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Frauen in Führungspositionen: "Es fängt an der Basis an - unserer Gesellschaft"

Claudia Zoff ist eine der wenigen Frauen in der Führungsetage eines Unternehmens in Österreich. Die Maschinenbauingenieurin über ihre Zugänge zur Berufswelt und die Sinnhaftigkeit des Frauentags.

„Viele sind immer noch in klassischen Mustern verhangen und unterstützen junge Mädchen nicht dabei, einen ,anderen‘ Weg zu gehen“, sagt Claudia Zoff, Geschäftsführerin bei Alpen-Maykestag.
„Viele sind immer noch in klassischen Mustern verhangen und unterstützen junge Mädchen nicht dabei, einen ,anderen‘ Weg zu gehen“, sagt Claudia Zoff, Geschäftsführerin bei Alpen-Maykestag.

Seit acht Jahren zeichnet Claudia Zoff als Geschäftsführerin bei Alpen-Maykestag mit Sitz in Puch bei Hallein verantwortlich. Das Unternehmen stellt Bohr- und Fräswerkzeuge her - kein klassisch frauendominierter Arbeitsbereich. Die gebürtige Kärntnerin im Gespräch über das weibliche Geschlecht in der Führungsetage, Quotenregelungen und Frauen in der Technik.

Sie sind eine der wenigen Frauen in Österreich, die eine Führungsposition bekleiden - noch dazu in einer sehr männlich dominierten Branche. Was macht Ihren Erfolg aus? Claudia Zoff: Schon als junges Mädchen bin ich meinen Weg unbeirrt gegangen und wurde von meinen Eltern, insbesondere meinem Vater, unterstützt und ermutigt, dies zu tun. Zu meiner Zeit war ein Mädchen in einer HTL für Maschinenbau/Fertigungstechnik die Ausnahme. Ich war und bin ziel- und sachorientiert und habe meine Persönlichkeit nicht in den Vordergrund gestellt. Darüber hinaus konnte ich mich in meiner beruflichen Laufbahn immer wieder für neue Aufgaben und/oder mehr Verantwortung qualifizieren. Natürlich ist es auch notwendig, einen entsprechend hohen Einsatz zu bringen. Mit einer 38,5-Stunden-Woche hätte das nicht funktioniert.

Welche Bedeutung hat beziehungsweise hatte das Quäntchen Glück auf Ihrem Karriereweg? Natürlich gehört auch dazu, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und es Personen gibt, die einen wahrnehmen - sowohl als Person als auch hinsichtlich der erbrachten Leistung. Und natürlich muss einem die Aufgabe auch zugetraut werden. Ich denke, dass mein Erfolg auch darin liegt, dass ich immer mit beiden Beinen am Boden geblieben bin und meinen Weg nicht als selbstverständlich erachte.

Woran liegt es, dass in Österreich so wenige Frauen an der Spitze eines Unternehmens zu finden sind? Es fängt an der Basis an - damit meine ich unsere Gesellschaft. Viele sind immer noch in klassischen Mustern verhangen und unterstützen junge Mädchen nicht dabei, einen "anderen" Weg zu gehen. Selbst in meinem engeren Familienkreis wird von den Mädchen der klassische Weg bevorzugt - auch, weil es die Freundinnen ebenso machen.

Ich glaube aber auch, dass es immer besser wird. Ich sehe sehr viele junge Frauen mit guter Ausbildung, die damit beste Voraussetzungen haben, Karriere zu machen.

Was braucht es denn, um Karriere zu machen? Für die Unternehmensspitze muss man geboren sein. Man muss mit Anfeindungen und Entbehrungen rechnen und damit zurechtkommen, dass man nicht immer "geliebt" wird. In einer Führungsposition - und je höher man aufsteigt, umso mehr wird das sichtbar - beschäftigt man sich mit unpopulären Entscheidungen. Gerade jetzt, in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit, ist das, zumindest für mich, auch emotional sehr fordernd.

