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Padel-Fieber: Achtung, ansteckend!

Padel, eine Mischung aus Tennis und Squash, boomt in Österreich. Eine erste Übungsstunde gibt eine Idee, was daran so reizvoll ist.

Bereits in der Padel-Schnupperstunde warteten Erfolgserlebnisse und eine Spur von Match-Euphorie.
Bereits in der Padel-Schnupperstunde warteten Erfolgserlebnisse und eine Spur von Match-Euphorie.

Zehn Minuten dauerte meine erste Padel-Trainingsstunde noch, da stellten sich bereits die Spieler für die nächste Einheit neben dem Spielkäfig in Position. Das Quartett fiel mir auf, weil ich im Spieleifer den einen oder anderen Ball über die Glas- und Gitterwände hinaus zu ihnen schmetterte. Zu meiner sportlichen Ehrenrettung sei gesagt, dass ich 50 Minuten davor zum ersten Mal einen Padelschläger in die Hand bekommen habe, mir mein Trainer Thomas, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will, aber mittlerweile bereits die Bälle so knifflig servierte, dass sie von der seitlichen zur rückwärtigen Glaswand pendelten. Dieser Ballwechsel zeigt: Padel ist eine Mischung aus Tennis und Squash, und die Wand darf ins Spiel einbezogen werden.

"Padel ist sehr einsteigerfreundlich"

"Wie in Physik gelernt: Einfallswinkel ist Ausfallswinkel", rief mir der Trainer übers Netz zu und lachte. Stimmt, das ganze Leben ist Physik, doch bei diesen Ums-Eck-Bällen stand ich meist auf verlorenem Posten, anstatt sie volley zurück in die andere Spielfeldhälfte zu spielen. Dafür stimmte die Chemie zwischen mir, dem Trainer und Padel nach wenigen Minuten am Platz. Vor langer Zeit probierte ich mich einmal im Tennis, hörte aber schnell wieder auf, nachdem meine Lernkurve so flach wie meine ins Netz gespielten Bälle blieb. "Padel ist sehr einsteigerfreundlich", hatte mich mein Padeltrainer Thomas schon bei der Begrüßung in der Ballsportanlage Racketworld in Wien-Ottakring aufgemuntert, "Erfolgserlebnisse stellen sich da viel schneller ein als beim Tennis". Er muss es wissen, kennt er doch beides aus der Trainerperspektive - und er sollte recht behalten.

Seine erste Aufgabe zum Aufwärmen lautete - um ein Gefühl für den wie einen Hammer gehaltenen und am Handgelenk angebundenen Schläger zu bekommen -, einen Ball zwischen ihm und mir zehn Mal über das Netz hin- und herzuspielen. Zwei, drei, vier Neuanfänge waren notwendig, dann klappte es bereits wunderbar, unsere Ballwechsel knackten die 10er-Vorgabe und kratzten an der 20er-Marke.

Mein Freund, die Glaswand: Padel ist das Spiel der zweiten Chance

"Beim Padel dauert es nicht lange und du kannst dein erstes Match spielen", kommentierte Thomas meine Anfangseuphorie. Als zweite Aufgabe ließ er mich nahe ans Netz kommen, um seine Bälle bereits dort abzufangen und retour zu spielen. Mit mir am Netz wurden die Ballwechsel zwar schneller und das Spiel temporeicher, aber tatsächlich, auch das funktionierte. Ich war erst eine Viertelstunde am Court, stand nah am Netz, mein Schläger über meinem Kopf traf einen Ball nach dem anderen, der dann auch wirklich, so wie anvisiert, ins andere Feld flog - ich spürte eine erste Idee von Matchgefühl, wie ich sie bisher nur beim Tischtennis erleben konnte.

