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Kabarettfestival Motzart: Bitte warten, bis sich das Orakel meldet

Ausharren als Dauerzustand: Das Gefühl greift ein Künstler mit einem interaktiven Telefon auf. Beim Festival Motzart erteilt es Ratschläge.

Künstler Matthew Mosher mit seinem Telefon-Orakel.
Künstler Matthew Mosher mit seinem Telefon-Orakel.

Die Stimme klingt künstlich, aber recht freundlich: "Wir haben ein paar lustige Telefondienste entwickelt, die Sie in der Warteschleife nutzen können", verspricht sie. Wer eine Geschichte hören will, soll auf dem Tastentelefon die 1 drücken. Die Taste 3 führt zur psychologischen Beratung. Und wer 5 wählt, kann ein Orakel befragen.

Das Gefühl, sich in einer ständigen Warteschleife zu befinden, hat der US-Medienkünstler Matthew Mosher als Startpunkt für sein Projekt "Pythia Consulting" genommen. Ertüftelt hatte er es schon, bevor die Pandemie 2020 den permanenten Wartezustand in vielen Lebensbereichen herbeiführte.

"Ich hatte das Projekt für das Medienkunstfestival Digital Spring eingereicht", erzählt Mosher. "Das vorgegebene Thema hieß ,Stand-by' und mich reizte der Gedanke, eine Erfahrung zu thematisieren, die man im Alltag ja eher zu vermeiden versucht."

Dann allerdings musste das Festival im Frühjahrs-Lockdown kurzfristig abgesagt werden. Das Projekt hat seither seine Aktualität nicht verloren: Die Ansage "Bitte warten" ist mittlerweile zum Dauergefühl geworden. Und vielleicht wünscht sich mancher ja mittlerweile öfter ein Orakel, das man fragen kann, wann es weitergeht.

Aber nicht nur deshalb hat Sebastian Linz, der künstlerische Leiter der ARGEkultur, das Projekt "Pythia Consulting" in das Motzart-Kabarettfestival übernommen. Seit Beginn der Pandemie versuche die Institution, "möglichst viel von dem, was entfallen musste, zu anderen Zeitpunkten nachzuholen".

Verschoben werden müssen auch die meisten Abende des Motzart-Festivals. Am Sonntag (31. 1.) hätte es beginnen sollen. Wegen des aktuellen Lockdowns müssen sich Kabarettfreunde gedulden. Die Auftritte werden im Jahresprogramm verteilt, wie Linz erläutert: "Motzart wird heuer als Pop-up-Festival stattfinden."

Und an jedem der Abende soll Moshers rotes Telefon im Foyer aufgestellt sein. Es ist mit einer kleinen künstlichen Intelligenz ausgestattet, die dann live mit den Benutzern kommuniziert. Bis dahin lassen sich in einer kleinen Internetvariante (https://mosher.art/pythia) die Grundfunktionen der unberechenbar kreativen Telefonschleife probieren.

Eine Kernveranstaltung des Festivals ist indes weder verschoben noch abgesagt. Im "Motzart Salon" redet Kabarettist Hosea Ratschiller am Mittwoch (3. 2., 20 Uhr) mit Rubina Möhring (Reporter ohne Grenzen), Satiriker Fritz Jergitsch ("Die Tagespresse") und Michael Butter, Experte für Verschwörungstheorien, über das Thema "Facts, Fake & Fun".

Auch wenn der Motzart-Löwe im Logo des Festivals heuer eine Trump-Frisur trage: "Die Frage nach Fakten und Fake News hat sich mit der US-Wahl nicht erledigt. Das zeigt sich an vielen aktuellen Themen." Die Debatte ist als kostenloser Livestream zu sehen - Möglichkeiten zum Mitreden inklusive. Die Idee, mit dem "Motzart Salon" ein Diskursformat im Festival zu verankern, sei ihm wichtig, erläutert Linz, "weil wir damit Satire noch stärker in Bezug zu aktuellen Zeitthemen setzen können".

Stream und Infozu aktualisierten Terminen: www.argekultur.at

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