SN.AT / Leben

Altes Wissen zum Thema Holz für die Zukunft

Holz war und ist ein elementarer Naturrohstoff. Viel Wissen rund um die Verarbeitung ist im Laufe der Zeit allerdings verloren gegangen. Ein Buch gewährt neue historische Einblicke.

Holzverarbeitung bei einer alten Hütte.
Holzverarbeitung bei einer alten Hütte.

Seit Urzeiten hat sich die Geschicklichkeit der Menschheit durch die Arbeit mit Holz weiterentwickelt. Das kostbare Wissen um die besonderen Eigenschaften des Werkstoffs wurde über Jahrhunderte von einer Generation an die nächste weitergegeben. Dennoch sind viele Erfahrungswerte aufgrund der Technisierung aus dem Blickfeld der Holzverarbeitung verschwunden. Damit dieser Fundus nicht verloren geht, haben vier Autoren und Autorinnen ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema Holzverwendung in einem Buch zusammengefasst. Auf Basis von Museumsobjekten, archäologischen Fundstücken und Quellen aus der Literatur geben Michael Grabner, Andrea Weber, Sebastian Nemestothy und Hans Reschreiter in ihrer Publikation nicht nur Einblicke in die Vergangenheit der Holzverarbeitung, sondern liefern auch Inspiration für Neues.

Die richtige Holzsorte für die passende Anwendung

Nachhaltigkeit ist keine Erfindung der letzten Jahre. Schon in früheren Jahrhunderten spielte der ökonomische, effiziente und sorgsame Umgang mit Holz eine wichtige Rolle. Besonders bedeutsam war in diesem Zusammenhang die richtige Wahl bestimmter Holzsorten für die passenden Anwendungsbereiche. Dabei fanden - anders als heute - auch Straucharten wie die Berberitze, die Kornelkirsche oder die Haselnuss Verwendung.

Dirndlholz war zum Beispiel gefragt, wenn es darum ging, Werkzeuggriffe, Leitersprossen, Dreschflegel oder Webschiffchen herzustellen. Das gut spaltbare und feinfaserige Material wurde Quellen zufolge sogar für Uhrmechanismen verwendet.

Auch das Holz von fruchttragenden Bäumen bildete aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften einen häufig genutzten Werkstoff. So wurden Hobel, Spindeln, Stifte und Achsen aus dem Holz von Apfel und Birne gewonnen. Kirsche und Zwetschke dienten aufgrund ihrer hohen Biege- und Schwingfestigkeit zur Herstellung von Zahnrädern und Radspeichen.

Krumm und verwachsen: Baumteile und Wuchs wurden früher anders beurteilt

Nicht nur die Holzsorten, sondern auch Baumteile und Wuchs wurden in der Vergangenheit anders beurteilt. Wo heute der Prozess der Industrialisierung kaum mehr Abweichungen zulässt, hielt man früher sogar gezielt Ausschau nach besonderen Wuchsformen.

So waren etwa krummschaftige Stämme im Schiffsbau nicht nur nachgefragt, sondern sogar vergleichsweise teuer. Auch sogenannte Überwallungen (Baumstrünke mit Überwuchs) wurden schon in prähistorischer Zeit genutzt. Einige Fülltröge und Transportgefäße mit dieser besonderen Holzstruktur wurden im historischen Hallstätter Bergwerk entdeckt. Mehr noch: Es konnte auch nachgewiesen werden, dass die Baumstümpfe gezielt für diese Art der Anwendung "gezüchtet" wurden.

Haselfichte - eine nachgefragte Wuchsabnormität für Musikinstrumente

Eine nachgefragte Wuchsabnormität stellt übrigens auch heute noch der Haselwuchs bei Fichten dar. Dabei bilden die Bäume im Jahrringaufbau charakteristische Einbuchtungen und eine besonders regelmäßige Holzstruktur. Das wiederum zeigt Auswirkungen auf die akustischen Eigenschaften des Holzes.

In den Dolomiten, auf einer Seehöhe von 1500 bis 1600 Metern, befindet sich noch heute ein Haselfichtenbestand. Es wird erzählt, dass Stradivari persönlich durch den Forst gestreift ist, um die geeignetsten Bäume für seine Geigen zu finden.

Buchtipp:"Holzverwendung", 2021, Leopold-Stocker-Verlag.