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COPD: Eine Kämpferin mit wenig Luft zum Atmen

Schimmel war der Auslöser für ihre Erkrankung. Renata Wimmeder leidet seit Jahren an COPD und gibt in ihrer Selbsthilfegruppe Betroffenen viel Rückhalt.

Renata Wimmeder leitet die Selbsthilfegruppe für COPD-Betroffene.Bild: Birgit Egger
Renata Wimmeder leitet die Selbsthilfegruppe für COPD-Betroffene.Bild: Birgit Egger

Sie war Friseurin mit Leidenschaft. Renata Wimmeder, 78, war 30 Jahre lang Geschäftsführerin vom Salon Renate in der Gabelsbergerstraße. 2005 ist sie in Pension gegangen.

Kurz danach, mit 60, konsultierte sie einen Lungenfacharzt, "weniger wegen dem Rauchen, eher wegen der Chemie, der ich im Friseurstudio unentwegt ausgesetzt war", sagt Renata Wimmeder. "Ich hatte gar nichts, war ein total gesunder Mensch."

War die Friseurmeisterin in ihrer aktiven Berufszeit kaum zuhause, änderte sich das mit ihrem Pensionsantritt. In ihrer Wohnung in einem 48-Parteien-Haus in der Gabelsbergerstraße bemerkte sie alsbald einen eigenartigen Geruch. Ihre Reinigungsdame machte sie bald auf einen schwarzen Fleck aufmerksam, und es stellte sich heraus, dass die ganze Wand hinter dem Kasten von Schimmel betroffen war. Der Husten wurde nicht besser und so machte sie vor etwa zehn Jahren einen Check beim Lungenfacharzt. "Sie haben COPD", offenbarte er ihr.

Was ist COPD?Muss man daran sterben?

"Ich kannte mich gar nicht aus. Muss man daran sterben? Was ist das?" Von vier Stufen leidet die Schallmooserin an Stufe 1,5. Sie ist sich sicher, dass nicht ihr Beruf Auslöser ihrer COPD-Erkrankung war, sondern Schimmel in ihrer Wohnung. "Ich habe zwar lange, aber immer wenig geraucht." Erschwerend kam bei ihr eine Gaumenspalte hinzu. Bei COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease), der chronischen Verengung der Lunge, ist die Lunge dauerhaft geschädigt, und die Atemwege (Bronchien) sind verengt. Dadurch bekommt man bei fortgeschrittener COPD nur schwer Luft. "Die Luft bleibt in der Lunge und man kann sie nicht gut abtransportieren. Es bildet sich Schleim", sagt die lebensfrohe Pensionistin. Sie kann den Schleim nicht ausspucken, so werden in ihrem Fall die Schadstoffe beim Schneuzen aus dem Körper transportiert.

Viel frische Luft und Bewegung notwendig

Die Krankheit ist nicht heilbar, jedoch mit Medikamenten behandelbar. Zudem verursacht sie keine Schmerzen. Bei einer Atemschule. "lernt man ausatmen. Du musst unbedingt was tun, dann wird es besser. Mit Gymnastik, Wandern, beim Singen, und man muss viel auf frische Luft achten. Der COPD-Mensch wird lufthungrig, weil er immer zu wenig Luft bekommt", sagt die Betroffene. Die vier Stufen teilen sich wie folgt auf: Bei der ersten spürt man kaum etwas, das COPD kommt schleichend. Bei Nummer 2 ist bereits viel Kurzatmigkeit im Spiel, und bei 3 ist aufgrund dessen die Lebensqualität bereits sehr eingeschränkt. Die Betroffenen der Stufe 4 brauchen bereits Sauerstoffzufuhr und können fast unmöglich arbeiten. Wimmeder empfiehlt, sich ab dem 40. Lebensjahr einmal jährlich einem Lungentest zu unterziehen.

Hauptfaktor für COPD ist das Rauchen. Es entwickelt sich auch, wenn man schlechter Raumluft, Chemie, Staub, ausgesetzt ist. Oft wissen Betroffene gar nicht, dass sie es haben. Die Dunkelziffer ist groß."Ich habe mit meiner COPD die ,Schaufensterkrankheit' und muss bei Spaziergängen immer wieder stehenbleiben." Gerne verbringt die ehemalige Geschäftsfrau Urlaube in Italien am Meer, wo sie für ihre Lunge ideale Voraussetzungen vorfindet.

