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Holzinnovation aus Salzburg

Die Salzburger Holzbauer glänzen mit ihren außergewöhnlichen Projekten nicht nur in Österreich, sondern auch im Ausland. Heimische Holzhäuser finden sich in Island ebenso wie in den USA.

Holzbau made in Bramberg: Bert, das Baumhaus.
Holzbau made in Bramberg: Bert, das Baumhaus.
 Ein Wohnhausprojekt auf Island wurde vom Loferer Holzbaubetrieb Meiberger vor Kurzem fertiggestellt. Mehr zu diesem Haus finden Sie unter: www.islandreisen.info
Ein Wohnhausprojekt auf Island wurde vom Loferer Holzbaubetrieb Meiberger vor Kurzem fertiggestellt. Mehr zu diesem Haus finden Sie unter: www.islandreisen.info

Ihre Familiennamen stehen seit Jahrzehnten für hochwertiges Handwerk, aber auch für Pioniergeist und Innovation. Das Holzbauunternehmen Maier aus Bramberg gehört ebenso wie der Loferer Betrieb Meiberger Holzbau zu den Aushängeschildern unter den Salzburger Handwerksbetrieben. Darüber, wie sich die Branche gewandelt hat, wie wichtig es ist, sich zu verändern, und was die Zukunft für den Holzbau bereithält, haben die "Salzburger Nachrichten" mit Birgit Maier und Walter Meiberger gesprochen.

SN: Der Holzbau hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt. Wie haben Sie diese Veränderungen in Ihren Unternehmen erlebt?
Walter Meiberger: Der Holzbau ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten in Bereiche vorgedrungen, die früher undenkbar gewesen wären. Eine neue Architektengeneration, materialtechnische Innovationen und Verarbeitungsmöglichkeiten haben viel zu dieser Entwicklung beigetragen. Dazu kommt natürlich auch der ökologische Gewinn, der Holz als Baustoff heute so interessant macht. Gleichzeitig haben sich aber auch der Markt und die Nachfrage rapide verändert. Vor 40 Jahren war es noch so, dass die Zimmereibetriebe vor allem Dachstühle gefertigt haben, aktuell machen wir davon allerhöchstens noch zwei bis drei pro Jahr. Durch die Technisierung haben wir heute auch einen weit höheren Output: Zu Zeiten meines Vaters hat man eine Woche gebraucht, um einen Dachstuhl abzubinden, heute ist das eine Angelegenheit von sechs Stunden.

Birgt Maier: Der ganz große Umbruch in der Fertigung hat etwa vor 25 Jahren eingesetzt. Früher hat sich der Arbeitsablauf ja komplett anders und weitaus aufwendiger gestaltet. Nach der "alten Methode" wären unsere Projekte heute schon allein zeitlich nicht mehr umsetzbar - derzeit entwickelt sich alles immer stärker in Richtung Digitalisierung. Zeitgleich mit den Fortschritten in der Verarbeitungstechnik hat sich damals auch die Architektur verändert. Durch neue Möglichkeiten ist Holz als Gestaltungsmaterial immer interessanter geworden. Auch der Trend zu Bauökologie und Nachhaltigkeit hat dazu beigetragen, dass der Holzbau heute einen enormen Aufwind erlebt. Das finden wir natürlich sehr erfreulich!

SN: Wie wichtig ist Innovationskompetenz für ein Unternehmen?

