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Der Nazi, der Griechenland retten will

Viktor Hermann

Griechenland wird am kommenden Sonntag eine weitreichende Richtungsentscheidung treffen. Es stehen Parteien zur Wahl, die in der Vergangenheit so ziemlich alles falsch gemacht und viel dazu beigetragen haben, dass das Land heute in einer schier ausweglosen Situation ist. Andere Parteien versprechen, in der Zukunft so ziemlich alles falsch zu machen, damit das Land nur ja nicht aus der Misere herausfindet.

Der erste Anlauf einer Wahl mitten in der Krise endete ja mit einem Patt im Parlament. Beim diesem Wahlgang schaffte eine Partei namens "Goldene Morgenröte" den Sprung in die Volksversammlung, die genauso gut auch "Griechische Nazipartei" oder "Faschisten von Hellas" heißen könnte - oder "Morgengrauen".

Das ist eine Bande von Hohlköpfen, die Adolf Hitler für eine "große Persönlichkeit" des 20. Jahrhunderts halten, den Hitlergruß für völlig okay halten und - selbstverständlich - alle Ausländer aus dem Land schmeißen möchten.

Wes Geistes Kinder diese Leute sind, zeigte ihr Pressesprecher kürzlich. Ilias Kasidiaris gilt als Intellektueller unter den Parteifunktionären der "Goldenen Morgenröte" und lieferte erst kürzlich den Beweis dafür, was er für einen intellektuellen Diskurs hält. Der Mann schüttete in einer Live-Fernsehdiskussion einer linken Abgeordneten ein Glas Wasser ins Gesicht und verpasste einer Kommunistin zwei Ohrfeigen. Daraufhin ergriff der Mann die Flucht (wie sich das für einen auf-rechten Helden gehört), um dem Zugriff der Polizei zu entgehen.

Kasidiaris hat auch eine besondere Auffassung von seiner Funktion als Pressesprecher. Er spricht grundsätzlich nicht mit der Presse. Da trifft es sich ganz gut, dass auch die griechische Presse nicht mit ihm reden will. Den Umgang mit solch einem Schläger möchte sich niemand antun.

Der Mann hat in einer griechischen Eliteeinheit gedient, zeigt sich gern im T-Shirt mit der Aufschrift "Waffen SS" und wünscht sich die Diktatur der Obristen zurück, die das Land von 1967 bis 1974 geknechtet hatten.

Irgendwie erscheint einem der Mann so, als hätte er die schlechten Eigenschaften aller autoritären Rechten Europas in sich vereinigt: den Hang zu Kriegsspielen in verwegener Uniform, ewiggestrige Sehnsucht nach der Diktatur, Unfähigkeit zu seriöser Diskussion, allzeitige Bereitschaft, seine Auftritte mit schlagenden Argumenten zu verbinden. Im Unterschied zu seinen österreichischen Brüdern im Geiste hält der Mann mit seinen Einstellungen kaum hinterm Berg. Also wissen die Leute wenigstens, wen sie sich aufhalsen, wenn sie seine Partei wählen.