Nicht mit Asthma zu verwechseln

Einer der wichtigsten Unterschiede ist, dass COPD nicht heilbar ist. Bei Asthma hingegen ist die Atemwegsverengung durch die passende Therapie meist reversibel, das heißt, sie lässt sich rückgängig machen.

Per Zufall bei der Selbsthilfegruppe gelandet

An dem Tag, als ihr der Arzt offenbarte, dass sie an COPD leidet, besuchte sie mit ihrer Freundin das Heimathaus in Maxglan. Per Zufall saßen am Nebentisch ein paar Personen der COPD-Selbsthilfegruppe. So kamen sie ins Gespräch, und flugs saß die aufgeschlossene Frau in der Runde. Auch nächstes Mal besuchte sie das Selbsthilfe-Treffen. Die ehemalige Leiterin übertrug mit Freude die Leitung an Renata Wimmeder. 45 Personen waren zu der Zeit in der Selbsthilfegruppe. Aufgrund von Hüftoperationen musste sie ihr Amt ein paar Jahre niederlegen.

Seit September 2023 ist sie nun wieder erste Ansprechperson der Selbsthilfegruppe COPD.

Jeden ersten Mittwoch im Monat ein Treffen

Die Betroffenen und alle Interessierten treffen sich jeden ersten Mittwoch im Monat von 14 bis 16 Uhr im Eder's Bierheurigen in Parsch. Zwischen 50 und 80 Jahre alt sind die Mitglieder. "Aber auch jüngere Menschen haben COPD. Besonders wenn Teenager bereits mit 12, 13 zu rauchen beginnen, kann das böse Folgen haben", weiß Wimmeder.

Die Organisatorin mit Herz hat bei jedem Treffen im Extrastüberl einen Experten bei der Hand. "Ob Ärzte, Therapeuten, Personen aus der Pflege oder Notare - sie sorgt immer für viel Information und Wissensaustausch. Für das nächste Mal, am 3. April, hat sie Lungenfacharzt Falko Tiefenbacher für einen Vortrag gewonnen.

Rückhalt bei der Salzburger Ärzteschaft

Ein Loblied singt Renata Wimmeder auf den Vorstand der Lungenheilkunde an den SALK, Michael Studnicka. "Er ist mir und der Selbsthilfegruppe sehr verbunden", sagt sie. Ihm hat sie es zu verdanken, dass bei Ausflügen der Gruppe immer eine Gesundheits- und Krankenpflegekraft als Beistand mit dabei war.

Apropos Ausflug: Im Juli folgt der nächste, und die Organisation dafür ist bereits voll im Gange. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gruppe werden von Renata Wimmeder per Mail und Whatsapp informiert über Neuigkeiten und motiviert, bei den Treffen zu erscheinen. "Wir reden hier nicht über einen Apfelstrudel", unterstreicht sie die Sinnhaftigkeit der monatlichen Treffen. Renata Wimmeder freut sie sich über Kontakte per Mail an renataw@a1.net oder per Telefon unter Nr. 0664/190 92 47.

Ihr Motto lautet: "Die Lunge braucht Luft, um zu leben für die Liebe. Bei uns lernen Sie, diese Liebe zum Leben wieder neu zu entdecken."

Was ist COPD?

Weltweit über 210 Millionen Menschen sind von COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease) betroffen. COPD ist die dritthöchste Todesursache, es ist nicht heilbar, jedoch behandelbar.

Ursachen: Meistens Rauchen, Umweltverschmutzung, berufliche Belastungen, Vererbung, Infektionen, falsche Ernährung - je nach Veranlagung.

Die Krankheit beginnt schleichend mit Anzeichen einer Bronchitis, schreitet unbemerkt, aber sicher fort. Husten am Morgen, Auswurf, bei geringer Belastung entstehen Atemnot, Lufthunger, eine Enge im Brustraum. Durch die verengten Bronchien kann man schwer ausatmen. Schadstoffe bleiben in der Lunge, sie wird geschädigt. Die Bronchialschleimhaut schwillt an. Um die Schadstoffe abzutransportieren, wird mehr Schleim produziert.

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