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Von einer Heldin gerettet

Thorsten Rohde

Meine Heldin heißt Eva Rohde, Chefin des Universitätsinstituts für Transfusionsmedizin an der PMU/SALK und stellvertretende Rektorin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg. Aber deswegen ist sie noch keine Heldin.

Heldinnen führen an. Und sie führte an, dass Kindererziehung nicht das Problem von Frauen allein ist. Das war zu einer Zeit, als wir beide noch Studenten in Graz waren und über eine gemeinsame Zukunft nachdachten. Im Taumel der Verliebtheit und dem Wunsch, diese Frau zu begleiten, stimmte ich einer seltsamen Vereinbarung zu: Es sei meine Pflicht, sollten wir je Kinder bekommen, dass ich mindestens so viel Zeit wie sie in die Aufzucht des Nachwuchses investiere. Pflicht. Mit diesem Begriff hatte sie mich. Als gelernter Piefke war "Pflicht" für mich ja grundsätzlich was Gutes, also stimmte ich zu.

Die Kinder kamen. Wir hatten die von der Evolution scheinbar vorbestimmte Rollenverteilung. Nach vier Jahren im Job ging es mir beruflich und gesundheitlich wirklich schlecht. Eva beschloss, eine grundsätzliche Änderung in unserem Leben einzuleiten. Nachdem sie als angehende Ärztin genug verdienen würde, um uns als kleine Familie zu ernähren, sollte ich nun meine versprochene "Pflicht" einlösen und zu Hause die Kinder übernehmen.

Rückblickend hat sie mich damit heldinnenhaft "gerettet". Ich habe es getan und war damals einer der wenigen Diplomingenieure, die ihren Job aufgaben, um zu Hause zu bleiben. Meiner späteren weiteren beruflichen Entwicklung hat dies nicht geschadet.

Natürlich waren mir damals die "Pflichten" der Kindererziehung nicht vollständig klar. Es stellte sich schnell heraus, dass die täglichen "To-dos" nicht vereinbar waren mit den romantischen Vorstellungen, was Hausmänner so alles nebenbei erledigen können.

Eva hat ihren Anteil an der Hausarbeit trotz des fordernden Arztberufs vorbildlich wahrgenommen. Ihre heldinnenhafte Unterstützung bei allen meinen späteren beruflichen Tätigkeiten können sich viele Frauen von ihren eigenen Männern wahrscheinlich nicht einmal vorstellen.

Den vielen Supermännern unter uns kann ich sagen, dass es nicht schlimm ist, sich auch mal von einer Heldin retten zu lassen. Den zukünftigen Heldinnen schlage ich vor, insbesondere familiär ihre Supermänner mehr in die Pflicht zu nehmen.