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Da wird sich die Queen aber grämen . . .

Der US-Präsident ließ London wissen, er wolle das Land nicht besuchen, wenn ihn dort Demonstrationen von Gegnern erwarten.

Viktor Hermann

Am Anfang stand ein Staatsbesuch im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland ganz oben auf seiner Wunschliste. Donald Trump konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als gemeinsam mit der Queen in einer goldenen Kutsche vorzufahren, unter dem Jubel der Menschen, die in London immer noch mit Begeisterung reagieren, wenn sie Elizabeth II. sehen. Da könnte ja etwas Glanz abfallen für den Immobilienmogul aus New York.

Jetzt sieht es ganz so aus, als wollte der US-Präsident auf das Vergnügen verzichten, weil er mit etwas konfrontiert würde, das ein Mensch wie er so gar nicht verputzen kann: mit Kritik. Erst kürzlich hat der angesehene Kolumnist der "Times", David Aaronovitch, in einem Kommentar festgestellt: "Sie sind in meiner Stadt nicht willkommen, Herr Präsident." Das war nicht so einfach dahingesagt, nicht eine Ungehörigkeit eines "Mainstream-Journalisten", wie Trump gern behaupten würde. Da ging es darum, dass der US-Präsident für alles steht, was die aufgeklärten, liberalen, weltoffenen, umweltbewussten Londoner verabscheuen. Sie lehnen den Brexit ab, verstehen Trumps Islamophobie nicht, seine nationalistischen Töne können sie nicht ertragen und den Rückzug aus dem Klimaabkommen verstehen sie schon gar nicht. Sollte der Meeresspiegel je steigen, steht London so wie Trumps Lieblingsaufenthaltsort in Mar-a-Lago in Florida unter Wasser.

Donald Trump hat sich kaum Freunde gemacht mit seinen Attacken auf den Londoner Bürgermeister Sadiq Khan. Der Mann dürfte so ziemlich der größte Albtraum des US-Präsidenten sein: Moslem, Mitglied der Labour-Partei und tatsächlich von der Mehrheit der Londoner ins Amt gewählt. Diese Attacken waren - so wie viele Tweets Trumps - schlecht formuliert, sie basierten auf bewusstem Missverstehen und explizitem Hass auf einen Andersdenkenden, der noch dazu aus Trumps Sicht der "falschen Religion" anhängt.

Kein Wunder, dass die Bewegung der Londoner, die Trump nicht in ihrer Hauptstadt sehen wollen, in den vergangenen Wochen stark zugenommen hat. Für das Konzept der Brexit-Verhandlungen kann das alles nicht viel Gutes heißen. May hoffte sehr darauf, dass die USA den Briten nach ihrem Austritt aus der Europäischen Union Sonderkonditionen beim Handel und auf einigen anderen Feldern der Zusammenarbeit gewähren würden. Doch ein beleidigter Donald Trump, der auf die Aussicht verzichten muss, in einer goldenen Kutsche durch London zu fahren, wird solch eine Vorzugsbehandlung kaum gewähren.

Der Queen bleibt so erspart, mit einem Rüpel von jenseits des Atlantiks Smalltalk machen zu müssen.