Die katholischen Bischöfe Österreichs haben sich am Montag bei ihrer Vollversammlung in Mariazell einen großen Brocken vorgenommen: eine neue Gesprächsbasis mit wiederverheirateten Geschiedenen zu finden. Denn genau diesen Auftrag hat Papst Franziskus den Bischöfen in aller Welt gegeben: Sich für ihre Region, für ihre Lebenswelt, für ihr kulturelles Umfeld zu überlegen, wie der Bruch mit jenen Katholikinnen und Katholiken geheilt werden kann, die nach einer Scheidung wieder staatlich geheiratet haben.
Als wäre das nicht Aufgabe genug, steht den Bischöfen auch ein "Jubiläum" ins Haus. Im Jahr 2018 werden es 50 Jahre sein, seit Papst Paul VI. mit seinem "Pillen-Verbot" die katholischen Ehepaare vor den Kopf gestoßen hat. Die Kritik war heftig, die Bemühungen der Bischöfe, der persönlichen Gewissensentscheidung ein Hintertürl offen zu lassen, waren ehrenwert, aber vergeblich.
Es ist an der Zeit, auch diesen Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. Die Zeichen dafür stünden gar nicht so schlecht. Nicht weil heute noch jemand Gewissensbisse wegen der Pille hätte, die ein Papst vor einem halben Jahrhundert verboten hat, sondern weil es heute ein neues Gesundheitsbewusstsein gibt: Wenn mein Körper etwas ohne Chemie regeln kann, verpasse ich ihm keine Pille.
Die Frage ist nur, ob die katholische Kirche bereit ist, auf den moralischen Zeigefinger zu verzichten und sich der "Pillen-Frage" ganz neu in der Sprache der Menschen von heute anzunähern.