Das Beste: "Wenn der Ball an dir vorbeigeht, ist dein Spiel noch lange nicht vorbei!" Alte Padeltrainer-Weisheit! Trainer Thomas überzeugte auch mit seinen sportphilosophischen Mutmacher-Aphorismen à la: Padel ist das Spiel der zweiten Chance. "Kommt dir ein Ball zu schnell daher, kannst du ihn auch gemütlich durchlassen, die Glaswand ist dein Freund, die spielt ihn dir noch einmal her", lautete sein Tipp, der Goldes wert war, von mir in meiner ersten Stunde aber zugegebenermaßen nur in hölzerner, bestenfalls blecherner Manier umgesetzt werden konnte.

Ich kam auch ordentlich ins Schwitzen, mit ein wenig mehr technischem und strategischem Können sowie Ballgefühl lässt sich Padel aber auch sehr gut mit "pomali" Körpereinsatz spielen. Diesen altösterreichischen Ausdruck für "gemütlich" verwendete einer der eingangs erwähnten Spieler, die auf das Ende meiner Stunde und das Freiwerden des Platzes für ihr Spiel warteten. Er spiele schon jahrzehntelang Tennis, erzählte mir der Mann, zum Padel komme er mit seiner Frau und seinen Freunden "wegen der Hetz', weil es eine Gaudi ist".

Weniger Stop and Go beim Padel: Knieschonendes Spiel

Einer seiner Kollegen, so wie er aus der Generation Björn Borg, der Tennislegende in den 1970er-Jahren, trägt Kniebandagen. Viele wechselten von Tennis, Badminton oder Squash zu Padel, erklärt mir Trainer Thomas beim Gespräch nach der Schnupperstunde, "weil es da weniger Stop and Go gibt, außerdem federt der Teppich am Padelplatz die Bewegungen ab und die Knie werden weniger belastet". Sollte ich ins Padellager wechseln, würde ich mir jedenfalls als Erstes Tennis- oder Padelschuhe zulegen. Am Teppichboden bremsten die Sohlen meiner Laufschuhe zu stark, mein Knöchel knickte einmal um, aber Glück gehabt. "Dann hat dich also schon das Padelfieber erwischt", kommentierte Thomas meine Anschaffungspläne, "aber das geht vielen so, der Suchtfaktor ist tatsächlich hoch!"


Neue Trendsportart Padel: Der soziale Aspekt steht im Vordergrund

Padel ist aus einer Not heraus entstanden. Laut Spielgeschichte wollte sich ein Mexikaner Ende der 1960er-Jahre einen Tennisplatz bauen, doch sein Grundstück war zu klein. So begnügte er sich mit einem bescheideneren Court und integrierte die Mauern rundherum ins Spiel. An diesem Prinzip hat sich nichts geändert: Der durch ein Netz in zwei Hälften geteilte Padelplatz misst 10 mal 20 Meter und die Wände dürfen ähnlich wie beim Squash ins Spiel einbezogen werden.

Die Padelschläger erinnern an frühere Kanupaddel und geben dem Sport seinen Namen. Sie sind kürzer als Tennis- oder Squash-Rackets und haben eine durchgängige Schlagfläche mit Löchern. Die Bälle ähneln Tennisbällen, nur mit etwas weniger Druck. Das erleichtert, so wie der einfachere Aufschlag, den Einstieg.

Von Padel heißt es, es sei derzeit der am schnellsten wachsende Schlägersport der Welt. In Südamerika und Spanien ist Padel bereits lange Volkssport, es gewinnt aber auch im deutschsprachigen Raum immer mehr an Popularität.

Ein wichtiger Grund dafür ist, dass Padel immer im Doppel, also mit vier Personen, gespielt wird. Damit kommen neben den sportlichen auch die sozialen Aspekte nicht zu kurz. Padel ist zudem für alle Altersgruppen und Fitnesslevel geeignet; und da sich vier Personen die Platzkosten teilen, auch günstiger als vergleichbare Sportarten. Eine kleine Warnung von Padelmeistern soll abschließend nicht unerwähnt bleiben: "Padel is easy to learn, but hard to master", also leicht erlernbar, aber schwer zu meistern.