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Wenn das Wetter umschlägt: Hans-Peter Hutter gibt Tipps bei Wetterfühligkeit

Gestern 15, heute 35 Grad: Wetterumschwünge sind für viele Menschen körperlich deutlich spürbar und anstrengend. Woran das liegt - und was gegen die Wetterfühligkeit hilft.

Ausdauertraining lohnt sich: Wer sich regelmäßig bewegt, ist nicht nur fitter, sondern kann in der Regel auch besser mit Wetterumschwüngen umgehen.
Ausdauertraining lohnt sich: Wer sich regelmäßig bewegt, ist nicht nur fitter, sondern kann in der Regel auch besser mit Wetterumschwüngen umgehen.

Dass sich die Außentemperatur verändert und es von kühl und regnerisch zu warm und schwül umschlägt, dafür brauchen viele Menschen keine Wettervorhersage. Sie spüren es bereits in deutlichen körperlichen Anzeichen wie Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Etwas, das Hans-Peter Hutter als Wetterfühligkeit bezeichnet. Als Leiter der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin an der Medizinischen Universität Wien setzt er sich tagtäglich mit den Auswirkungen des Wetters und Klimas auf die menschliche Gesundheit auseinander. Ein Thema, das durch die globale Erwärmung mit ihren heftigen Wetterumschwüngen und Hitzeperioden ein stetig relevanteres wird.

Wetterreaktivität: Der Körper stellt sich auf das Wetter ein

Hutter unterscheidet zwischen Wetterreaktivität und Wetterfühligkeit. Während Ersteres die Umstellung des Körpers auf sich verändernde Temperaturbedingungen meint, steht die Wetterfühligkeit für das subjektive Empfinden. "Eine Wetterreaktivität gibt es bei allen Menschen. Um sich an die Außentemperatur anzupassen und unsere Kerntemperatur auf etwa 37 Grad zu halten, muss unser Organismus ständig für Erwärmung oder Kühlung sorgen", erklärt Hutter. Körperliche Reaktionen sind also vonnöten, die für verschiedene Personengruppen unterschiedlich schwierig zu bewältigen sind. So sind Frauen von Problemen in der Wetterfühligkeit beispielsweise häufiger betroffen als Männer. Warum, ist nicht bekannt. "Es gibt natürlich immer die Möglichkeit eines Gender-Effects, dass Frauen beispielsweise eher über ihre Probleme sprechen."

Auch das Alter spielt eine Rolle dabei, sich auf unterschiedliche Wetterlagen einzustellen. Ein Bündel an Faktoren, auf die der Körper reagieren muss, von Luftdruck und Sonneneinstrahlung über die Temperatur bis hin zur Luftfeuchtigkeit, ist für das Herz-Kreislauf-System eine zunehmend schwierig zu bewältigende Aufgabe. Mitunter kann heißes Wetter sogar bedingen, dass die Medikation umgestellt werden muss. "Steigen die Temperaturen, weiten sich die Gefäße, damit mehr Blut in die Extremitäten laufen kann. Der Blutdruck sinkt dadurch: Menschen, die Blutdrucksenker nehmen, müssen dann mitunter von Ärztin oder Arzt auf eine niedrigere Dosis eingestellt werden", erklärt Hutter. Bei Menschen mit ohnehin niedrigem Blutdruck könne Hitzestress wiederum zu Schwindel und Kreislaufproblemen führen. "Bei Kälte wiederum ist dann das Gegenteil der Fall: Die Gefäße ziehen sich wieder zusammen, damit die inneren Organe verstärkt durchblutet und die Körperkerntemperatur aufrechterhalten werden kann."

Körperliche Fitness bei Wetterumschwüngen von großem Vorteil

Wechselt die Temperatur rasch und es hat an einem Tag 15, am nächsten 35 Grad, ist die Anpassungsfähigkeit des Körpers gefragt und damit sein Herz-Kreislauf-System. Hier haben Menschen, die sich regelmäßig bewegen, sich gesund ernähren und immer wieder Warm-Kalt-Anwendungen betreiben, deutliche Vorteile. "Ihr Körper ist geübter darin, sich auf wechselnde Reize der Umgebung einzustellen. Zudem ist ihr Herz-Kreislauf-System insgesamt gesünder, was ebenfalls die Wetterreaktivität verbessert und erleichtert", erklärt Hutter. Auch wer bereits Probleme bei Wetterumschwüngen verspüre, könne seine Lebensqualität durch eine gesunde Lebensführung mit viel Bewegung massiv verbessern.

"Akzeptieren, wenn Wetter die Leistung schmälert."
Hans-Peter Hutter
Umweltmediziner

Wie stark die Veränderungen des eigenen Körpers durch das Wetter empfunden werden, meint wiederum die Wetterfühligkeit. "Die Reizschwelle ist bei wetterfühligen Menschen niedriger. Sie spüren rascher als andere, dass etwas vor sich geht." Von Migräne über Abgeschlagenheit bis hin zu depressiven Verstimmungen sei dabei alles möglich. Hutter empfiehlt eindringlich, die Symptome nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. "Es ist wichtig, zu akzeptieren, dass die mentale und körperliche Leistungsfähigkeit gerade niedriger ist, ausreichend zu trinken, sich regelmäßig zu bewegen - natürlich nicht in der Mittagshitze - und sich Ruhe zu gönnen. Auch Wechselbäder sind geeignet."