"Unsere Mitarbeiter wollen zeigen, was sie können."
Birgit Maier
Holzbau Maier


Birgit Maier: Die Bereitschaft zur Veränderung ist in jedem Unternehmen enorm wichtig. Ich persönlich glaube auch, dass den Mitarbeitern da eine wichtige Rolle zukommt. Wir haben sehr viele junge Mitarbeiter und ein paar "alte Hasen", was aus meiner Sicht eine sinnvolle Kombination ergibt. Die Jüngeren sind motiviert für Neues, die Älteren haben Erfahrung und bremsen da und dort ein, wenn es nötig ist. Das funktioniert bei uns hervorragend. Wenn wir spezielle neue Projekte aufgreifen, die technisch komplizierter oder aufwendiger sind, sehen unsere Mitarbeiter das nicht als Belastung, sondern als spannende Herausforderung. Die nutzen die Gelegenheit, um zu zeigen, was sie können.
Walter Meiberger: Wir sind praktisch ständig mit neuen Herausforderungen konfrontiert, für die wir individuelle Lösungen finden müssen: Wir müssen innovativ sein. Das gilt für das Bauen über die Grenzen hinweg mit all seinen bürokratischen, baulichen und logistischen Herausforderungen wie auch für den Leistungsumfang und die Digitalisierung, die immer umfassender wird. Bei den Dienstleistungen muss längst über das eigene Gewerk hinausgedacht werden. Grundlegend wichtig ist für uns, uns auf Basis unserer Wurzeln weiterzuentwickeln. Wir möchten authentisch bleiben. Das stellt in der heutigen schnelllebigen Zeit für uns einen sehr hohen Wert dar.

SN: Ihre Betriebe arbeiten ja längst nicht mehr nur regional, sondern europaweit und sogar international.
Walter Meiberger: Es war notwendig, unseren Aktionsradius über die (österreichischen) Grenzen hinaus zu erweitern. Die Aufträge in der Region hätten nicht ausgereicht, um das wirtschaftliche Überleben unseres Unternehmens zu sichern. Natürlich sind die internationalen Projekte wie aktuell jene in Bulgarien, Island oder auch in Mecklenburg-Vorpommern noch einmal ein anderes Kapitel, da hat sich einiges durch Empfehlungen ergeben. Auslandsbaustellen hatten wir unter anderem schon in Luxemburg, Tschechien, Rumänien und der Schweiz.
Birgit Maier: Unser Hauptmarkt liegt derzeit in Tirol, wir arbeiten aber auch viel in Deutschland und darüber hinaus. Aktuell liefern wir gerade unser achtes Haus in die USA, schon Mitte der 90er-Jahre haben wir in Südkorea ein Großprojekt gebaut, wir haben bereits in Holland und Afrika Projekte realisiert. Wir waren bisher in elf Ländern weltweit tätig. Also ja, es geht schon seit vielen Jahren weit über Österreich hinaus. Das nächste anstehende Projekt ist übrigens in Albanien. Das wird wirklich herausfordernd - in mehrerlei Hinsicht!

SN: Welche spannenden Projekte beschäftigen Sie derzeit?
Walter Meiberger: Aktuell bereiten wir ein neues Projekt in Berchtesgaden vor. Dort bauen wir einen Kindergarten. Die besondere Aufgabe besteht darin, in ein bestehendes denkmalgeschütztes Gebäude (Anm. Rosenhofstadl, ein alter Salzlagerstadl) einen dreigeschoßigen Holzbau zu integrieren. Daneben haben wir aktuell auch ein tolles Projekt am Starnberger See, dort bauen wir eine Montessori-Schule, und dann natürlich unser Haus auf Island, das vor Kurzem fertiggestellt wurde. Dahinter steht auch eine spannende Logistik: Das gesamte Haus wurde bei uns gefertigt, mit dem Lkw nach Salzburg, dann mit dem Zug nach Bremerhaven transportiert und schließlich per Schiff nach Island geliefert.
Birgit Maier: Wir haben vor Kurzem ein Ausweichquartier für die Rotkreuzzentrale in Innsbruck fertiggestellt. Für diese Interimsunterkunft wurde zuvor ein Architekturwettbewerb ausgelobt, den die Architektin Melanie Karbasch gewonnen hat. Wir wurden mit der Umsetzung beauftragt. Bemerkenswert ist, dass die Architektin bei diesem Projekt rechnerisch nachgewiesen hat, dass (unter Einbeziehung der Nachnutzung) eine Holzbaulösung nicht teuerer ist als ein Containerquartier. Das Objekt kann komplett zerlegt werden, wenn es nicht mehr gebraucht wird, und an einem beliebigen anderen Ort wieder neu errichtet werden. Demnächst steht dann schon unser neues Projekt in Albanien an.

