Schlecht Luft bekommen und ein chronischer Husten: Das sind typische Symptome einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, COPD, unter der weltweit immer mehr Menschen leiden. Lukasz Antoniewicz, Facharzt für Innere Medizin sowie Lungenfacharzt von der Meduni Wien, berichtet.
Worum handelt es sich bei der COPD genau? Lukasz Antoniewicz: Es ist eine häufige Erkrankung der Atemwege. In mehr als 90 Prozent der Fälle ist Rauchen die Ursache für COPD. Der Zigarettenrauch reizt die Bronchien, was zu chronischer Entzündung und schließlich zu einer dauerhaften Schädigung führt. Gleichzeitig werden die Lungenbläschen geschädigt, was als Emphysem bezeichnet wird. Beide Erkrankungen entstehen oft parallel. Die Lunge verliert ihre Elastizität, die Bronchien verengen sich und der Körper wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Das häufigste Symptom der COPD, das irgendwann folgt, ist eine Atemnot, ein Symptom mit hohem Leidensdruck. Diese Erkrankungen kommen nicht plötzlich, sondern über viele Jahre hinweg.
Was lässt sich gegen eine bestehende COPD unternehmen? Die wichtigste Therapie ist, mit dem Rauchen aufzuhören: die einzige Maßnahme, die den Verlauf der Erkrankung aufhält. Ein Rauchstopp lohnt sich immer - auch wenn die COPD bereits fortgeschritten ist. Er verbessert nicht nur die Lebensqualität, sondern reduziert auch das Risiko weiterer Komplikationen erheblich. Zusätzlich werden COPD-Patientinnen und -Patienten meist mit Inhalatoren und Sprays zur Erweiterung der Atemwege behandelt. Menschen mit COPD müssen unbedingt regelmäßig zum Arzt gehen und ein Schutz vor Infektionen mit Impfungen ist anzuraten. Eine gesunde Ernährung und körperliche Bewegung sind ebenfalls sehr wichtig für die Betroffenen.
Wie viele Menschen in Österreich sind von einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung betroffen? Das sind aktuell zehn Prozent der Bevölkerung. Damit handelt es sich bei der COPD um eine Volkserkrankung, vergleichbar mit Bluthochdruck und Asthma.
Es scheint offensichtlich, dass die wichtigste Prävention für COPD das Nichtrauchen bzw. das Aufgeben des Rauchens darstellt. Das fällt vielen jedoch sehr schwer. Was empfehlen Sie? Ich empfehle, sich so rasch wie möglich Informationen einzuholen und ins Handeln zu kommen.
Es gibt das Rauchfreitelefon mit dazugehöriger Website, das für alle zur Verfügung steht, die mit dem Rauchen aufhören möchten. Die Telefonnummer steht auf jeder Zigarettenverpackung. Dort arbeiten erfahrene Psychologen und Psychologinnen, die speziell in der Nikotinentwöhnung ausgebildet sind. Auch möglich ist, sich an den Hausarzt oder Lungenarzt zu wenden. Natürlich reicht es nicht, sich einfach nur Tipps einzuholen, sondern die Betroffenen müssen sich selbst eine große Motivation aufbauen, aufzuhören. Da gibt es das berühmte Buch "Endlich Nichtraucher", das als erste Motivationsfindung häufig empfohlen wird. Viele schaffen es, mit der Hilfe dieses Buches aufzuhören. Gerade am Anfang ist es am schwierigsten, dem Verlangen nach dem Produkt zu widerstehen, weil das Rauchen zu einer starken Gewohnheit, eben einer Sucht, geworden ist. Dieses massive Verlangen, auch Craving genannt, wird aber bereits nach einigen Wochen geringer. Für die ersten Wochen gibt es dabei auch medikamentöse Unterstützung wie den Wirkstoff Cytisin oder Nikotinersatzprodukte aus der Apotheke. Obwohl von der Tabakindustrie stark beworben, werden E-Zigaretten und Tabakerhitzer nicht als Mittel zur Rauchentwöhnung empfohlen, da diese ebenfalls gesundheitsschädlich sind und meistens nicht helfen, mit dem Rauchen tatsächlich aufzuhören. Wichtig ist für die Betroffenen auch zu wissen: Ein Entzug vom Rauchen ist für den Körper nicht gefährlich, anders, als das bei anderen Substanzen sein kann. Der schwerste Raucher kann von heute auf morgen mit dem Rauchen aufhören und er wird keine lebensgefährlichen körperlichen Entzugsphänomene feststellen. Nichtsdestotrotz ist das Verlangen nach Nikotin oft übermenschlich, weshalb es immer wieder zu Rückfällen kommt.
Wer außer Raucherinnen und Rauchern ist noch von COPD betroffen, was sind weitere Risikofaktoren? Die etwa zehn Prozent, die unter COPD leiden, obwohl sie nicht rauchen, sind unter anderem Menschen mit schwerem Asthma. Sie haben ein erhöhtes Risiko, COPD zu bekommen, obwohl das trotzdem eher selten ist.
Auch Schadstoffe in der Umgebungsluft können zum Problem werden, wie es bei manchen Arbeiten der Fall ist. Wer viel Kontakt mit Staub oder Chemikalien hat, sollte bei bestimmten Tätigkeiten besser einen Atemschutz tragen. Einige der Nichtraucher, die von einer COPD betroffen sind, sind es dennoch wegen des Faktors Rauchen, denn auch Passivrauchen zählt zu den Hauptursachen für die COPD. Wenn im gemeinsamen Haushalt oder am Arbeitsplatz geraucht wird, ist das für die Gesundheit aller Anwesenden schlecht. Aus diesem Grund ist das Nichtraucherschutzgesetz auch von so großer Bedeutung für uns alle. Ein weiterer Risikofaktor sind Abgase und Smog in einer Stadt.
Sollte man seine Lunge routinemäßig untersuchen lassen? Neben der Gesundenuntersuchung empfehle ich bei Risikofaktoren wie Rauchen oder bestimmten Berufen, mindestens ein Mal im Jahr eine Lungenfunktionsuntersuchung machen zu lassen. Wenn noch alles in Ordnung ist, ist das für Raucherinnen und Raucher allerdings bitte nicht als Freifahrtschein zu verstehen. Es ist dennoch wichtig, mit dem Rauchen aufzuhören, denn die COPD baut sich erst mit den Jahren auf. Meist kommen die Patienten erst "zu spät", das heißt, wenn Symptome wie Atemnot bereits vorliegen. Leider sind die Schäden dann nicht mehr reversibel.
