Monika Eisenhuber versorgt mit ihrem regionalen Elektrizitätswerk Eisenhuber in Kirchberg am Wechsel 2700 Endkunden im Feistritztal im Süden von Niederösterreich. Die Gesellschafterin und Geschäftsführerin leitet das Unternehmen in fünfter Generation - nach ihr wird die Tochter übernehmen. Der Betrieb geht auf eine Mühle aus dem Jahr 1870 zurück, die später zu einer Säge umgebaut und mit einer Turbine zur Stromerzeugung ausgestattet wurde. Heute liefert der Netzbetreiber Ökostrom aus Wasserkraft und Photovoltaik (PV) an fünf Gemeinden. Ein Familienunternehmen 154 Jahre über die Wirren der Geschichte zu retten, zu halten und zu einem modernen Betrieb auszubauen gehe nur, wenn man über den kurzfristigen Profit hinausdenke, sagt Eisenhuber. "Ich hoffe, dass ich Enkelkinder bekomme, auch die sollen ein schönes Leben haben", formuliert die Unternehmerin den Kerngedanken nachhaltigen Wirtschaftens.
Lehre in grünen Jobs
Eisenhuber beschäftigt 28 Mitarbeiter, davon fünf Lehrlinge, und ist laut dem Land Niederösterreich ein Arbeitgeber, der Green Jobs anbietet. Man kann Starkstrommonteur, PV-Techniker, klassischer Elektriker lernen und müsse sich ständig weiterbilden, da sich fachlich und gesetzlich gerade "wahnsinnig viel" ändere, so Monika Eisenhuber. "Unser Vorteil ist, dass wir extrem breit gefächert sind. Unsere Monteure stemmen nicht lebenslang Dosen, wir setzen sie variabel ein - beim Netzbau, bei der Installation im Haus, bei Smart Home. Es ist keine monotone Arbeit. Wir installieren Photovoltaikanlagen so, dass wir fragen: Was braucht die Person, die Familie wirklich? Was ergibt Sinn? Ich kenne meine Kunden häufig persönlich, ich weiß, wie es denen geht, da kann man nicht so drüberfahren", meint die Unternehmerin. Und so repariert der regionale Ökostromerzeuger auch noch defekte Geräte: "Obwohl ich mit einem neuen einen besseren Aufschlag hätte", so Eisenhuber. Ihre Firma habe kaum ein Problem mit dem Fachkräftemangel, man kooperiere mit der Mittelschule vor Ort, bekomme meistens "sehr gute Lehrlinge". Sie fühle sich auch ihren Mitarbeitern und deren Familien gegenüber verpflichtet.
Berufsbilder im Wandel
Das Land Niederösterreich hat im Zuge der Energiewende das Projekt Green Jobs gestartet. Bis zum Jahr 2030 sollen 10.000 neue oder erneuerte Berufe entstehen, um die ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu bewerkstelligen. Der Bedarf an Arbeitsplätzen wird von der Statistik Austria errechnet, basierend auf den Effekten, die durch die Umbauprozesse erzeugt werden. Die Plattform "Green Jobs for You" informiert über konkrete Möglichkeiten, Arbeitgeber, Schulen und Unis (www.greenjobs-noe.at).
Die Berufsbilder änderten sich gerade stark, erklärt der Projektverantwortliche Klaus Bottensteiner von der Abteilung Umwelt und Energiewirtschaft beim Land NÖ. "Ein Installateur, der früher Ölheizungen montiert hat, muss heute andere Qualifikationen und Kompetenzen haben. Im Prinzip gilt das für alle Branchen, dass man schaut, dass die Jobs auf der Höhe der Zeit sind." Die Onlineplattform listet 150 Berufe auf, die etwa beim Bauen, Wohnen, Klima, im Gartenbau und Landwirtschaftssektor zur Sicherung einer intakten Umwelt beitragen - konkrete Beispiele sind der Fahrradmechatroniker, die Klimatechnikerin, der Garten- und Grünflächengestalter, die Naturkosmetikerin. Man wolle das Bewusstsein schärfen und vernetzen, ergänzt die Co-Projektleiterin Veronika Käfer-Schlager: "Viele Jugendliche können mit dem Begriff Green Job wenig anfangen, auch Berufsorientierungslehrer und Organisationen fragen verstärkt nach."
