Andreas Altmann ist als Rektor der Unternehmerischen Hochschule MCI (Management Center Innsbruck) seit vielen Jahren in der akademischen Aus- und Weiterbildung tätig. Das Geheimnis des Erfolgs der Fachhochschule liege in der Internationalisierung vom ersten Tag an, sagt Altmann. "30 Meter neben uns ist eine große Uni und wir mussten uns von Beginn an fragen: Was können wir bieten, das man dort nicht bekommt? Wenn jemand ein Masterstudium macht, geht es um Inhalte, Netzwerke und Marke. Im klassischen hochschulischen Bereich wird oft nur von den Inhalten gesprochen - aber, auch wenn ich mich damit nicht immer beliebt mache: Diese sind wichtig, aber sie erodieren, veralten und werden auch vergessen. Was ewig bleibt, sind Marke und Netzwerk. Das war immer wichtig und wird noch wichtiger."

Kooperationen beim Studienangebot wichtig
Die Internationalisierung habe zum Netzwerk geführt und daraus sei letztlich auch die Marke entstanden und gewachsen. Heute hat das MCI mehr als 300 Partnerhochschulen und 20 Double-Degree-Programme, in denen die Studierenden Abschlüsse zweier Hochschulen erlangen können. "Jeder und jede hat bei uns einen Studienplatz im Ausland und kann wählen, wohin er oder sie möchte." Außerdem werde Kooperation immer wichtiger beim Angebot guter Studienangebote, meint Altmann. Könne ein Programm allein nicht realisiert werden, finde sich oft ein internationaler Partner, mit dem es möglich sei.
Inhaltlich fokussiert sich das MCI auf alles, was im Bereich einer "unternehmerischen Hochschule" liegt: Das sind vorwiegend Wirtschaft und Management, aber auch Technik und Recht. Gerade aus der Technik kämen oftmals die Impulse für Start-ups und neue Entwicklungen - diese bräuchten aber die Methoden der Wirtschaft zur Umsetzung, umgekehrt liefere die Technik wertvolle Beispiele für die Wirtschaft. "Wir schauen hier auch auf Nischen und Spezialthemen", erklärt Altmann. "Zum Beispiel gibt es nun einen Master in International Business and Tech Law, in dem wir Internetökonomie und technisches Recht unter anderem für Start-ups abbilden." Das MCI geht hier seinem Motto gemäß unternehmerisch noch einen Schritt weiter: "Wir gehören zu den wenigen im Hochschulbereich in Österreich, die auch aktiv zu Start-ups hingehen - als Gesellschafter, wenn das Unternehmen zu uns passt. Das wiederum bietet spannende Flächen und Projekte für die Lehre, wir können unsere Studierenden hier ganz anders an die Hand nehmen."
Onlinestudiengänge werden nachgefragt
Strukturell würden die Studien je nach Nachfrage aufbereitet, sagt Altmann. Generell setze man auf Präsenzlehre und Blended Learning (die Verbindung von Fern- und Präsenzlehre), aber: "Wir haben schon 2014 einen Onlinestudiengang umgesetzt. Ich habe mir das persönlich nicht gewünscht, aber es war und ist heute noch viel mehr eine Realität, dass Menschen auch dieses Studienangebot nutzen möchten. Also war für uns klar: Wenn wir es nicht tun, macht es jemand anderes."
Pandemiebedingt rückte auch an der Paris Lodron Universität Salzburg die Onlinelehre in den Mittelpunkt des Geschehens. Martin Weichbold, Vizerektor für Lehre, sieht aber einen permanenten Effekt: "Die Lehre wird anders werden. Wir sind jetzt wieder in ,Präsenz', aber nicht wie vor Corona. Wir haben viel gelernt, das wir mitnehmen wollen." Es habe einen intensiven Diskussionsprozess gegeben, "wie wir unsere Studien in Zukunft gestalten wollen. Flächendeckendes Blended Learning ist bereits Realität und wird in unterschiedlichen Phasen des Studiums unterschiedlich eingesetzt. So ist es zu Beginn sehr wichtig, die Studierenden für das ,Onboarding' an die Uni zu holen. Je höhersemestriger, desto höher sind der Anteil der Berufstätigen und der Bedarf an Distance Learning. Zum Beispiel im Lehramt: Ein Großteil geht nach dem Bachelor unterrichten und muss parallel zum Berufseinstieg den Master machen. Hier braucht es digitale Lösungen, wenn jemand nicht wegen einer Vorlesung von einer Schule am Land an die Uni kommen kann."
Zusammenarbeit über Fakultäten hinweg möglich
Die Uni Salzburg hat zur neuen Lehre auch einen Innovationswettbewerb gestartet. Derzeit werden 76 konkrete Vorschläge und Ideen diskutiert und bald von einer Jury prämiert. Weichbold: "Nicht jede Idee lässt sich umsetzen, manche gehen auch in gegenteilige Richtungen. Aber ein Thema, das sich durchzieht, ist das Blended Learning. Wir überdenken deshalb auch unsere technische Infrastruktur, es wird heuer schon ein erstes Innovationspaket dazu geben. Ganz wichtig ist uns dabei aber, nicht zu technikgetrieben zu agieren, sondern begleitet und getragen durch Hochschuldidaktik."
"Wir haben viel gelernt, das wir in die Zukunft mitnehmen wollen." Martin Weichbold, Vizerektor für Lehre, Universität Salzburg
An den Universitäten, insbesondere der Universität Salzburg, ortet Weichbold außerdem inhaltlich einen Trend zu interdisziplinären Masterstudien, die kombiniertes Wissen und ebensolche Kompetenzen bieten. "Wir haben hier eine lange Geschichte. Vor vielen Jahren hat die Uni Salzburg mit Recht und Wirtschaft begonnen, seither kam vieles dazu. Im Herbst startet Sprache - Wirtschaft - Kultur, ein Studium, das Sprachbereiche wie Slawistik oder Romanistik mit Wirtschaft kombiniert. Hier sehen wir großes Potenzial, auf dem Arbeitsmarkt wie bei der Studierendennachfrage."
Die kürzlich erfolgte Strukturreform der Uni Salzburg - es gibt nun sechs neu zusammengesetzte Fakultäten - habe die Grundlage dafür weiter verbessert, sagt Weichbold. Es gebe generell keine "festen Container", die Hürde für Zusammenarbeit solle so niedrig wie möglich sein, auch über Fakultäten hinweg, wie beispielsweise im Studium Politik - Philosophie - Ökonomie. "Das funktioniert sehr gut", sagt der Vizerektor für Lehre. "Es gibt bei uns großes Interesse an interdisziplinärer Zusammenarbeit."