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KLF Open Science Center: "Wissenschaft erlebbar machen und Naturverbundenheit fördern"

Einblick in die Forschung: Das neue Open Science Center an der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle der Universität Wien bietet künftig viel Informatives für Wissenschaftsinteressierte.

Verhaltensforscher Konrad Lorenz wurde als „Vater der (Grau-)Gänse“ bekannt – diese werden unter anderem auch an der KLF beobachtet.
Verhaltensforscher Konrad Lorenz wurde als „Vater der (Grau-)Gänse“ bekannt – diese werden unter anderem auch an der KLF beobachtet.

Die Konrad-Lorenz-Forschungsstelle (KLF) der Uni Wien in Grünau im Almtal in Oberösterreich bekommt ein Open Science Center - vor Kurzem fand dort der Spatenstich statt. Ab 2025 erhalten Wissenschaftsinteressierte aus allen Altersgruppen hautnah Einblick in die Forschung der Biologinnen und Biologen. Unter die Lupe genommen wird an der KLF das Verhalten von Tieren - mithilfe von evolutionären, phylogenetischen, mechanistischen und entwicklungsbezogenen Ansätzen. Im Vordergrund steht die Beobachtung von markierten Exemplaren in freier Wildbahn. Ziel ist es, zu erforschen, welche Verhaltensweisen einen Überlebensvorteil in der Tierwelt sichern.

KLF Open Science Center: Wissenschaft und Gesellschaft verbinden

Das KLF Open Science Center soll als Zentrum der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Bildung, Wirtschaft und Gesellschaft entstehen und die bisherigen Angebote erweitern. "Das Open Science Center wird Wissenschaft für alle zugänglich machen, den Austausch mit der Gesellschaft fördern und damit einen wichtigen Beitrag zur Nachwuchsförderung leisten", erläutert Sebastian Schütze, Rektor der Universität Wien. Finanziert wird das neue Open Science Center vom Land Oberösterreich, der Universität Wien und dem Cumberland-Wildpark in Grünau. Wissenschaft für alle erlebbar zu machen ist vorrangig: "Open Science ist ein unverzichtbares Element, um Wissenschaft und Gesellschaft näher zusammenzubringen. Mit dem neuen Open Science Center schaffen wir einen Ort, der wissenschaftliches Arbeiten vermittelt, Zusammenarbeit intensiviert und freien Zugang zu Wissen fördert", sagt Ronald Maier, Vizerektor für Digitalisierung und Wissenstransfer an der Universität Wien.

Im neuen Science Center bieten künftig Studierende und Lehrende das ganze Jahr über ein abwechslungsreiches Programm - nicht zuletzt für Schulgruppen. So ist zum Beispiel für die Ferienzeit ein Science-Holiday-Programm für Kinder geplant. Auch Studierende sollen vom neuen Forschungszentrum profitieren: Angehende Biologielehrerinnen und Biologielehrer haben die Möglichkeit, dort ihre Bachelor- und Masterarbeiten zu schreiben. Wissenschaftsinteressierte können an Citizen-Science-Projekten teilnehmen. Zudem wird vier Mal im Jahr zum Wissenschaftscafé geladen, im Rahmen dessen Diskussionen mit Expertinnen und Experten stattfinden. "Unser Ziel ist klar definiert: Wir fördern Naturverbundenheit und unterstützen praktische wissenschaftliche und naturbasierte Aktivitäten für alle Altersgruppen", sagt Sonia Kleindorfer, Leiterin der KLF. Das Biologicum Almtal bekommt mit dem Open Science Center ebenfalls ein neues Zuhause.

Almtal im oberösterreichischen Traunviertel soll Modellregion für Biodiversität werden

Das Almtal soll in Zukunft zu einem Vorzeigeprojekt werden, wie Kleindorfer ausführt: "Wir wollen das Almtal zu einer Modellregion in Sachen Biodiversität und Umweltschutz machen." Eines der bisherigen Forschungsergebnisse an der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle: Die dortigen Wissenschafterinnen und Wissenschafter haben herausgefunden, dass die Singvogelpopulation im Almtal - wie überall in Europa - stark zurückgeht. Nun hoffen sie, dass ein Einlenken möglich ist: "Wir testen gerade zusammen mit lokalen Landbesitzerinnen und Landbesitzern, ob ein geänderter Mährhythmus die Insektenpopulation erhöht, was sich wiederum positiv auf die Singvögel auswirken würde", so die KLF-Leiterin.

Einfluss von Straßenlärm auf das Brutverhalten wird gemessen

Die Geräuschbelastung steht ebenfalls im Fokus: "Wir messen auch, ob die Lärmbelastung der Straßen einen negativen Einfluss auf das Brutverhalten der Vögel hat. Wenn wir diese Ergebnisse liefern, haben uns die Grundbesitzerinnen und Grundbesitzer zugesagt, ihre Wiesen anders zu mähen, und die Gemeinde wird anstreben, das Tempolimit zu reduzieren."

Auch Graugänse werden von den Forscherinnen und Forschern an der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle genau beobachtet. Kleindorfer: "Dadurch haben wir umfassende Informationen über jedes Individuum und den Erfolg der Nachkommen - und das bereits seit 50 Jahren. Eine solche Detailgenauigkeit ist bei der Erforschung einer wild lebenden Tierart beispiellos."