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Von Blunzen, Dosenöffnern und Stammhalterinnen

In Sachen Gleichberechtigung ist längst alles gut? Naja, ein paar Vorurteile gäbe es da schon noch. . .

Maria Schmidt-Mackinger

Ja eh. Alles gut. Wir - besser gesagt schon Generationen von Frauen vor uns - haben Unglaubliches erkämpft. Wir dürfen wählen gehen und gewählt werden. Wir haben ein Recht auf Bildung und gleichen Zugang zu Schulen und Universitäten. Wir müssen unsere Männer nicht mehr fragen, ob wir eh arbeiten gehen dürfen und können unseren Beruf selbst auswählen. Wir dürfen selbst entscheiden, ob und wen wir heiraten wollen.

Und doch sind da noch immer diese lästigen Vorurteile und Gewohnheiten im Alltag, die einen als beobachtende Frau manchmal ganz schön verzweifeln lassen.

"Diese Blunzen!", ruft der männliche Fernsehsportkonsument, als die österreichische Skifahrerin einfädelt. "Das war sowas von klar!" Der kleine Bub, der mit dem Papa Daumen gedrückt hat, ärgert sich auch maßlos, hat er sich vor gar nicht allzu langer Zeit noch mit dem Blick auf den Frauenbewerb darüber aufgeregt, dass er "ein richtiges Rennen" sehen will. Und das ist halt eben eines, wo schneidige Männer Kopf und Kragen riskieren und mit 140 km/h die eisige Piste runterbrettln. Kein Wunder, dass die Mander viel mehr Preisgeld verdienen. Ein anderer äfft die Kommentatorin nach: "Wenn ich die schon höre mit ihrer hohen, nervigen Stimme!"

Wenn sich die Burschen zum Après-Ski versammeln und beim Singen eingängiger Hits wie jenem über "Puffmama" und Luder Layla, die "schöner, jünger, geiler" sei, Ausschau halten nach Mädchen wie Joana, geboren um Liebe zu geben: Dann vergisst mancher schon mal, was sich gehört und bestellt keck beim Kellner seines Vertrauens einen sogenannten Dosenöffner für die jungen Damen, die beim Schunkeln auf den Bänken ins Schwitzen geraten und sicher willig sind.

Apropos Dosen: Sie werden immer seltener, aber es gibt sie immer noch hin und wieder, die "Büchsenmacher"-Taferln mit den dazupassenden, auf Schnüren aufgefädelten Dosen, die der Nachbarschaft zeigen sollen: Hier wurde kein Stammhalter, nur eine Tochter geboren. Wie oft gibt eigentlich die Mutter ihren schönen Vornamen an ihre erste Tochter weiter, so wie das bei den erstgeborenen Söhnen doch immer wieder der Fall ist? "Herzlich Willkommen, Maria, die Fünfte!"

Und kennen auch Sie einen Mann, der im Straßenverkehr ohne genau zu schauen schon mal "Typisch Frau, wie die fährt!" gebrummt hat? Bis sich dann herausgestellt hat, dass am anderen Steuer in Wirklichkeit ein Mann saß? "Wie ein Mädchen" stellt sich sicher auch im Fußballtraining hin und wieder ein kleiner Bub an, wenn er zögert und sich etwas nicht sofort traut. Seine Schwester hat zum Geburtstag ein pinkes Shirt mit der Aufschrift "I love shopping" bekommen und geht mit der Mama am liebsten Schminke kaufen. Es ist nie zu früh damit anzufangen, allen gefallen zu wollen.