Unbürokratische Soforthilfen, eine Förderung von Onlineauftritten und eine Rundfunk-Initiative: Das sind drei der Forderungen, die Vertreter der freien Musikszene in einem offenen Brief an die Politik richten. Sie seien eine der ersten Berufsgruppen gewesen, deren Arbeit durch die Coronamaßnahmen existenziell eingeschränkt worden sei, heißt es in dem Brief der Musikerinnen und Musiker, die durch die Initiative "Mit der Stadt reden" vertreten sind. Zugleich seien sie wohl die Letzten, deren Tätigkeit wieder zur Normalität hochgefahren werde.
Liveauftritte sind die wichtigste, in Zeiten eines geschrumpften Tonträgermarkts oft auch einzige Einkommensquelle für Musikschaffende. Seit Beginn der Coronakrise weichen Musiker immer wieder auf Onlineformate aus. Diese sind zwar ein Weg, sich trotz Veranstaltungssperren vor Publikum zu präsentieren, Möglichkeiten, damit Einnahmen zu erzielen, bieten sie aber kaum. Auch der dafür nötige Aufwand sei für viele nicht ohne Weiteres zu leisten, heißt es in dem offenen Brief an die Bundesregierung. Eine Förderung für Internetauftritte, ähnlich wie bei herkömmlichen Konzerten, ist daher eine der Forderungen der freien Szene. An erster Stelle steht indes eine "unbürokratische Soforthilfe in Form eines monatlichen Einkommens von 1000 Euro" pro Musiker "zumindest bis Jahresende 2020". Weil es an Perspektiven für eine Wiederaufnahme des Livebetriebs fehle, seien die Planungen vieler Musikschaffender "bereits jetzt bis weit in das Jahr 2021 unsicher".
Könnte ein Ausweichen ins Freie eine Linderung für die Verbote bedeuten, die aktuell für Indoor-Veranstaltungen gelten? Für Open-Air-Aufführungen oder Performances im öffentlichen Raum unter Einhaltung der medizinischen Vorschriften fordert die freie Musikszene "unbürokratische behördliche Genehmigungen".
Weil auch bei Proben die Regeln für den Mindestabstand zwischen Mitwirkenden gelten, seien auch größere Proberäume nötig: Derzeit geschlossene Konzerthäuser und Theater des Bundes sollten ihre Räumlichkeiten vorübergehend der freien Szene zur Verfügung stellen, heißt es in der acht Punkte umfassenden Liste weiter, zu denen auch eine "erhöhte Anzahl von Auftritten im Rundfunk und auf digitalen Plattformen" zählt.
Seitens der Regierung stellten zuletzt Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek und Gesundheitsminister Rudolf Anschober in Interviews erste Lockerungen im Kultur- und Veranstaltungsbereich für Ende Mai in Aus- sicht.