Seit das Thema KI nicht nur im Klassen-, sondern auch im Lehrerzimmer angekommen ist, ist Feuer am Dach. Wurde seit Jahren der Professorenschaft nicht Selbstverfasstes von Schülern als Eigenleistung untergejubelt? Das kann so nicht weitergehen und darum gibt es jetzt ein erstes Opfer: Die verpflichtende vorwissenschaftliche Arbeit an AHS soll fallen.
Doch die Idee, vor der neuen Technologie zu kapitulieren, ist wohl die schlechteste, denn ein Resignieren sollte sich unser Bildungssystem nicht leisten.
Lehrervertreter haben zuletzt die Abschaffung gefordert, weil die VWA sozial ungerecht ist. Jugendliche aus bildungsfernen Haushalten können auf weniger Unterstützung zählen. Geschenkt, das ist somit nicht anders als in der übrigen Schulkarriere. Dass diese Unterstützung vonseiten der Lehrer kommt, ist bei einem Salär von 296,39 Euro brutto für die Begleitung einer VWA über eineinhalb Jahre tatsächlich zu viel verlangt. Vor allem auch deshalb, weil der mögliche (und im Idealfall an manchen Stellen auch sinnvolle) Einsatz von KI eine noch intensivere Betreuung erfordert.
Dass wiederum dieses Ressourcenproblem der Grund für die Quasi-Abschaffung der VWA sei, verneint Unterrichtsminister Polaschek. Er sprach von Chancen und von einer innovativen und kreativen Interpretation des Themas Abschlussarbeit. Die kreativste Idee ist, dass eine VWA weiter freiwillig geschrieben werden kann. Weniger, aber bessere Arbeiten sollen entstehen, die dann besser betreut werden. Dass diese Betreuung mehr Arbeit für Lehrer bedeutet, die aber wegen weniger Arbeiten geringer entlohnt wird, wird kreativ übersehen.
Könnten wir uns nicht darauf einigen, dass man neue Technologien nicht einfach ausblenden, sondern kennen und nutzen lernen muss? Dass KI nicht nur bei der VWA, sondern bei jeder Hausübung mitgedacht werden muss und dass nicht für die Schule, sondern für das Leben gelernt wird und daher Schule unter ähnlichen Umständen stattfinden soll wie das, was außerhalb des Schulhauses passiert?