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Die Schlachtfelder der Wahl

Die Hürde von vier Prozent der Stimmen, um bei der Nationalratswahl ins Parlament einzuziehen, hat sich herumgesprochen. Die Alternative, mittels Grundmandate im Wahlkreis parlamentarisch zu werden, gilt als Insider-Schmäh, weil man in einem der 39 Regionalwahlkreise knapp 30.000 Stimmen benötigt.

Also haben nur SPÖ, ÖVP und FPÖ solche Mandate sicher und diese Parteien erhalten ohnehin mehr als besagte vier Stimmenprozente.

Für Politstrategen ist trotzdem spannend, wer auf Kreisebene von wem und an wen Mandate gewinnen oder verlieren wird. Um das zu erforschen, braucht es keine Spezialsoftware. Es genügt, von der Internetseite des Innenministeriums alle Regionalergebnisse 2008 als Excel-Datei herunterzuladen. In Zusatzspalten wird berechnet, wie viele Stimmen auf ein rot-schwarz-blaues Grundmandat fehlen oder wann ein solches verloren geht. Gibt man beispielsweise zehn Prozent in die Formel ein, werden Regionen zum "Battleground", wenn Parteien weniger als ein Zehntel ihres Stimmenanteils von vor fünf Jahren mindestens gewinnen müssen bzw. höchstens verlieren dürfen.

Parteiprofis arbeiten in ihrer Computerdatei auch mit Vergleichen zu Landtagswahlen und auf die Wahlkreise heruntergebrochenen Umfragedaten. Einziges Risiko ist die Schätzung der Wahlzahl. Sie ist unbekannt, weil erst im Nachhinein mittels Teilung der im Bundesland abgegebenen gültigen Stimmen durch die ebenda zu vergebenden Parlamentssitze ermittelbar.

Dennoch können Kreis für Kreis gewinn- und verlierbare Mandate als "Chance", "Gefahr" oder "weder/noch" klassifiziert werden. Genauso findet man heraus, wer dafür der Hauptgegner ist. In den Schlachtfeldern geht es darum, starke Kandidaten zu finden, Hausbesuche zu intensivieren, Werbemittel zu konzentrieren usw. Was sind nun 2013 Schlüsselwahlkreise?

Nur Vorarlberg und teilweise das Burgenland sind aufgrund der dortigen ÖVP-/SPÖ-Dominanz kaum umkämpft. Doch in Kärnten bekommt das BZÖ ohne Jörg Haider keine Grundmandate, von denen demzufolge vier frei zur Verfügung stehen. In der Steiermark werden durch die Zusammenlegung der Wahlkreise - vier statt bisher acht - doppelt so viele regionale Abgeordnete einziehen als zuletzt.

In Wien scheinen die FPÖ-Grundmandate sicher, eines der SPÖ in Wien-Süd-West hingegen nicht. Auch in Nieder- und Oberösterreich wackeln rote Mandate, nämlich im Wein- und Innviertel. Dasselbe gilt beim Wald- und Mostviertel für die ÖVP sowie rund um Inn und Mühl bei der FPÖ. Freilich ist hier das schwarze Potenzial ungleich größer, falls ihre Landesorganisationen mithelfen.

In Salzburg bangen die Nach-Burgstaller-Roten um den Kreis Lungau, Pinzgau und Pongau. Tirols Hauptkampfgebiet ist Innsbruck-Land. Das gilt jenseits von Wahlkreisen für alle Speckgürtel der Städte. Hier leben viele Wechselwähler und entscheiden über das Ergebnis.