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Universität Mozarteum: Rektorensuche kommt in die Gänge

Die Universität Mozarteum lässt die "Causa Mauser" hinter sich.

Universität Mozarteum: Rektorensuche kommt in die Gänge

Welch turbulenter Tag für die Universität Mozarteum hätte der gestrige Freitag werden können! Nachdem der Professorenverband, ein privater Verein, in einer Presseerklärung am 12. Juni "mit Nachdruck" dafür plädiert hatte, den Universitätsrat vor der Suche des nächsten Rektors zu erneuern, bot die Senatssitzung am Freitag die Gelegenheit, diesen Konfrontationskurs offiziell zu bekräftigen oder auf Nichtbefolgung der Forderung zu reagieren. Denn die Vorsitzende des Universitätsrats, Viktoria Kickinger, stand dem Senat, von dessen 18 Mitgliedern neun Professoren sind, Rede und Antwort.

Viktoria Kickinger war 2014 als Universitätsratsvorsitzende treibende Kraft bei der Bestellung Siegfried Mausers gewesen. Doch dessen Rektorvertrag wird per 30. Juni 2016 einvernehmlich gelöst, da gegen ihn in München ein Prozess anhängig ist, in dem er in erster Instanz wegen sexueller Nötigung nicht rechtskräftig schuldig gesprochen ist. Er bestreitet die Vorwürfe und hat gegen das Urteil berufen.

Das Misstrauen des Professorenverbands gegen den Universitätsrat ist nun Schall und Rauch. Denn: "Die Erklärung war heute kein Thema", berichtete Hansjörg Angerer, Professor für Horn und Abteilungsleiter für Blas- und Schlaginstrumente, nach der Senatssitzung, in der er zum neuen Vorsitzenden gewählt worden war. Übrigens: Der Unterzeichner besagter Erklärung, Vorsitzender des Professorenverbands und Senatsmitglied, Mario Diaz, war - weil im Ausland - in der Sitzung nicht anwesend.

In dieser wurden auch die Gründe besprochen, die in den vorigen Wochen die Kritik am Universitätsrat genährt hatten. Von mehreren Seiten wurde den SN zugetragen, es habe 2014 Gerüchte bis hin zu konkreten Hinweisen an den Universitätsrat gegeben: über angebliche wiederholte Schürzenjägerei schon während Mausers Tätigkeit in Salzburg und Innsbruck und sogar eine schriftliche Warnung wegen eines der zwei Fälle, die nun in München gerichtsanhängig sind.

Darauf erwiderte Viktoria Kickinger am Freitag: Ja, ihr sei am Tag nach der Wahl Siegfried Mausers zum Rektor per E-Mail von einer angeblichen sexuellen Belästigung in München mitgeteilt worden. Sie habe sofort empfohlen, in München wie Salzburg die Gleichbehandlungsbeauftragten einzuschalten. Bei beiden habe sie sich später erkundigt, aber nichts Einschlägiges erfahren. Sie habe mit dem Kanzler der Münchner Musikhochschule gesprochen, auch da habe sich kein Verdacht erhärtet.

Sie habe jene Person, die den Münchner Hinweis gegeben habe, samt Rechtsbeistand zum Gespräch mit mehreren Beteiligten eingeladen. Davon gibt es unterschiedliche Sichtweisen. Ein Teilnehmer berichtet, Kickinger habe mit dem Vorwurf "Sie wollen Herrn Mauser nur vernichten und fertigmachen" weitere Erläuterungen abgewiegelt. Die Uniratsvorsitzende hingegen beteuert, ihre Frage nach konkreter Aussage der betroffenen Frau sei mit dem Hinweis auf Vertraulichkeit abgelehnt worden. Von dieser Sitzung gibt es nur individuelle Gedächtnisprotokolle - alle unter dem Siegel der Vertraulichkeit. Jedenfalls: Was Viktoria Kickinger ihren Angaben zufolge gefordert hat, und zwar "etwas Handfestes, eine Anzeige - irgendetwas", gab es nicht.

Auch den Betriebsrat habe sie informiert und um etwaige Hinweise gebeten. Doch: "Es kam keine Rückmeldung - nichts", schilderte sie am Freitag. Schließlich habe sie Siegfried Mauser mit den Vorwürfen konfrontiert, der habe alles abgestritten und dies in der von ihr geforderten eidesstattlichen Erklärung bekundet. "Mehr ist nicht möglich gewesen", stellt die Uniratsvorsitzende fest. "Dann hat die Inauguration stattgefunden."

Wie immer Siegfried Mausers Bestellung 2014 abgelaufen ist - mit seiner Vertragsauflösung, mit der konsequenzlosen Professorenerklärung und mit dem am Freitag kundgetanen Einvernehmen der beiden Vorsitzenden jener Gremien, die nun im Tandem einen Rektor suchen, nämlich Viktoria Kickinger für den Universitätsrat und Hansjörg Angerer für den Senat, ist dieses Kapitel zu schließen. "Für uns ist die Causa Mauser nun beendet", bestätigt Hansjörg Angerer.

Wie wird das nächste Kapitel aufgeschlagen? Anfang September wird der Rektorsposten ausgeschrieben. Anfang Oktober wird der unlängst gewählte, dann formell amtierende neue Senat mit dem Universitätsrat eine Findungskommission bilden. Dem folgt eine am Freitag fixierte Novität: Drei bis fünf Kandidaten werden sich in einer universitätsinternen Anhörung den Fragen der Studierenden stellen. Danach macht der Senat einen Dreiervorschlag, aus dem schließlich der Universitätsrat einen der drei zum Rektor wählt.

Ab sofort würden Kandidaten gesucht. Sie sei überzeugt, dass es an der Universität Mozarteum einige "rektorable Persönlichkeiten" gebe, also hoffe sie auch auf Bewerbungen aus dem Haus, sagt Viktoria Kickinger. Wird die Wahl bis Jahresende gelingen? "Garantieren können wir das nicht, doch ich garantiere Ihnen unser Bemühen." Und Hansjörg Angerer sekundiert ihr: "Wir wollen sofort anfangen und zügig zu einem Ergebnis kommen."

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