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Ein Weltmeister in Sachen Ablenkung und Irreführung

Donald Trump zettelt einen Konflikt nach dem anderen an, um zu verschleiern, dass er kein Wahlversprechen einhalten kann.

Viktor Hermann

Reisen bildet. Selbst bei einem privaten Besuch der USA entkommt man nicht der Spaltung des Landes in Anhänger und Gegner des aktuellen Präsidenten. Auch in Kalifornien, das vor einem Jahr mit überwältigender Mehrheit Hillary Clinton gewählt hat, finden sich genug Anhänger des aktuellen Präsidenten, um jedes gemütliche Beisammensein unter Nachbarn zu einem politischen Minenfeld zu machen. Ein kritisches Wort gegen Donald Trump kann den schönsten Abend verderben.

Gerade diskutiert man heiß den Protest von (vornehmlich schwarzen) Sportlern gegen die rassistisch motivierte Ungleichbehandlung afroamerikanischer US-Bürger. Der Protest geht durchaus würdig vonstatten. Zu Beginn jedes Sportereignisses erklingt die amerikanische Nationalhymne und alle im Stadion stehen auf. Nun weigern sich etliche Spieler der National Football League zu stehen. Stattdessen knien sie während der Hymne nieder - um gegen Polizeigewalt gegen Schwarze zu protestieren. Da Donald Trump alles verträgt, nur keinen Widerspruch und keine Kritik, hat der Präsident diese Spieler heftig attackiert und ihre fristlose Entlassung gefordert. (Der Satz "you're fired" ist einer der wenigen, die er ohne Nachdenken aussprechen kann.) Dabei hat er sich gewaltig im Ton vergriffen, als er die protestierenden Spieler "Hurensöhne" nannte. Entweder fiel ihm nicht auf, dass er damit die Mütter dieser Leute schwer beleidigte, oder dieser Ton entspricht ohnehin dem Bild, das der US-Präsident von Frauen hat.

Jedenfalls hagelte es Kritik von allen Seiten. Politiker aller Lager, Medien, ja sogar bekennende Trump-Wähler distanzierten sich einmal mehr von dem Mann im Weißen Haus. Die Debatte geriet zur Grundsatzdiskussion über die Meinungsfreiheit und deren Grenzen. Bemerkenswert, dass Trump erst vor Kurzem das Recht weißer Rassisten verteidigt hatte, mit Hakenkreuzfahnen und der Flagge der Konföderierten ihre Meinungsfreiheit spazieren zu tragen. Jetzt verbreitet er Hass gegen Menschen, die vor dem Sternenbanner knien.

Freilich gibt es hinreichend Anlass zur Vermutung, dass Donald Trump diesen Streit ganz gezielt vom Zaun gebrochen hat. Damit ist die Gesellschaft der USA beschäftigt und diskutiert nicht darüber, dass Trump schon wieder einmal bei der Einhaltung eines Wahlversprechens gescheitert ist. Die Abschaffung von Obamacare rückt in weite Ferne und für die versprochene Steuerreform hat Trump bisher keine umsetzbaren Ideen vorgestellt.

Er lenkt sachliche Kritik an seiner gescheiterten Politik ab und nährt den Zorn seiner Hardcore-Wähler auf alles, was reich und liberal ist. Donald Trump kaschiert sein Scheitern und bereitet schon den Wahlkampf 2020 vor.