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Warum Mütter die besten Arbeitnehmerinnen sind

Sie sind maximal belastbar und für jeden Unmut gewappnet: Unternehmen können froh sein, Mütter an Bord zu haben.

Katharina Seyfried

Drei Frauen sitzen im Büro. Eine von ihnen hat kaum geschlafen, die zweite hat frühmorgens schon einen ausgewachsenen Wutanfall begleitet und die dritte erledigte am Weg in die Firma den Wocheneinkauf. Alle drei haben um
9 Uhr schon gefühlt einen ganzen Tag hinter sich - und liefern trotzdem 100 Prozent Leistung ab, denn so sind sie es von zu Hause gewohnt. Alle drei sind Mütter. Schlappmachen kennen sie nicht.

Gleichzeitig hält sich immer noch hartnäckig das Vorurteil, Mütter seien am Arbeitsplatz weniger wert. Sie seien unflexibel, fielen öfter aus und erbrächten insgesamt weniger Leistung, so der Trugschluss.

Die Auswirkungen von solchen Klischees bekommen sie beinhart zu spüren, wie ein Forschungsteam der Universität Frankfurt im Jahr 2023 aufzeigte. Bei einer Befragung von 2000 hoch qualifizierten Frauen mit durchschnittlich 1,8 Kindern berichtete mehr als ein Drittel, dass ihr Karrierefortschritt durch die Mutterschaft auf Eis gelegt wurde. Was die Studie jedoch auch zeigte: Mütter wollen arbeiten und sie wollen Karriere machen. Für 35 Prozent der Befragten sind Beruf und Familie gleich wichtig, bei Frauen in Führungspositionen sind es sogar 46 Prozent.

Mütter wollen ihre Leistung also abliefern - nur wird ihnen selten die Chance dazu gegeben. Schuld sind oft die Rahmenbedingungen. Führung in Teilzeit, Tandemführung oder Homeoffice waren lange tabu. Chefinnen und Chefs wurden daran bemessen, wie präsent sie rein quantitativ waren.

Erfreulicherweise zeichnet sich langsam eine Trendwende ab. Unternehmen beginnen umzudenken. Auch, weil sie es müssen: Gute Arbeitskräfte fallen heutzutage nicht vom Himmel. Bewerberinnen werden wählerischer und fordern mehr. Führung ist für viele nicht mehr interessant, weil die Verantwortung groß und die Entlohnung oft gering ist. Also werden Firmen kreativ und das ist die Chance der Mütter: Plötzlich sind Führungsmodelle möglich, die vorher undenkbar gewesen wären. Dadurch entsteht eine Win-win-Situation. Unternehmen profitieren von höchst leistungsfähigem Personal und Müttern wird die Rückkehr in den Beruf schmackhafter gemacht.

In Sachen Belastbarkeit bringen Mütter jedenfalls alles mit, was sich Arbeitgeber nur wünschen können, denn einen größeren Stresstest, als ein Kind zu bekommen, gibt es wohl nicht. Mütter sind nicht nur Organisationstalente, sie bewahren auch mitten im Chaos die Ruhe und erledigen nebenbei noch zehn Dinge, die andere übersehen. Nicht zuletzt sind sie hoch qualifiziert im Konfliktmanagement - und wissen auch mit trotzigen Erwachsenen umzugehen.