Grandezza und Charisma prägten die Schauspielkunst von Christiane Hörbiger. Am Mittwoch ist sie 84-jährig gestorben.
Die Schauspielkunst wurde Christiane Hörbiger in die Wiege gelegt. Ihre Eltern Paula Wessely und Attila Hörbiger galten in der Zwischenkriegszeit als Vorzeigepaar des Sprechtheaters.
Die beiden Josefstadt- und späteren Burgtheater-Größen avancierten auch bei den Salzburger Festspielen zu Publikumslieblingen: Attila Hörbiger verkörperte am Domplatz acht Sommer lang den Jedermann, Paula Wessely war auf das Gretchen in Max Reinhardts legendärer "Faust"-Inszenierung abonniert.

Bühnendebüt vor mehr als 60 Jahren
Kein Wunder, dass sowohl Christiane Hörbiger als auch ihre Schwestern Elisabeth Orth und Maresa Hörbiger den Beruf der Schauspielerin ergriffen. "Christiane Hörbiger spielte das vom Pech verfolgte Lottchen in allen Wechselfällen ihres Geschicks voll Poesie", war in den SN über ihr Debüt bei den Salzburger Festspielen zu lesen. Die damals 23-Jährige stand 1961 in Ferdinand Raimunds "Der Bauer als Millionär" neben ihrer Mutter auf der Landestheater-Bühne. Ebenfalls im Ensemble: ein gewisser Otto Schenk. Der engagierte sie als Regisseur 1972 für Shakespeares "Was ihr wollt" und 1976 für seine Inszenierung des "Talisman". Gemeinsam mit Helmuth Lohner als Titus Feuerfuchs bescherten Schenk und Hörbiger Salzburg eine Nestroy-Sternstunde. Zuvor war schon der Domplatz zu einem Spielfeld der charismatischen Bühnenkünstlerin geworden: Vier Festspielsommer war sie in der Rolle der Buhlschaft zu sehen.

Durchbruch mit "Das Erbe der Guldenburgs"
In den 1980er-Jahren zog sich Christiane Hörbiger von der Theaterbühne zurück und entdeckte die Welt von Film und Fernsehen für sich. Im beliebten TV-Intrigenstadel "Das Erbe der Guldenburgs" konnte sie die aristokratische Eleganz - ein Markenzeichen ihrer Bühnenkunst - in allen Schattierungen ausspielen. Als blasierte Göring-Nichte in Helmut Dietls Satire "Schtonk!" gelang ihr eine weitere legendäre Rolle.

Spezialistin für schwere TV-Stoffe
Oft genug waren es Figuren ohne großen Sympathiewert, die Christiane Hörbiger auf der Leinwand funkeln ließ - auch 2008 in der Fernsehverfilmung von Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame". Oft vermittelte sie die Zerrissenheit und Verletzlichkeit dieser Figuren. In jüngerer Vergangenheit wählte Christiane Hörbiger vermehrt schwere TV-Stoffe, spielte eine Alzheimer-Patientin, eine Krebskranke, eine Alkoholikerin und eine Obdachlose. 2018 erhielt sie die Goldene Kamera für ihr Lebenswerk. Sie vereine "Wiener Schmäh, internationale Grandezza und höchste Schauspielkunst", hieß es in der Laudatio.

Abschied von der Bühne
Auf die Frage zum möglichen Ende ihrer Schauspielerlaufbahn antwortete sie 2013 in einem Interview: "Stünde ich noch auf der Bühne, gäbe es eine Vorstellung, bei der ich mich dann nach der Vorstellung vor dem Publikum verbeugen müsste. Da muss ich sagen: Gut, dass ich mich nicht nach jedem Film verbeugen muss." Am Mittwoch starb Christiane Hörbiger im Alter von 84 Jahren.

"Österreich verliert eine seiner beliebtesten Schauspielerinnen"
Groß fiel die Anteilnahme auf die Todesnachricht aus. "Mit ihr verliert unser Land eine seiner beliebtesten und vielseitigsten Schauspielerinnen", kondolierte etwa Bundespräsident Alexander Van der Bellen: "Die einprägsame Art, mit der sie ihre Rollen anlegte, wird Theater- und Filmbegeisterten stets in guter Erinnerung bleiben." Auch Kulturminister Werner Kogler (Grüne) zeigte sich via Twitter betroffen: "Mit Christiane Hörbiger ist eine wunderbare, große Schauspielerin gegangen. Sie hat auf der Bühne ebenso begeistert wie auf der Leinwand und wurde dafür von vielen Menschen bewundert und geliebt."