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Wie sehr profitieren Betriebe in der Altstadt von den Festspielen?

Laut Wertschöpfungsstudie profitieren Gastronomie, Hotellerie und Handel von den Salzburger Festspielen. Manche Altstadtbetriebe können das bestätigen. Für Kritik sorgen Parken und Verkehr.

Die Wirtschaftskammer präsentierte vor Kurzem die neueste Wertschöpfungsstudie der Salzburger Festspiele: Die Festspiele bringen Österreich 250 Millionen Euro im Jahr, 199 Millionen Euro der Wertschöpfung bleiben in Salzburg. Als Grundlage wurden die Ausgaben der Besucher von 2022 herangezogen, die mittels Online-Befragung 2023 eruiert wurden.

Festspielgast gibt im Durchschnitt 414 Euro aus

Laut der Studie lässt der Festspielgast, der im Schnitt fünf bis sechs Tage bleibt, pro Tag exklusive Festspielkarten 414 Euro im Bundesland. Dieser Betrag setzt sich aus An- und Abreise , Übernachtung, Verpflegung, Einkäufen, Kultur, Freizeit, Dienstleistungen und dem Verkehr vor Ort zusammen.

Die Festspiele würden somit nicht nur Hotellerie und Gastronomie Einnahmen bringen. "Davon profitieren beinahe alle Branchen - vom Bäcker über den Juwelier bis zum Taxifahrer - direkt oder indirekt", so Wirtschaftskammerpräsident Peter Buchmüller.

Nicht alle Gäste sind Festspielgäste

Von den Festspielgästen bekommt Karin Häusler in der Griesgasse 21 nicht viel mit. Laut der Filialleiterin der Bäckerei Pföß halten sich bei den Kunden Touristen und Salzburger die Waage, wenn auch momentan mehr Touristen aus Amerika, Deutschland, Frankreich und Italien unterwegs sind.

"Unsere Kunden wollen sich Salzburg anschauen, haben aber weniger mit den Festspielen zu tun", so Häusler. Die Festspielgäste würden sich eher in Gaststätten setzen, als sich Gebäck beim Bäcker zu kaufen. Für die Bäckerei sind die Einnahmen über das Jahr gleich.

Unter den Touristen gibt es auch Promis

Anders sieht das Manfred Dalus, Inhaber der Eisgrotte. "Die Saison im Sommer beginnt erst mit den Festspielen." Die Getreidegasse 40, die seit 1958 in Familienbesitz ist, hat schon viele Festspielsommer mit Promigästen erlebt. "Jeder kommt zu mir Eis essen", so der Eisdielenbesitzer, der auch schon Arnold Schwarzenegger oder Bryan Adams Eis ausgegeben hat.

Im Sommer drehe sich der Kundenstamm von Einheimischen hin zu den Touristen. "Am Tag der Festspieleröffnung werden wir zu einer internationalen Stadt, am Tag, wenn die Festspiele schließen, werden wir wieder zu einem gemütlichen Dorf", ist der 66-Jährige überzeugt.

Zudem würden die Festspielgäste mehr Geld in der Stadt lassen als der übliche Tourist, was für die heimischen Betriebe ein Vorteil sei. "Auch wenn der Betrieb nicht vom Festspielbesucher lebt, lebt er doch von der Umwegrentabilität." Zudem erwirtschafte die Altstadt das Positive der gesamten Stadt. Damit sei man "quasi der Motor der gesamten Stadt".

Starke Sommersaison hält das Geschäft im Herbst in Schwung

Das bestätigt auch Altstadtverband-Obmann Christian Wieber, der die Schlosserei nebenan betreibt. Die Festspiele seien für alle Altstadt-Einzelhändler ein Traum und vom Umsatz her mit dem Weihnachtsgeschäft zu vergleichen. Die Schlosserei profitiere selbst nicht direkt, aber indirekt von den Festspielgästen: Wenn das Geschäft im Sommer gut läuft, dann bekommt die Schlosserei im Herbst wieder einen Auftrag.

"Der Festspieltourist ist ein Traum für die Stadt und besser als ein Bustourist, der eineinhalb Stunden durch die Stadt geht." Nachteile kann der Obmann keine sehen. Lediglich zu wenig Personal könne die Betriebe in der starken Sommersaison vor Herausforderungen stellen.

