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Das offene Glied am Ende der Notrufkette

Thomas Hofbauer
Das offene Glied am Ende der Notrufkette
Das offene Glied am Ende der Notrufkette

"Bitte hol mich jetzt ab." Eltern kennen diesen Notruf ihrer Kinder. Auch wenn er mitten in der Nacht eintrifft, setzen sie sich gerne ins Auto. Der Nachwuchs soll seinen Spaß haben, und dann wieder sicher nach Hause kommen.
Das Verlangen, abgeholt zu werden, kann die Eltern-Kind-Beziehungen aber auch - kurzfristig - zerrütten. Verständigungsschwierigkeiten. Der Teenager schickt ein SMS. Dessen Ankunft, signalisiert durch einen zarten Ton am Handy des eingedösten Vaters, bleibt aber unbemerkt. Ich kann mich noch gut an eine derartige Situation erinnern. Kalt sei es gewesen, saukalt, wurde mir vorgeworfen, bis der Teenager das tat, wozu ein Telefon erdacht wurde: anrufen. Frostig war auch die Stimmung bei der Nachhausefahrt, denn die Schuldfrage konnte nicht geklärt werden: Ob der Vater wach bleiben oder der Sprössling eine Antwort abwarten müsse. Ein Generationenproblem?

Mir ist die Geschichte wieder eingefallen, als ich diese Woche einen Test von Seniorenhandys in dieser Zeitung las. Dort stand, dass alle getesteten Telefone auch eine spezielle Notruftaste haben. Ein Druck darauf würde reichen, um eine Notrufkette auszulösen. Dabei wählt das Handy von selbst die Nummer des ersten Notfallkontakts. Wird der Anruf nicht angenommen, wählt es die nächste Nummer. Manchmal, so stand da, würde die Notrufkette aber ins Leere laufen, denn das Handy werte den Notruf auch als angekommen, wenn sich am anderen Ende ein Anrufbeantworter oder eine Mobilbox melde. Einige Hersteller haben dafür aber eine Lösung: Hier muss der Angerufene zusätzlich eine bestimmte Taste drücken, damit der Notruf als angekommen gilt. "Wählen Sie bitte jetzt die Neun, wenn Sie verstanden haben, dass Vater in der Kälte steht, weil er die Schlüssel vergessen hat." Ich muss mir den Text unbedingt aufheben, damit ich in ein paar Jahren das richtige Modell kaufe.