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Populismus kann ganz schön tief sinken

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Viktor Hermann

Politik der herkömmlichen Art ist stark ins Gerede gekommen. Man vermutet generell, dass die alten Parteien und die alten Politiker den Bezug zur modernen Welt verloren haben, nur noch alte Rezepte kennen und damit logischerweise keine neuen Probleme lösen können.

Eine Schweizer Jungpolitikerin hat gerade den Beweis erbracht, dass auch junge Politiker ganz schön altmodisch, ja geradezu dämlich sein können.

Natalie Rickli, mit 35 ziemlich jung für die althergebrachte Politik, hat aus der Erkenntnis, dass der veraltete Populismus ihrer Schweizerischen Volkspartei dringend eine Injektion an Popularität brauchte, einen neuen Feind erfunden. Anstatt wie bisher die Ausländer generell für jedes Problem der Schweiz verantwortlich zu machen, hat sie sich zielgenau die gefährlichste unter den Ausländergruppen herausgesucht und an den Pranger gestellt. Nein, es sind nicht islamistische Hassprediger, auch nicht albanische Drogenhändler oder russische Ex-Geheimdienstler: Es sind die Deutschen.

Denn die Deutschen, so Rickli, nehmen den braven Schweizern die guten Jobs weg. Die Deutschen reden Deutsch mit deutschem Akzent und können kein Schwyzerdütsch und verleiden damit jedem braven Schweizer sogar schon den Ausflug ins Gebirge. Denn nicht nur in den Spitälern treten sie auf, diese Deutschen, nicht nur in den Büros der Managementebene, nicht nur in den Fabriken als Ingineure, nein, auch noch als Servierpersonal auf Berghütten. Und das ist genau der Punkt, an dem einer tapferen schweizerischen Populistin der Hut hochgehen muss. Nicht einmal die lausig schlecht bezahlten Jobs in der Gastronomie wollen diese Deutschen mehr den Schweizern überlassen, nachdem sie sich schon die Posten als Ärzte, Techniker und Verwaltungsfachleute unter den Nagel gerissen haben.

Ganz in der Tradition der rechten Populisten attackiert Frau Rickli alles und jedes, das "von draußen" hereinkommt. Ganz in der Tradition der Verdummungspolitiker, die es ja auch bei uns so zahlreich gibt, dass einem schier blau vor Augen werden muss, unterstellt Frau Rickli, dass diese Leute die guten Jobs in der Schweiz nicht bekommen, weil sie dafür qualifiziert sind, sondern weil eine finstere Weltverschwörung sie ihnen zuschanzt. Ganz in der Tradition der Populisten schert sich auch Frau Rickli keinen Deut darum, was sie mit ihrem Unsinn anrichten kann.

Aber es ist schon verständlich, wenn Frau Rickli gegen "die Fremden" wettert. Denn sie und ihresgleichen halten ja schon einmal jemanden aus dem Nachbardorf für einen Fremden, dem man misstrauen muss.