SN: Modular, flexibel, nachhaltig: In welche Richtung werden sich Gebäude Ihrer Meinung nach verändern?

"Gute Planung und hochwertige Qualität werden wichtiger"
Walter Meiberger
Holzbau Meiberger


Birgit Maier: Ich glaube, da wird sich noch viel tun, vor allem im Bereich der vorgefertigten Elemente. Noch mehr Gewicht wird auch die Nachverdichtung bekommen. Konkret geht's darum, neue Versiegelungen zu vermeiden und stattdessen bestehende Gebäude aufzuwerten. Im Unternehmen spüren wir diesen Trend schon jetzt stark, auch als Reaktion auf die steigenden Grundpreise. Ganz oft ist es die zweite Generation, die die Einfamilienhäuser der Eltern aus- oder umbaut. In dem Zusammenhang ist die Neuregelung bei der Bebauung von Einkaufszentren auch sehr erfreulich.
Walter Meiberger: Da wird sicherlich noch einiges kommen. Gebäude werden sicher in Zukunft kompakter und in der Grundrissgestaltung flexibler gestaltet werden. Wichtiger als großzügige Grundrisse werden immer mehr eine gute Planung, hochwertige Materialien und eine gute Ausführung. Vor allem im Hinblick auf die Frage der Erhaltungskosten wird eine Frage immer wichtiger: Was braucht es wirklich? Interessant wird es auch, wenn bei Gebäuden in Zukunft die Lebenszykluskosten bewertetet werden - Holz kann in diesem Bereich enorm punkten.

SN: Welchen Stellenwert haben Ökologie und Nachhaltigkeit in Ihren Unternehmen?
Birgit Maier: Holz spricht als Baustoff einfach für sich selbst. Wenn es dann noch aus regionaler und nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammt: perfekt. Mehr und mehr unserer Kunden entscheiden sich ganz bewusst für eine ökologische Bauweise mit Holz. Schon allein aus dem Grund wird der Holzbau künftig noch weiter an Bedeutung gewinnen, davon bin ich überzeugt. Und natürlich arbeiten wir auch als Betrieb beständig daran, uns zu verbessern. Aktuell produzieren wir ein Drittel unseres Stroms durch Photovoltaikanlagen selbst.
Walter Meiberger: Für uns ist Nachhaltigkeit nicht nur etwas, was auf unserer Homepage steht, wir leben diesen Gedanken. Wir arbeiten und produzieren selbst in einem Plusenergiegebäude, das heißt, wir liefern mehr Baustellenrestholz, als wir an Wärmeenergie verbrauchen. Gemeinsam mit zwei Partnern betreiben wir eine Photovoltaikanlage und produzieren sieben Mal mehr Strom, als wir im eigenen Betrieb benötigen.

SN: Sie haben beide den Wert guter Mitarbeiter angesprochen ...
Birgit Maier: Wir haben wahnsinnig gute Mitarbeiter. Die haben richtig Lust auf ihren Beruf und auf neue Herausforderungen. Auch beim "Bert (Anm. der Redaktion: Baumhaus aus Holz vom Architekten Chris Precht) war es so, dass ich den Entwurf den Werkplanern gezeigt und sie gefragt habe: "Können wir das oder nicht?" Die Antwort kam ohne Zögern: "Das können wir!"
Walter Meiberger: Wir haben natürlich ein Riesenglück mit unseren Leuten und bemühen uns, dementsprechend gute Bedingungen für sie zu schaffen! Bei uns sind auch alle Mitarbeiter in den gesamten Bauprozess eingebunden - von der Fertigung bis zur Montage. Damit begleiten sie ein Projekt vom Anfang bis zum Ende. Das schafft eine wichtige Identifikation und auch Freude an der Arbeit. Und das ist eigentlich das Wichtigste.