SN.AT / Kolumne / Absolut LA / Absolut LA

Wie Hollywood-Mogul David Geffen seine Karriere begründete

Ehrlichkeit ist keine Eigenschaft, die im Film-Mekka von Los Angeles eine zentrale Rolle spielt. Erwischen lassen darf man sich beim Schwindeln allerdings nicht, sonst ist der Traum gleich wieder vorbei.

Kathrin Pilz

Fake it, until you make it" heißt so viel wie: "Mach allen was vor, bis du es geschafft hast." Der Spruch gehört zu den klassischen Karrieretipps in Hollywood. Und es gibt genügend Beispiele, wie Megaerfolge in Hollywood mit dem Vorspiegeln falscher Tatsachen ihren Anfang nahmen.

Media-Mogul David Geffen zum Beispiel gab vor, einen Universitätsabschluss der UCLA (University of California Los Angeles) zu haben, als er in jungen Jahren in der Toptalentagentur William Morris die Post sortierte. Damit der Schwindel nicht aufflog, passte Geffen jeden Tag früh morgens die Post der Agentur ab, bis ein Brief von der UCLA eintraf. Geffen öffnete ihn, entnahm das Schreiben, welches ihn als Lügner entlarvt hätte, und ersetzte es durch ein gefälschtes Papier. Dieses bestätigte, dass Geffen ein UCLA-Abgänger sei. Der Betrug flog nie auf. Geffen machte eine steile Karriere und wurde zu einem der reichsten Männer der Welt. Auch die UCLA-Professoren werden ihm kaum gram sein, denn 2012 vermachte er der Universität 100 Millionen US-Dollar.

Geffens Beispiel mag junge Träumer inspirieren, der eigenen Karriere mit dem Ausschmücken des Lebenslaufs auf die Sprünge zu helfen. Aber dieser Tage gibt es E-Mail und Google. Es ist es nicht mehr so einfach, einen nicht vorhandenen Universitätsabschluss vorzutäuschen.

Das hatte die junge und ehrgeizige Kelly Speca auch gar nicht notwendig, als sie letztes Jahr nach Wegen suchte, ihren Hollywood-Aufstieg zu beschleunigen. Sie hatte bereits einen echten Abschluss der Elite-Universität USC (University of Southern California) in der Tasche.

Und einen Mailroom-Job bei einer mächtigen Hollywood-Talentmanagement-Firma hatte sie auch schon ergattert. Doch offenbar ging es der jungen Frau nicht schnell genug nach oben. Deshalb dachte sie wohl auch noch an das andere Hollywood-Mantra: "Perception is everything" (Der Schein ist alles) und gab vor, in Hülle und Fülle davon zu haben, was in Hollywood Gold wert ist: Kontakte zu den Stars.

Auch wenn es in Zeiten des Internets schwieriger geworden ist, die eigene Biografie aufzuwerten, so ist es einfacher geworden, vorzutäuschen, jemand ganz anderer zu sein.

Speca kreierte Dutzende falsche E-Mail-Adressen, die sie dazu benutzte, sich selbst unter bekannten Namen wie dem des Regisseurs Christopher Nolan ("Dark Knight") oder des Models Behati Prinsloo (Verlobte von Adam Levine) anzuschreiben.

So gaukelte sie ihren Vorgesetzten vor, in Hollywood extrem gut vernetzt zu sein. Eine Weile schaffte sie es sogar, damit zu beeindrucken. Erst als sie vorgab, ein Housesitter für Regisseur David Fincher ("The Social Network") zu sein, flog die ganze Sache auf. Sie wurde fristlos gefeuert.

Diese Art von Cybercrime wurde nicht von Speca erfunden und hat auch längst einen Namen: "Catfishing" ist der gängige Begriff für das Vortäuschen einer falschen Online-Identität. Der Name stammt ursprünglich von einer Dokumentation mit dem Titel "Catfish". Seit dem Jahr 2012 gibt es eine gleichnamige MTV-Dokumentarserie, die wöchentlich "Catfisher" entlarvt.