Wenn der Jedermann auf dem Domplatz den Endlichkeits-Blues bekommt, wird er auch nächsten Sommer wieder von erdigen Gitarrensounds begleitet: Der Salzburger Gitarrist Chris Neuschmid ist Teil des Ensembles 013, das die Bühnenmusik zum Spiel vom Sterben des reichen Mannes spielt. Es sei "sehr schön, wieder mit vielen Freunden arbeiten zu können", erzählt der Pinzgauer Musiker.
Das Debütalbum, das Chris Neuschmid heuer unter seinem Namen veröffentlicht hat, ist hingegen das Ergebnis einer Soloreise zu sich selbst. Und der Titel, erzählt der Gitarrist, habe durchaus eine augenzwinkernde Note.
"Ain't Gonna Look Back" heißt die Platte mit elf Songs, die sich zwischen druckvollem Bluesrock, spritzigen Funk-Elementen und vielschichtigen Alternative-Klängen bewegen. Mit "Rollin' and Tumblin'" und "Come On In My Kitchen" hat Neuschmid daneben auch zwei Bluesklassiker eingespielt. Den Blick zurück verbietet er sich trotz des Titels also nicht. Im Gegenteil: "Ich habe mich bei der Arbeit an meinem Solodebüt sehr intensiv mit meinen Wurzeln beschäftigt", erzählt Neuschmid.
Zeit war reif, um sich auf die eigene Soundwelt zu fokussieren
Als Jugendlicher im Oberpinzgau sei er mit den Sounds der 90er-Jahre, also Grunge, Hip-Hop und Techno, aufgewachsen: "Fast alle anderen Kids waren damals DJs." Er selbst vertiefte sich in das Griffbrett. Die Salzburger Jazzband Present Tension wurde eine erste wichtige Station. Später war er zehn Jahre lang mit Formationen wie Mono & Nikitaman live unterwegs. "Ich habe wahnsinnig viele verschiedene Sachen gemacht", erzählt Neuschmid. Irgendwann sei es Zeit gewesen, sich auf die eigene Soundwelt zu fokussieren. Darin spiele der Blues immer noch eine wichtige Rolle: "Die Hendrix-Platten in der Sammlung meiner Eltern haben mich früh fasziniert."
Wer den Blues hat, weiß auch, dass das Singen über die unglücklichen Seiten des Daseins eine Möglichkeit ist, sie in positive Energie zu verwandeln. Dass das Genre derzeit in der Social-Media-Welt wieder eine Renaissance erlebt, freut den Gitarristen: "Der Blues scheint immer einen Weg zu finden - in den 60er-Jahren entdeckten ihn die Bands der British Blues Explosion neu und heute die Internetgeneration."
In Neuschmids Musik ist aber auch Platz für Einflüsse zwischen Afrobeat und Jazz: Als Gast spielte der Gitarrist etwa mit der österreichischen Erfolgsformation Shake Stew, mit Gründer Lukas Kranzelbinder ist er im Musiktheaterprojekt "Mein Lieblingstier heißt Winter" aktiv.
Mit eigener Band (Jojo Lackner, Christian Eberle, Andreas Tentschert) präsentiert er nun das gelungene Debüt "Ain't Gonna Look Back" im Cinetheatro in Neukirchen. Und zugleich schaut er nach vorn: "Es gibt Pläne für ein nächstes Album: Diesmal könnten es Songs in Mundart werden."
Album: Chris Neuschmid, "Ain't Gonna Look Back", Only Up Music.
Live: Freitag, 13. 12., Neukirchen, Cinetheatro, 20 Uhr.