Altstadtbetriebe profitieren unterschiedlich stark von den Festspielen

Der Besitzer des Cafés Getreidegasse, Bernhard Mittermayer, sieht keine Nachteile für Altstadtbetriebe, "solange die Festspiele in diesem Bereich bleiben. Wenn sie eine eigene Zufahrt bekommen, haben wir ein enormes Parkproblem." Schon jetzt würden sich manche Handwerksbetriebe wegen der eingeschränkten Zufahrt weigern, Aufträge in der Altstadt anzunehmen.

Was seine Kundschaft betreffe, gebe es nur vereinzelt Festspielgäste. Einheimische würden in dieser Zeit die Altstadt eher meiden. "Wovon wir aber profitieren, ist, dass Salzburg in dieser Zeit zu einem Magneten wird", erzählt er. Gehe es nach ihm, so habe die Festspielzeit für die Altstadtunternehmer unterschiedlich viele Vorteile. Für manche mache sich der Umsatz direkt bemerkbar, "der Rest profitiert unmittelbar vom Tourismus".

In der Festspielzeit ist für viele mehr los

Weil nicht alle ihre Kunden Festspielgäste sind, verhält sich für Carmen Schwarz von der Buchhandlung Stierle die Situation ähnlich. "Bei uns ist normalerweise während der Festspiele mehr los. Viele Leute nutzen die Ferien und wissen, dass in der Zeit in Salzburg was los ist." Zudem gebe es auch einige, die sich in der Buchhandlung im Vorhinein über die Stücke informieren wollen.

Einnahmenmäßig sei die Festspielzeit daher mit dem Weihnachtsgeschäft vergleichbar. Auch sie ist von dem positiven wirtschaftlichen Effekt der Festspiele auf die Altstadt überzeugt. Nachteile sieht Schwarz dafür in puncto Verkehr. Einheimische würden die Altstadt dadurch weniger besuchen, vermutet Schwarz: "Da braucht es eine Verkehrslösung."

Mehr Umsatz steht teuren Altstadtmieten gegenüber

Auch Isabella Chaloupka, Geschäftsführerin von The Living Store, erzählt von einem regen Geschäft in der Festspielzeit. Jedoch sei nur ein Teil ihrer Kundschaft aufgrund der Festspiele in Salzburg zu Gast.

Der August sei aber der stärkste Monat im Jahr. Die Festspiele bringen somit den Betrieben Umsatz ein, "aber die Mieten sind in der Altstadt so teuer, dass es auch so sein muss". Nachteile sieht sie für die Innenstadt keine. Kritik übt sie nur an der Parksituation.

Es gibt auch Stammgäste unter dem Festspielpublikum

150 Meter weiter befindet sich im Kaiviertel das Gasthaus Hinterbrühl. "Die Festspiele machen was her für unser Geschäft. Es sind einige Festspielgäste zum Essen da. Wir haben aber auch wiederkehrende Stammgäste", erzählt Pächter Alexander Knoll.

Neben den Touristen seien auch Einheimische zu Gast. Im Hochsommer helfen deshalb zwei Ferialkräfte aus. Nachteile sieht Knoll für Altstadtbetriebe keine. Im Gegenteil: Manche Festspielgäste würden mehr Geld dalassen. Die Sommersaison beginne im Gasthaus jedoch nicht mit den Festspielen.

Auslastung von einem der Altstadthotels liegt zwischen 95 und 98 Prozent

Im Kaiviertel hat das Altstadthotel Kasererbräu in den Monaten Juli und August Hochsaison. "Bei uns ist während der Festspiele auf alle Fälle mehr los. Sobald sie losgehen, nehmen Auslastung und Preise zu", erzählt Geschäftsführer Alexander Krammer, der im Sommer sein Team um ein bis zwei Personen erweitert. Die Zimmer in dem Hotel seien in dieser Zeit meist zu 95 bis 98 Prozent ausgelastet.

Mehr als die Hälfte der dortigen Hotelgäste besuche Salzburg wegen der Festspiele. Neben Stammgästen, die zum Teil 14 bis 21 Tage bleiben, würden viele Touristen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich kurzfristig ein Zimmer buchen. Die Auslastung habe sich seit Corona erholt und sei sogar ein bisschen besser als 2019. Nachteile sieht Krammer daher keine.

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Beim Besuch war die Eisgrotte in der Getreidegasse noch geschlossen. Laut Manfred Dalus, Inhaber der Eisgrotte, ist die Altstadt mit den Festspielen der Motor der gesamten Stadt.
Beim Besuch war die Eisgrotte in der Getreidegasse noch geschlossen. Laut Manfred Dalus, Inhaber der Eisgrotte, ist die Altstadt mit den Festspielen der Motor der gesamten Stadt.