Zudem spielt die Familie eine gewichtige Rolle. Wir Frauen dürfen Kinder auf die Welt bringen und das ist ein zentraler Punkt, an dem sich eine Frau nicht mehr für den letzten Karriereschritt entscheidet oder entscheiden kann. Neben der angebotenen Kinderbetreuung gibt es immer wieder "Ausnahmesituationen" wie Krankheit, Urlaub usw., in denen sich die Familie organisieren muss. Und wenn das, so wie in unserem Fall, fast zur Gänze mit dem Partner arrangiert werden muss, da die Familien weit weg wohnen, braucht man als Frau in Führungsposition einen Mann an der Seite, der einem den Rücken frei hält. Man muss als Elternpaar nicht nur besonders gut funktionieren, sondern auch harmonieren.

Was halten Sie in Bezug auf Führungspositionen von Quotenregelungen? Zur Quotenregelung habe ich ein zwiegespaltenes Verhältnis: Im Prinzip braucht es solche Instrumente, um Frauen, die können und wollen, eine Chance zu geben. Sehr oft sieht man die Frau im Vorstand in den klassischen Bereichen wie Personalmanagement oder Finanzwesen. Und leider Gottes höre ich persönlich noch immer viel zu oft das Wort "Quotenfrau". Solange wir immer noch von "Quotenfrau" sprechen, werden Leistung und Kompetenz dieser Frauen abgewertet. Übrig bleibt: Ein Mann bekommt den Job, weil er der Beste für die Position ist, und die Frau, weil im Vorstand die Quote erfüllt sein muss. Was dabei völlig unter den Tisch fällt, ist, wie hart Frauen dafür gearbeitet haben, um auf der Karriereleiter nach oben zu kommen - und dass sie absolut die Kompetenz dazu haben und mitbringen.

Sie selbst sind Maschinenbauingenieurin - bräuchte es generell mehr Frauen in den technischen Berufen? Ein klares Ja, wenn wir Männerdomänen aufbrechen wollen. Zumal wir auch ehrlich sein müssen, wenn wir heute über die Einkommen von Männern und Frauen sprechen. Dann ist neben weniger Gehalt für die gleiche Arbeit zudem auch ein Thema, dass die technischen, naturwissenschaftlichen oder handwerklichen Berufe besser entlohnt werden als jene im Handel oder dem Dienstleistungssektor. Hier haben es wir Frauen selbst in der Hand, eine Änderung herbeizuführen. Ich bin auch der Meinung, dass es allen Teams und Firmen guttut, wenn diese von Frauen und Männern besetzt werden. Es gibt unterschiedliche Herangehens- und Sichtweisen, um Themen zu adressieren, und das kann nur einen Mehrwert schaffen. Frauen sollten sich technische Bereiche einfach zutrauen. Wir sehen das bei unseren Lehrlingen in den technischen Berufen. Mädchen agieren absolut auf Augenhöhe mit den Burschen - manchmal sind sie sogar noch besser.

Welche Sinnhaftigkeit - oder "Nicht-Sinnhaftigkeit" - sehen Sie hinter dem Frauentag und all den dazugehörigen Initiativen? Wenn man die Welt betrachtet, gibt es immer noch viel zu viele Länder, in denen Frauen unterdrückt werden. Also braucht es Aktivitäten, um die Menschen wachzurütteln und den Frauen den Rücken zu stärken. Sieht man sich in Österreich den nach wie vor bestehenden hohen Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen und den noch extremeren Pension-Pay-Gap an, dann müssen wir noch lauter werden.

Sie stellen sich dennoch selbst die Frage: Benötigen wir in Österreich überhaupt einen Frauentag? Das weiß ich nicht. Ich frage mich allerdings, ob wir damit die richtigen Personengruppen erreichen. Schaffen wir damit ein Umdenken in der Gesellschaft und lösen alte Stereotypen auf? Gegenfrage: Sollten wir nicht einen Männertag installieren, an dem wir Frauen unsere Sichtweise erklären? Letztlich hilft natürlich jede Aktion und jede Initiative, Menschen in Diskussion zu bringen und uns damit weiterzuentwickeln.

Wie lauten Ihre Tipps für Frauen im Berufsleben? Jede Frau sollte unbeirrt ihren eigenen Weg gehen. Austausch und ehrliche Gespräche helfen, daher mein Tipp: sich einen Mentor suchen. Ein bisschen auch das Selbstvertrauen von Männern übernehmen und Selbstzweifel über Bord werfen. Und: sich Positionen und Aufgaben zutrauen und das auch kommunizieren. Wenn es nicht gleich beim ersten Anlauf funktioniert, dann klappt es beim zweiten.