Klimaschutz-Ausbildungszentrum in Niederösterreich: Mitarbeiten an der Energiewende
Im ländlichen Waldviertel in Sigmundsherberg, Bezirk Horn, trägt auch Österreichs erstes Klimaschutz-Ausbildungszentrum dem Trend Rechnung. Die von AMS und BFI getragene Einrichtung bietet eine Zusatz- und Spezialausbildung für Jobsuchende, Lehrlinge und Fachkräfte an, im Fokus: der Klimawandel und elf relevante Lehrberufe rund um Elektro-, Kälteanlagen-, Metall-, Installations-, Gebäude- und Heizungstechnik. Hausleiter Martin Swoboda: "Wir versuchen zu füllen, was ein Betrieb nicht abdecken kann. Wir stoppeln die Ausbildung zusammen, wir geben das Update." Es gebe im technischen Handwerk keine neuen Berufe, aber weitere Skills und Fähigkeiten. Von Photovoltaik, Smart Home über Heizungs- und Kältetechnik bis zum Warten von Wärmepumpen. Er sei gelernter Werkzeugmacher, so Swoboda: "Heute würde ich Installateur lernen, weil das ein absoluter Hightech-Beruf ist." Geplant ist auch ein eigenes Windkraftmodul.
Das Waldviertel hat einige (einstmals belächelte) Öko-Pioniere hervorgebracht
So auch WEB Windräder AG in Pfaffenschlag bei Waidhofen an der Thaya, das sich zum internationalen Konzern gemausert hat. Man operiert in acht Ländern auf zwei Kontinenten (Europa, USA, Kanada), erzeugt weltweit mit 265 Windrädern, 48 PV-Anlagen und zwei kleinen Wasserkraftwerken so viel Strom, wie 420.000 österreichische Haushalte verbrauchen, resümiert Sprecherin Beate Zöchmeister. "Wer bei uns mitarbeitet, arbeitet an der Energiewende mit. Die meisten wollen einen Job machen, der Sinn ergibt." Eine Windenergieanlage zu errichten erfordert Fachkenntnisse aus vielen verschiedenen Branchen: Es braucht Personal aus der Landschaftsplanung, Raumplanung sowie Juristen, Baufachleute für die Umsetzung und Mechatroniker, Elektrotechniker, Controller, Buchhaltungsleute für den Betrieb.
Als "weltweiten Pionier in der Leichtbau-Photovoltaik-Technologie" sieht sich DAS Energy in Wiener Neustadt. Der Gründer des Unternehmens komme aus dem Flugzeugbau, so Sprecherin Anna Mayer-Vissing: "Wir stellen innovative, ultraleichte PV-Module her, glasfrei, rahmenlos, biegsam, einfach zu montieren und geeignet für extreme Wetterbedingungen oder begrenzt tragfähige Folien- oder Bitumenflachdächer." Beruflich locken die Forschung und Entwicklung (Ingenieure, Elektro- und Kunststofftechniker), die Produktion (Löttätigkeiten, Produktionsleitung, Qualitätskontrolle) oder Vertrieb, Verkauf, Logistik, Marketing und E-Commerce. Die Firma Ertex Solar aus Amstetten ist auf ästhetisch verfeinerte PV-Module spezialisiert, die sich optisch der Gebäudearchitektur anpassen. "Wir machen spezielle Fassaden und PV-Überkopfverglasungen", so Geschäftsführer Daniel Gutlederer. "Es soll schön und sauber aussehen, keine Stoßfugen haben." Die Firma sucht aktuell Mitarbeiter im Büro und der Produktion.