Das Beisl ist üblicherweise mehr als bloß ein Lokal, in dem man essen und trinken kann. Es übernimmt auch die Funktion eines zweiten Wohnzimmers, ist Umschlagplatz für Nachrichten, Gerüchte, ist ein Ort des Schmähs, der Gemütlichkeit und der Geselligkeit. Was auch Spiele, von Darts bis zum Schnapsen miteinschließt. Grund genug für den Sender Puls 4, um eine neue Gameshow in diesem typisch österreichischen Kurzweil-Biotop anzusiedeln. Sie heißt etwas spröde (und fast schon piefkenesisch) "Bundeswirtshausspiele" und feierte Montagabend (20.15) Premiere. Zwei Kandidaten traten gegeneinander an. Der "berühmteste Weinmacher seit Jesus" und "A Genie auch ohne Ski". Die Moderation des Kabarettisten Georg Rudle gibt die Richtung vor: Stammtischgaudi vulgo Bruhaha. Gemeint sind übrigens Leo Hillinger und Armin Assinger.
Das Positive: Die "Bundeswirtshausspiele" sind keine Pseudo-Sportshow, wie sie derzeit nicht nur in deutschen Landen boomen. Dem "Gigantenduell" (Rudle) liegt immer ein Augenzwinkern zugrunde, auch wenn am Ende ein stattlicher "Meisterteller", wie man ihn aus Fußballmeisterschaften kennt, an den Sieger überreicht wird. Der homo austriacus darf hier fröhliche Urständ' feiern, wenn Hillinger darauf verweist, 16.000 Kilometer pro Jahr mit dem Rad zu fahren, antwortet Ex-Skifahrer und Moderator Assinger: "I muaß net Hämmorhoiden züchten" und hat die Lacher auf seiner Seite. Dazu passend der Titel des ersten Bundeswirtshausspiels: "Freibier für alle." Biergläser müssen auf Bierdeckel platziert werden. Der schicke Weinbauer gewinnt.
Später gilt es heimische Promi-Stimmen zu erkennen, es geht um einschlägige Celebritys, von Mausi Lugner bis Peter Rapp, Richard Lugner bis Marko Arnautovic. Kerniges aus dem Mund des Millionenshow-Moderators ("Die Depperten haben's Glück, klar, dass du das weißt") leitet über zum Spiel "Orte nageln", wo es darum geht, seine rot-weiß-roten Geographiekenntnisse via Nagel und Hammer unter Beweis zu stellen. An der Grenze der Peinlichkeit: Die Kommentare eines unter Gagzwang leidenden Juryduos, gebildet aus Dori Bauer und Edi Finger Jr. ("Ich hab' schon einiges gesehen im Sport, aber was ich heute gesehen habe: sensationell!").
Im Wirtshaus von Puls 4 wird auch Lügenpoker gespielt und am Hometrainer wird in die Pedale getreten. Der - wie es sich für eine Stammtischhetz gehört - illustre, von Machodenken nicht freie Wettkampf "Goliath gegen Goliath" endet mit einem Sieg des "Super-Kärntners" (Eigendefinition) Assinger. Demnächst werden sich Toni Polster und Oliver Pocher im "Bundeswirtshaus" duellieren. Drei Prognosen: Edi Finger Jr. wird "I wer narrisch" rufen, Toni Polster einen ziemlich lässigen Schmäh führen und Oliver Pocher (könnte den Begriff Ösi-Olympia in den Mund nehmen) gewinnen. Prost!


