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Mangelberufe in Salzburg: Wie regionale Unternehmen internationale Talente anwerben

Vom Handwerker bis zur Führungskraft: An ihnen mangelt es in 80 Prozent der heimischen Unternehmen. Welche Lösungen es gibt.

Im Bundesland Salzburg stehen unter anderem Friseure auf der Liste der Mangelberufe.
Im Bundesland Salzburg stehen unter anderem Friseure auf der Liste der Mangelberufe.

81 Berufe stehen in diesem Jahr auf der nationalen Liste der Mangelberufe des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft, vor allem in der Technik und im Gesundheitswesen. In Salzburg kommen zusätzlich solche wie Maurer, Maler oder Friseur hinzu. Doch auch geeignete Personen für die Führungsetagen zu finden gestaltet sich schwieriger.

"Drohende Konflikte machen Führungsjobs unattraktiver."
Wolfgang Rehrl
Personalberater

Diese Erfahrung hat der Salzburger Personalberater Wolfgang Rehrl gemacht. Mit seiner Agentur Rehrl + Partner spezialisiert er sich darauf, Experten- und Managementpositionen zu besetzen. Die aktuelle wirtschaftliche Lage, Mitarbeiterabbau, zusätzlicher Druck durch fehlendes Personal - Konflikte, Stress und längere Arbeitszeiten, die sich daraus ergeben können, machen Führungsjobs für weniger potenzielle Kandidaten attraktiv. "Unser Job ist es, aktiv nach Personen zu suchen, die noch eine Führungsposition übernehmen wollen", erklärt der Experte. Und die gebe es durchaus: Allerdings unter anderen Voraussetzungen - denn die Prioritäten hätten sich verschoben: "Dass Führungskräfte rund um die Uhr erreichbar sind, ist heute nicht mehr der Regelfall. Sie wollen ein sicheres Arbeitsumfeld im Unternehmen, genügend Mitarbeiter und Work-Life-Balance. Das müssen wir auch unseren Kunden vermitteln", sagt Rehrl.

WKS verbindet regionale Unternehmen mit internationalen Fachkräften

Um qualifiziertes Personal auf basalerer Ebene zu finden, hat die Wirtschaftskammer Salzburg (WKS) die Initiative Fachkräfte ins Leben gerufen. Diese bringt regionale Unternehmen und internationale Arbeitskräfte zusammen. Zum Beispiel von den Philippinen, aus Albanien oder dem Kosovo, wo viele gut ausgebildete Fachkräfte aufgrund der hohen Jugendarbeitslosigkeit ihr Glück im Ausland suchen. Auf den Philippinen gibt es dabei Unterstützung von staatlicher Seite, immerhin sind die monatlichen Zahlungen der Auslandsfilipinos und -filipinas ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für das Land.

Erste Kennenlerntreffen haben gezeigt, dass das Interesse an einer länderübergreifenden Kooperation groß ist. Im Oktober begrüßte die WKS 13 Agenturen aus dem Kosovo und Albanien; bereits im August trafen rund 20 philippinische Personalvermittlungsagenturen auf mehr als 30 Salzburger Betriebe.

Krankenhaus setzt auf indische Fachkräfte

Bereits einen Schritt weiter ist man im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in der Stadt Salzburg: Seit dem Vorjahr wird dieses durch sieben Pflegefachassistentinnen aus Indien unterstützt - laut Pflegedirektorin Margareta Bruckner eine Notwendigkeit, um den Betrieb des Krankenhauses aufrechterhalten zu können. Dazu setzen die Barmherzigen Brüder, die österreichweit und in Bayern Spitäler führen, auf eine Ausbildungskooperation mit dem indischen Bundesstaat Kerala, wo der Orden der Barmherzigen Brüder eine Fachhochschule bzw. Uni betreibt. Dem Einsatz in Salzburg ging eine mehrmonatige Einschulungsphase voraus. Vermittelt wurde dabei nicht nur theoretisches oder praktisches Wissen, sondern auch Deutschkenntnisse: "Die Pflege ist immer ein personenzugewandter Beruf und deshalb ist die Sprache so essenziell", so Bruckner.

Welcome Center erleichtert Behördenverfahren

Wer Fachkräfte aus dem Ausland beschäftigen will, muss etliche bürokratische Hürden in Form von Behördenverfahren umschiffen. Unterstützung auf diesem Weg erhalten heimische Betriebe und interessierte internationale Fachkräfte, primär aus den Bereichen Pflege und Technik, ab Februar auch in der Kaigasse 13 in der Stadt Salzburg: Dort eröffnet ein Welcome Center als Schnittstelle und zentrale Anlaufstelle. Fünf Mitarbeiter von Stadt, Land und der Standortagentur Innovation Salzburg sollen künftig Interessierte bei Behördenverfahren und administrativen Abläufen unterstützen.