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Was bitte soll eine KI-Fabrik sein?

Rauchende Schlote, das ist das gängige Bild einer Fabrik. Doch was hat das mit künstlicher Intelligenz zu tun?

Thomas Hofbauer

Die EU-Kommission will Europa zum globalen Führer beim Thema künstliche Intelligenz (KI) machen, so sieht es der KI-Kontinent-Aktionsplan vor. Man werde Europa mit Supercomputern und KI-Fabriken überziehen. Und während Sie sich jetzt denken, ja, die EU, die will so manches, und rauskommen tut meist doch nur eine neue Regulierung, stellt sich die Frage: Warum sagt man KI-Fabrik? Wird da am Fließband KI hergestellt? Im Ein-, Zwei- oder Dreischichtbetrieb? Hat die KI-Fabrik einen Gleisanschluss oder führt sie zu mehr Verkehr auf den Straßen? Hat die KI-Facharbeiterin einen Blaumann an oder einen weißen Laborkittel?

Tatsächlich kann man dem Bild einer KI-Fabrik einiges abgewinnen. Weil man bei Fabriken zuerst an rauchende Schlote denkt. Auch die KI hat einen gewaltigen Energiehunger. Eine Anfrage bei ChatGPT benötigt im Schnitt 2,9 Wattstunden. Eine Google-Suche etwa ein Zehntel davon. Täglich 195 Millionen Anfragen ergeben einen Strombedarf von 66.000 Haushalten, rechnet der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich vor. Das ist enorm.

Das führt zur Frage, wie man in der KI-Fabrik Energie sparen kann. Wer statt älterer Modelle von ChatGPT das aktuelle (4.0) verwendet, reduziert den Energiehunger auf ein Zehntel. Auch in der Ausstattung der KI-Fabriken mit moderneren Chips liegt Einsparungspotenzial. Dem entgegen wirkt der Effekt, dass KI-Anwendungen immer komplexer werden. Beim Thema KI-Video steht die Entwicklung erst am Anfang, genauso wie die Nutzung von künstlicher Intelligenz im Alltag.

Vom Rebound-Effekt spricht man, wenn am Ende mehr verbraucht wird, obwohl man eigentlich sparen wollte. Mit spritsparenden Autos wird mehr gefahren, stromsparende LEDs werden länger eingeschaltet. Und so wird auch KI immer sparsamer werden, die Nutzung wird aber um ein Vielfaches steigen - und die Schlote bei den Kraftwerken rauchen, um den Stromhunger zu decken. Dabei träumten wir doch immer von einer glatten, sauberen, neuen digitalen Welt.