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Fitness tanken bei einer frischen Meeresbrise

Warum "Boot Camps" in Santa Monica immer wieder für Ärger sorgen.

Kathrin Pilz

Populus Felix in Urbe Felice" heißt so viel wie "glückliche Menschen in einer glücklichen Stadt". Dies ist auch das lateinische Motto der City of Santa Monica. "Lalaland"-Klischee hin oder her: Das blaue Meer, der weite Sandstrand und die gleißende Sonne, die Santa Monica 340 Tage im Jahr in goldenes Licht taucht, lassen selbst die Obdachlosen, die gern unter den Palmen im Palisades Park ihr Quartier mit Meeresblick aufschlagen, glücklicher und privilegierter erscheinen als anderswo auf der Welt.

Santa Monicas Einwohner sind nicht nur stolz auf die Schönheit der Küstenstadt, sondern auch auf ihren coolen Lifestyle. Der Ort heftet sich gern die Werte "liberal, gesund, grün, relaxed und tolerant" auf die Fahnen. Seit Kurzem ist allerdings die sonst so allgegenwärtige "Leben und leben lassen"-Stimmung etwas getrübt: Santa Monica, sonst Synonym für Healthy Lifestyle und Fitness am Beach, hat plötzlich genug von den Horden keuchender und schwitzender Menschen, die bei Sonnenaufgang wie die Heuschrecken einfallen und erst bei Sonnenuntergang wieder die Parks räumen.

Besonders der "Boot Camp"- Trend, der Sportbegeisterte aus den geschlossenen Räumen der Fitnesscenter in die Parks und an die frische Meeresluft gelockt hat, ist inzwischen eine regelrechte Plage. Der Begriff "Boot Camp" ist dem Militärvokabular entlehnt und beschreibt ein vier- bis sechswöchiges Open-Air-Gruppentraining. Die Idee: In der Gruppe und unter freiem Himmel macht es mehr Spaß, sich anstrengenden Übungen zu unterziehen. Überdies kostet ein Trainer für zehn Leute weniger als die sonst üblichen Einzelstunden. Das Resultat: Fitnessstunden unter freiem Himmel schossen in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden. Die lange, 170 Hektar umfassende Grünfläche entlang des Pazifischen Ozeans, mit frischer Meeresbrise und einem unvergleichlichen Blick von Malibu bis Catalina Island, bietet sich natürlich als Outdoor-Sportstudio an.

Unsere Parks ähneln mehr und mehr einem 24-Stunden-Fitnesscenter", sagt ein Anrainer des Palisades Park, dessen täglicher Spaziergang mittlerweile zu einem Hindernislauf ausartet zwischen Yogamatten, Gewichten und anderen Trainingsgeräten, die in den Park geschleppt werden.

Auch die Scharen von joggenden Müttern, die ihre Babys im Kinderwagen vor sich herschiebend einer Trainerin nachlaufen, sorgen für Unmut bei "normalen" Spaziergängern. Besonders wenn Kinderwagen den Gehweg zu den steil zum Meer abfallenden Stiegen verstellen - Stiegen, die Mamas zum "Intervall Training" benutzen, während die Trainerin die Babys beaufsichtigt. Selbst Massagebänke werden neben den öffentlichen Picknicktischen aufgeklappt und verderben manch Anrainer das Mittagssandwich in der Sonne.