Die "Salzburger Nachrichten" haben einen großen Verlust zu betrauern: In der Nacht auf Donnerstag verstarb in Wien unser langjähriger Musikkritiker Derek Weber unter anderem an Covid19. In seinem "Hauptberuf" Historiker, beschäftigte sich der 1947 in Knittelfeld geborene Wissenschafter und leidenschaftliche Musikfreund insbesondere mit der Wirtschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Er betreute das Archiv der Creditanstalt und wirkte maßgeblich an der Erforschung und Dokumentation der Geschichte der Bank mit. Er arbeitete und publizierte - als Fritz Weber - über die Wirtschaftsgeschichte der Ära Kreisky, habilitierte sich an der Universität Salzburg mit einer Arbeit über die Krise des österreichischen Bankwesens in den 1920-er Jahren, leitete eine Forschungsgruppe zu Fragen der Arisierung der österreichischen Wirtschaft in der NS-Zeit und schrieb eine Studie über die Österreichische Nationalbank von 1938 bis 1975.
Zuletzt erschien bei Böhlau seine fast 600-seitige Analyse "Vor dem großen Krach - Österreichs Banken in der Zwischenkriegszeit am Beispiel der Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe". Auch in Vorträgen und Symposien schätzte man seine Expertisen, als "Bankenfachmann" wie als Kulturpublizist.
Als Musikkritiker blieb Derek Weber in all seinen unzähligen Beiträgen, ob zu aktuellen Anlässen wie verlässlich jedes Jahr dem Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, ob in fundierten Analysen, Aufsätzen oder Interviews etwa für die jährliche Festspielbeilage der "Salzburger Nachrichten", immer ein Schreiber, der Leidenschaft für die Sache mit Respekt vor denen, die für uns die Musik lebendig machen, und mit einem profunden historischen Wissen mustergültig zu verbinden wusste.
Seine besondere Liebe galt dem Mutterland der Oper, Italien. Jahr für Jahr etwa berichtete Derek Weber von der Inaugurazione der Mailänder Scala am 8. Dezember oder von wichtigen Opern- und Musikfestivals, war mit Sprache und Mentalität Italiens so vertraut, dass er beispielsweise immer wieder Zugang zu einem so "schwierigen" Künstler wie Riccardo Muti fand.
Und er setzte sein Wissen und seine kritische Fähigkeit da und dort auch als Musikdramaturg ein: nie eitel, sondern als Kenner und Diener am jeweiligen Werk. Derek Webers sonore, nie vorlaute, aber gewichtige Stimme wird uns schmerzlich fehlen.