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Alt gegen Jung und Inländer gegen Ausländer

Die Generationenfrage birgt Sprengstoff für die Gesellschaft: Nur durch Zuwanderung hätte die heutige Jugend rechnerische Chancen, um ihre Interessen gegen den steigenden Anteil an Senioren durchzusetzen.

Inländer gegen Ausländer, das war gestern. Es wird auch morgen sein. Denn jenen Parteien, die mit dem "Ausländerthema" in früheren Wahlen gepunktet haben, werden im Superwahljahr 2013 tolldreiste Dinge für eine Wiederholung ihrer vermeintlichen Erfolgsstrategie einfallen.

Doch im Zuge der Wehrpflicht-Volksbefragung trat sogar der emotionale Aufreger Integration in den Hintergrund. Dafür hat das Stimmverhalten für Wehrpflicht oder Berufsheer die Generationenfrage als Konfliktlinie mit ebenso gewaltigem Sprengstoff aufgezeigt. Absurderweise bedurfte es des Heeresthemas plus eines Umfragestreits, damit Öffentlichkeit und Medien Daten entdecken, welche auf den Internetseiten der Statistik Austria mittels Mausklick seit Ewigkeiten abrufbar sind: Wir haben eine Ungleichverteilung von älteren und jungen Wählern. Derzeit halten wir bei nur 20 Prozent unter 30-jährigen und 30 Prozent über 60-jährigen Wahlberechtigten.

In ein paar Wahlen werden fast doppelt so viele Senioren abstimmen wie Teenager und Twens. Das hat nichts mit Umfragen und deren Schwankungsbreite zu tun, sondern ist simples Rechnen der Bevölkerungszahlen: Wer in den nächsten 16 Jahren wählt, muss ja längst geboren sein.

Eine Trendwende scheint unmöglich, weil a) großartige Steigerungen der Geburtenrate gesellschaftlich irreal, und b) dramatisch mehr Einbürgerungen junger Ausländer ein politisches Tabu sind. Doch nur mittels Migration hätte die heutige Jugend rechnerische Chancen, in der Mehrheitsmeinung zu sein, wenn es - als provokantes Beispiel - um die Höhe der Budgetausgaben für staatliche Pensionen oder das Pensionsantrittsalter geht.

Wer älter ist, wird naturgemäß nicht für weniger Pension ab dem erst 70. Lebensjahr und somit gegen seine Interessen stimmen. Junge, die das Ganze als in- oder ausländische Beitragszahler (mit-)finanzieren, brauchen daher eigentlich Sonderrechte für Minderheiten. Denn einerseits sind sie Tag für Tag von den Entscheidungen des politischen Systems betroffen. Andererseits haben sie jahrzehntelang keine reellen Optionen auf Mitbestimmung.

Das gilt für Jugendliche wie Ausländer und ist demokratiepolitisch heikel. Die Schnittmenge der genannten Gruppen ist insofern gegeben, weil das Durchschnittsalter der hier lebenden Nichtösterreicher nur 35 Jahre beträgt. Bei den in Österreich geborenen inländischen Staatsangehörigen (42 Jahre) wie auch den eingebürgerten Ausländern (49 Jahre) ist es deutlich höher.

Will man die Bevölkerungsstruktur verjüngen, müsste man verstärkt und schneller einbürgern. Dieses Thema sachlich zu diskutieren ist für unsere Politiker ein Ding der Unmöglichkeit.