenommen und verhört. Sie fragten ihn nach seiner Verbindung zum ukrainischen Geheimdienst (er hatte keine) und der CIA (die hatte er noch weniger) und absurderweise zur Stiftung von George Soros. Genau wie die Sowjets die Pfadfinder und Mitglieder von Philosophischen Zirkeln als Verschwörer behandelten, schienen die Russen nicht glauben zu wollen, dass jemand zusammen mit anderen Freiwilligenarbeit leistete. Ihre Fragen klangen so, als hätten sie so etwas noch nie gehört. Und als er ihnen nichts über eine große Verschwörung verraten konnte, folterten sie ihn mit Elektroschocks und schlugen ihn mit einem Hammer. Schließlich konnte er aus der besetzten Ukraine entkommen. Ihm und vielen anderen war klar, dass die russischen Besatzer Aktivisten, Helfer und Ehrenamtliche aller Art fürchteten, weil sie sie nicht verstanden, und vor allem, weil sie sie nicht kontrollieren konnten. * Aber nicht nur Diktatoren und Autokraten sind eine Bedrohung für die Organisationen und Vereinigungen, die unser politisches System seit langem tragen. Auch veränderte Technologien und Verhaltensweisen in der gesamten demokratischen Welt tragen zur Erosion der Zivilgesellschaft bei.
Schon vor 25 Jahren beschrieb der Politologe Robert Putnam den Verlust an Sozialkapital in den Vereinigten Staaten: den Verfall von Vereinen und Komitees, von Gemeinschaft und Solidarität. In einer Zeit, die so viele andere Formen der Unterhaltung bietet, haben viele Amerikaner·innen und Europäer·innen kaum noch Erfahrung mit Vereinigungen, wie de Tocqueville sie beschreibt. Wenn Internetplattformen uns heute die Welt durch eine einsame, personalisierte Linse zeigen, wird dieses Problem allmählich bedrohlich. Statt uns in zivilgesellschaftlichen Organisationen einzubringen, die uns ein Gemeinschaftsgefühl und praktische Erfahrung mit Toleranz und Konsensbildung vermitteln, folgen viele von uns dem Internet-Mob, tauchen unter in der Logik der Masse, klicken Like und ziehen weiter. Statt an einem realen öffentlichen Ort wie diesem hier teilzuhaben, driften wir anonym durch digitale Räume, in denen wir Andersdenkende attackieren können, ohne unser Gesicht zu zeigen. Wir organisieren, planen und arbeiten nicht gemeinsam mit anderen. Wir praktizieren keine Demokratie. Statt zivilgesellschaftlichem Engagement fördert die neue Online-Welt Zynismus, Nihilismus und Apathie. Statt Problemlösungen oder Debatten finden wir hier nur Banalitäten, Sarkasmus und Spott. In dieser Welt übertönen die lautesten, negativsten und schrillsten Stimmen oft die Sprache der Vernunft und Debatte. Wenn wir von früh bis spät an Hunderten Texten und Bildern vorüberscrollen, haben wir gar keine Zeit mehr, uns zu organisieren, zusammenzuarbeiten und uns auf die Themen zu konzentrieren, die unsere Welt prägen. So geraten die Traditionen der Zivilgesellschaft und des zivilen Engagements, die für unsere Demokratie so wesentlich sind, unter Beschuss, durch Diktatoren wie durch die Internetkultur, von oben wie von unten.
Damit komme ich zum Abschluss wieder auf die Frage zurück, mit der ich begonnen habe: Was ist der Zweck von Festspielen? Im Zeitalter des einsamen Surfens und der Online-Kultur, im Zeitalter der Diktatoren, die ihre Bürger·innen daran hindern wollen, sich zu organisieren, stemmt sich ein Kunstfestival, und besonders dieses Festspiel, gegen den Trend, einfach indem es Netzwerke der Freundschaft und Zusammenarbeit schafft, mit seinen LiveDarbietungen für ein physisch anwesendes Publikum, als ein Forum für Diskussion und Debatte. Nur so eignen sich Bürger·innen die Gewohnheiten der Demokratie an, durch die gemeinsame Arbeit an gemeinsamen Zielen. Die Salzburger Festspiele trotzen auch dem Einfluss des autokratischen Nationalismus, indem sie Künstler·innen und Besucher·innen aus mehr als 70 Ländern willkommen heißen und beweisen, dass ein Ereignis sehr österreichisch und sehr global sein kann. Die irreführende Trennung von lokal, national und international wird aufgehoben an einem Ort, an dem Menschen aus vielen Kulturen aus freien Stücken zusammenkommen, um Themen zu erörtern, die uns alle betreffen. Festspiele geben uns einen Ort, an dem wir nicht nur über die tagespolitischen Debatten nachdenken, die uns der individualisierte Newsfeed der sozialen Medien liefert, sondern über die eigentlichen Kräfte, die seit jeher die Welt bewegen. Was ist Macht? Warum missbrauchen wir sie? Warum führen Menschen Krieg? Warum üben wir Gewalt aus? Wie können wir dem ein Ende setzen? Die Beschäftigung mit Kunstwerken der Vergangenheit hilft uns, die Gegenwart besser zu verstehen. Ich habe diese Eröffnungsrede nicht ohne Grund mit Beispielen aus der Vergangenheit begonnen: Ich möchte Sie daran erinnern, dass diese Bedrohung nicht neu ist. Nun möchte ich Sie aber auch daran erinnern, dass die Menschen diese Bedrohung schon früher besiegt haben.
Im Jahr 1978, einem der finstersten Jahre der totalitären Herrschaft, schrieb der tschechische Schriftsteller Vaclav Havel seinen Aufsatz "Versuch, in der Wahrheit zu leben", eine der bekanntesten Anleitungen zum Widerspruch. Havel beschrieb, wie die Kommunistische Partei versuchte, alle Lebensbereiche zu monopolisieren, und wie sie Apathie als Mittel der Herrschaft einsetzte. Er schrieb, um dieses System zu bekämpfen, dürften die Bürger·innen nicht den Rückzug antreten, sondern sie sollten sich so verhalten, als lebten sie in Freiheit, um das "unabhängige Leben der Gesellschaft" zu erhalten. Darunter verstand er alles "von der unabhängigen Anschauung und Reflexion der Welt über das freie Kulturschaffen und seinen Ausdruck, bis hin zu den verschiedensten freien Bürgereinstellungen, einschließlich der unabhängigen gesellschaftlichen Selbstorganisation". Fantasie und Kreativität können Angst und Kontrolle besiegen, schrieb Havel. Zivilgesellschaftliches Engagement kann Apathie und Angst überwinden. Das von Havel beschriebene "unabhängige Leben der Gesellschaft" wird aufrechterhalten mit zivilgesellschaftlichen Ereignissen wie diesem, und ich bin stolz, gemeinsam mit Ihnen an seiner Eröffnung teilnehmen zu dürfen. Vielen Dank.
Übersetzung: Jürgen Neubauer
Podcast Jederspiele - Ein Blick hinter die Kulissen der Salzburger Festspiele
Schauspielerin Marie-Luise Stockinger über ihre Kindheit, ihre Rolle in "Die letzten Tage der Menschheit" und warum sie manchmal lieber offline statt online ist: