Niemand wird bestreiten, dass in diesem Land ein gewaltiger Reformstau herrscht. Wir haben im Vergleich mit anderen Ländern viel zu hohe Steuersätze, vor allem auf Arbeit, ein teures, ineffizientes und sozial ungerechtes Schulsystem, eine überbordende Verwaltung mit einem bürokratischen Kompetenzdschungel und ein vielgleisiges, unübersichtliches und teures Fördersystem, um nur einige dringende Problemfelder zu nennen. Unsere Regierung verspricht seit Jahren, diese Probleme anzugehen, es gibt tausende Seiten mit Vorschlägen vom Rechnungshof oder vom Verfassungskonvent, der von 2003 bis 2005 (!) tagte, nur umgesetzt wurde und wird so gut wie nichts. Das liegt an unüberbrückbaren Auffassungsunterschieden, nicht nur innerhalb der Regierung, sondern auch zwischen Bund und Ländern und sogar zwischen gegensätzlichen Strömungen innerhalb der Regierungsparteien. Das Volk traut dieser Konstellation keine Reformen mehr zu und wendet sich wohl wieder einmal an die selbsternannten Saubermänner, die, wenn sie einmal an der Macht sind, dem Land noch mehr Schaden zufügen, was sie schon hinlänglich bewiesen haben. Und dann?
Im Jahre 1271 endete in der mittelitalienischen Stadt Viterbo die längste Papstwahl der Geschichte. Verschiedene Fraktionen unter den Kardinälen hatten gegensätzliche Interessen und konnten sich drei Jahre lang auf keinen Kandidaten einigen. Erst als die entnervten Bürger das Konklave wirklich einsperrten, auf Wasser und Brot setzten und kurz vor Wintereinbruch das Dach über dem Konvent abtrugen, einigten sie sich.
Was das mit dem Reformstau in Österreich zu tun hat? Eigentlich gar nichts, aber leicht einregnen soll es ja schon in unserem Parlament. . .