Fast jedes Unternehmen in Österreich ist dazu verpflichtet, eine Steuererklärung abzugeben. Das macht Steuerberater unentbehrlich. Klienten wirken fast wie ein vom Staat geschenktes Abo-Modell", sagt Edin Salihodzic, Gründer der Wiener Steuerberatung Team23. Er ist überzeugt, dass es daher für die Branche wenig Anlass gibt, sich modernen Konzepten anzupassen oder Innovationen zu entwickeln.
Frischer Wind für die Steuerberatungsbranche
Warum in seinen Augen der Steuerberatung frischer Wind dennoch nur guttun kann? Wie viele andere Branchen kämpft sie mit dem Fachkräftemangel. Laut der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (KSW) wurden 2022 100 Steuerberater in den Ruhestand verabschiedet. Gleichzeitig entscheiden sich immer weniger junge Menschen für diesen Beruf. Eine Ursache dafür ist das langwierige Prüfungsverfahren. Salihodzic will mit seinem Team23 daher bewusst einen anderen Weg gehen: Von den inzwischen 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind 60 Prozent als Quereinsteiger in der Steuerberatung gelandet. "Wir stellen Leute ein, die andere Kanzleien nicht mal zum Vorstellungsgespräch einladen würden", sagt der Team23-Gründer.
Quereinsteigerinnen holen Ausbildung berufsbegleitend nach
Diese Quereinsteigerinnen steigen in der Regel als Lohnverrechner oder Buchhalter ein, ohne Berufserfahrung in der Branche, und oft ohne eine Ausbildung in der Buchhaltung oder Lohnverrechnung. "Diese holen sie berufsbegleitend nach und wir unterstützen sie in ihrer weiteren Entwicklung am Weg zur Steuerberaterprüfung - finanziell, indem wir die Kosten für alle Weiterbildungsmaßnahmen übernehmen, und operativ, indem wir eine Kultur im Unternehmen etabliert haben, in der Teilen von Wissen ein Imperativ ist", erklärt der Gründer. Er selbst machte sich nach einem Studium an der Wirtschaftsuniversität in Wien mit Spezialisierung auf Unternehmens- und Steuerrecht und drei Jahren Praxis 2012 als Bilanzbuchhalter und 2015 als Steuerberater selbstständig.
Miteinander und Kommunikation auf Augenhöhe
"Partner dürfen sich nicht im Elfenbeinturm ihrer Kompetenz sonnen, sondern müssen wirklich partnerschaftlich handeln - gegenüber der eigenen Belegschaft und der Kundschaft", ist Salihodzic überzeugt. Seinen Kaffee holt er sich daher ganz selbstverständlich selbst. In der Beratung legen sein Team und er großen Wert auf Verständlichkeit und Kommunikation auf Augenhöhe. Kundentermine finden nach Möglichkeit persönlich statt, im Miteinander ist man per Du, dadurch, dass das Team sehr bunt ist, können die Dienstleistungen auch auf Englisch, Bosnisch/Serbisch/Kroatisch, Türkisch und Russisch angeboten werden. "Wir wollen, dass unsere Klienten die Steuerberatung verstehen", erklärt Salihodzic. "Nur so können wir gemeinsam an Lösungen arbeiten."
Maßgeblichen Anteil an diesem partnerschaftlichen Ansatz nach innen und nach außen hat Salihodzics Frau Aldina, die bei Team23 das Strategie- und Innovationsmanagement verantwortet. "Sie kommt nicht aus der Branche und betrachtet diese aus einer völlig anderen Perspektive", erzählt der Steuerberater.
Steuerkanzlei Team23 etabliert Gehaltstransparenz-Modell
So verfolgt die Kanzlei seit 2022 ein Konzept der Gehaltstransparenz unter den Angestellten - damit ist Team23 die erste Kanzlei in Österreich, in der alle wissen, was die anderen verdienen. Salihodzic sieht die Branche als wie gemacht dafür, weil die Prozesse in der Steuerberatung gesetzlich stark vorgegeben sind: "Wir haben einen sicheren Rahmen, in dem wir uns in der Arbeit bewegen. Dafür können wir uns, mit etwas Mut, auf der anderen Seite erlauben, neuartige Konzepte auszuprobieren." Das Gehaltsmodell entstand aus dem Wunsch, Fairness, Transparenz und Mitbestimmung im Unternehmen zu leben. In einem partizipativen Prozess hat das Team gemeinsam Kriterien und Gehälter für verschiedene Positionen festgelegt. Für Salihodzic war dabei der Prozess wichtiger als das Ergebnis: "Die Gehaltstransparenz selbst dient für uns als Kontrollmechanismus, um sicherzustellen, dass wir uns als Arbeitgeber auch wirklich an unser Modell halten."