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Bertone und Gänswein, das ist vorbei

Josef Bruckmoser

Georg Gänswein, der langjährige Sekretär von Papst Benedikt XVI., ist als "George Clooney des Vatikans" in die Geschichte der römisch-katholischen Kirchenzentrale eingegangen. Der schöne Prälat aus deutschen Landen ist noch immer Kämmerer des päpstlichen Haushaltes. Nur ist der neue Papst noch immer nicht in seine Gemächer eingezogen. Der Wirkungskreis von Erzbischof Gänswein ist entsprechend eingeschränkt.

Der bisherige Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone hat auch zur illustren Abteilung im vatikanischen Personal gehört. Als Erzbischof von Genua hatte er Spiele seines Lieblingsclubs Juventus Turin im Fernsehen kommentiert. Nicht ungern zeigte sich der Kardinal an der Seite des früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi.

Jetzt hat Papst Franziskus den 78-jährigen Staatssekretär in Pension geschickt. An seine Stelle tritt der italienische Erzbischof und Vatikan-Diplomat Pietro Parolin. Nach allem, was bisher bekannt ist, dürfte der 58-jährige Kirchenmann aus Vicenza für eine neue Kultur in der Führungsriege des Vatikans stehen: Er hat ein bescheidenes Auftreten, er ist nicht in die internen Machtkämpfe der Kurie verwickelt und er hat das Handwerk, das er in seinem Amt als Kardinalstaatssekretär braucht, von der Pike auf gelernt. Dass er zuletzt als päpstlicher Gesandter in Venezuela tätig war, wird ihm die Wege zum Chef aus Lateinamerika ebnen.

Papst Franziskus hat sich einen "zweiten Mann" im Vatikan erwählt, der in sein Bild von der Zukunft der Kirche passt.