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Galeristin Veronika Hitzl: "Die Ideen gehen mir nicht aus"

Zähne, Kunst und Menschen: Eine Leidenschaft allein reichte Veronika Hitzl nie. Als Galeristin feierte sie unlängst ihr 40-Jahr-Jubiläum.

Galeristin Veronika Hitzl fördert mit viel Enthusiasmus die junge Kunstszene in Salzburg.
Galeristin Veronika Hitzl fördert mit viel Enthusiasmus die junge Kunstszene in Salzburg.

In der Fensterfront, die auf die Ignaz-Harrer-Straße in der Stadt Salzburg hinuntergeht, schweben zwei silberfarbene Ballons. Eine Vier, eine Null. Überbleibsel von der Jubiläumsfeier der Galerie Eboran vor wenigen Wochen. Seit inzwischen vier Jahrzehnten belebt und fördert deren Gründerin Veronika Hitzl nämlich voller Enthusiasmus die junge Salzburger Kunstszene. "Tun und Mut - diese beiden kleinen Wörter beflügeln mich. Leben im Konjunktiv war nie etwas für mich." Die 40 habe sie unbedingt schaffen wollen, erzählt Hitzl: "Erfolg ist etwas Wunderbares. Da kann man sich zurücklehnen. Mir geht es jetzt so."

Den Sinn für das Schöne hatten der Galeristin ihre malende Firmpatin und ein kunstsinniger Kooperator eingepflanzt, der ihr in ihrer Kindheit die schönsten Kirchenfenster zeigte. Ihr Berufsweg führte Hitzl zunächst jedoch in eine Zahnarztpraxis - die sie im Jahr 1984 kurzerhand in etwas verwandelte, das man heute wohl Pop-up-Galerie nennen würde. "Ich wollte die furchtbaren Bilder tauschen, die im Wartezimmer der Praxis meines Arbeitgebers hingen, und dass Patienten, die wiederkommen, nicht immer dasselbe sehen müssen", erzählt sie.

Galerie Eboran: Ein Ort für die jungen Wilden

Es sei eine Zeit gewesen, in der es in Salzburg nicht viel an kulturellem Angebot für die Einheimischen gab. "Die Leute waren alle hungrig, etwas zu erleben", erinnert sich Hitzl. Von den Vernissagen der Eboran erfuhr man nur, wenn man jemanden kannte oder einen der Flugzettel erwischte, die die Galeristin verteilte. Bald hatte sich herumgesprochen, dass die Galerie Qualität bot, sowohl was die Kunst selbst als auch die Begegnungen dort anging. Und doch sei sie immer wieder verjagt worden, erinnert sich die Salzburgerin: Auf die Zahnarztpraxis folgten als Ausstellungsraum eine Waschküche, eine Reifenhalle, eine ehemalige Polizeistation, ehe Hitzl vor zwölf Jahren die Räume in der Ignaz-Harrer-Straße 38 anmietete. Es gab damals keine Wände, keinen Boden, überall Kabel. Heute ist der großzügige, lichtdurchflutete Raum in mehrere Bereiche aufgeteilt: ein Büro, eine Küchenzeile, eine Nische, die klein genug ist, dass potenzielle Käufer sich vorstellen können, wie sich ein Kunstwerk im eigenen Wohnzimmer macht. "Es sind eher die Jüngeren, die sich gerade einrichten, die bei uns Kunstwerke erstehen", erzählt Hitzl. "Wer Geld hat, will eine Wertanlage, also Kunst von bekannten Künstlern. Aber das ist kurzsichtig, weil manch Kleiner auf einmal explodieren kann."

So geschehen etwa beim allerersten Kreativen, dem sie als Neogaleristin eine Plattform geboten hatte: Robert Schaberl, damals Student am Mozarteum, inzwischen ein medial und malerisch arbeitender Künstler von internationalem Renommee. "Leuten eine Bühne zu geben, die schon groß sind, ist zwar löblich. Aber die laufen eh. Für mich hat es mehr Reiz, mich um junge aufregende, wenig gezeigte Positionen zu kümmern", sagt die Ausstellungsmacherin.

Dieser Gedanke ist Programm in der Eboran: 354 Künstlerinnen und Künstler aus Österreich und darüber hinaus, die inzwischen Bekanntheit erlangt haben, debütierten in den wechselnden Locations. Aufgespürt hatte Hitzl die aufstrebenden jungen Leute über das Mozarteum, die Sommerakademie oder auf Kunstmessen. Sie alle findet man sauber aufgelistet auf der Rückwand der heutigen Galerie. Wie es der Salzburgerin gelingt, die Spreu vom Weizen zu trennen? "Das kann man nicht lernen. Das ist ein Gefühl für Qualität, das dich nicht loslässt."

Veronika Hitzl: Unermüdlich und voller Ideen

"Ich habe einfach Freude an der Arbeit", erklärt Hitzl, warum sie mit 72 noch zwei Jobs jongliert und einige Jahre nebenbei ein Modelabel für Arbeitskleidung betrieben hat. "Nur die Galerie oder nur als Dentalhygienikerin arbeiten - das wäre mir zu viel Routine gewesen." Eine Einsatzfreude, die die unermüdliche Kunstförderin auch von anderen erwartet: "Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nur Stunden keilen, kann ich nicht gebrauchen." Nach 40 Jahren habe sie endlich ein Team im Rücken, das genauso für die Kunst brennt wie sie selbst. Leute, die dahinter sind, eigene Ideen einbringen, die die Galerie in Schwung bringen. "Wir haben alle unsere Kompetenzen: Technik, Pressearbeit - und ich bin fürs Vernetzen, Kennenlernen und Neugierigsein zuständig", schmunzelt Hitzl.

Nicht von ungefähr sieht sie ihre Galerie als Begegnungsraum: "Das soll nicht nur ein Raum sein, in dem jemand Bilder aufgehängt hat", meint sie und blättert durch die dicht beschriebenen Seiten ihres Terminkalenders. Performances hat sie für das kommende Jahr geplant, Kulturgespräche auf der Dachterrasse, bei denen Kulturinteressierte ihre Füße in einen kleinen Pool baumeln lassen können, Filmvorführungen. Auch über Kochabende, wie sie sie schon früher für Fördergeber und Kunstliebhaber veranstaltet hat, denkt die umtriebige Galeristin nach: "Die Ideen gehen mir nicht aus."

Jubiläumsausstellung mit Maria Bussmann, Christian Ecker, Joe Wagner. Galerie Eboran, Ignaz-Harrer-Straße 38, 2. Stock, 5020 Salzburg, Dienstag bis Freitag, 18 bis 20 Uhr, bis 2. August.