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Eine Frau, die die Chefin war und Lkw reparieren konnte

Die Queen, ein Vorbild für alle Frauen? Immerhin hat sie gezeigt, dass Frauen auch Dinge können, die ihnen wenige zutrauen.

Maria Schmidt-Mackinger

Seit Donnerstag kennt die Welt also fast nur mehr ein Thema: Die Königin ist tot. Auch die Frauensache hat sich Gedanken gemacht über Elizabeth: War sie ein Vorbild?

Die im Fernsehen gezeigten Bilder aus ihrer Kindheit und Jugend rühren und begeistern: Ein aufgewecktes Mäderl wird da meist mit ihrer kleinen Schwester gezeigt - zwei zum Pferdestehlen. Eine unbeschwerte Kindheit, so wirkt es. Was hätte das Leben den selbstbewussten jungen Damen wohl zu bieten gehabt, hätte ihr Onkel nicht auf die Krone verzichtet und Elizabeth damit im Teenager-Alter schlagartig zur Thronfolgerin gemacht, die sich in das enge Korsett von Pflichterfüllung und Familientradition zwängen musste?

Doch ehe es damit so weit sein sollte, packt Elizabeth erst an der Front mit an: Die Aufnahmen aus dem Zweiten Weltkrieg zeigen eine junge Frau, die moderner nicht wirken könnte. Sie fährt Lastwagen und repariert sie, wechselt Reifen. Elizabeth hatte übrigens gar keine Fahrerlaubnis, sie durfte auch ohne fahren. Trotzdem, das Bild ist imponierend: Denn welche Frau durfte in den 40er-Jahren schon ein Auto lenken oder den Führerschein machen? Na ja, wer konnte sich damals ein Auto leisten?

Und dann sucht sie sich den Mann, mit dem sie ihr Leben verbringen will, selbst aus. Und heiratet ihn, obwohl er ganz und gar nicht als passende Partie für eine zukünftige Königin gilt, weil er kein Vermögen mitbringt und weil er eine deutsche Familie hat. Für Philip scheint das Leben an Elizabeths Seite trotzdem ein einziger Abstieg gewesen zu sein. Er muss seinen Namen aufgeben, hinter ihr gehen, sie ist seine Chefin, Chefin der Firma Windsor. Sie regiert das Land, er hält ihr den Rücken frei. Das Muster kommt bekannt vor - in vertauschten Rollen. "Ich bin der einzige Mann in diesem Land, der seinen Kindern nicht seinen Namen geben darf", soll er einmal geklagt haben. Philip soll dafür aber daheim der Chef gewesen, bemühen sich die Kommentatoren zu erwähnen - und dass er sie "liebevoll" Cabbage (Kohl) und Sausage (Würstchen) genannt haben soll.

Vier Kindern schenkt sie trotz ihrer Berufstätigkeit das Leben, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hinterfragt in ihrem Fall niemand, sie hatte ja auch genug Menschen, die sich um alles kümmerten. Zumindest ihr Sohn Charles, nun König von England, beklagte einst, keine schöne Kindheit gehabt und seine Eltern kaum zu Gesicht bekommen zu haben. Also beide, den Vater auch nicht.

Elizabeth II. war eine privilegierte Frau, die wusste, was sie will. Öffentlich durfte sie keine eigene Meinung haben, darum hat sie auch nie die Frage beantwortet, ob sie eine Feministin sei. Immerhin hat sie aber gezeigt, dass Frauen alles können. Auch Fahrzeuge reparieren.