Das Salzburger Bildungswerk, Akzente Salzburg sowie die Bildungsdirektion laden unter dem Titel "Medien.Zukunft.Salzburg" zum ersten landesweiten "Medienmonat zum Mitmachen". Warum braucht es einen solchen Medienmonat? Und: Was muss man als Konsumentin und Konsument wirklich "für morgen" wissen?
Sonja Messner (Akzente Salzburg) und Marlene Klotz (Salzburger Bildungswerk) sind Teil des Projektteams - sie zeichnen inhaltlich sowie konzeptionell für die Kampagne verantwortlich - und erläuterten den SN die Hintergründe der Initiative.
Warum wurde der "Medienmonat zum Mitmachen" ins Leben gerufen? Marlene Klotz: Medienbildung und Medienkompetenz sind heute so wichtig wie noch nie. Immer wieder liest man etwa in der Zeitung über Menschen, die auf Betrugsmaschen online reinfallen. Wer weiß, dass künstliche Intelligenz schon dazu fähig ist, mit kurzen Audio-Ausschnitten einer menschlichen Stimme Fakes anzufertigen, wird Betrügerinnen und Betrügern nicht so schnell aufsitzen. Mit unserem Medienmonat wollen wir Menschen zum kritischen Denken einladen und sie ermutigen, Neues auszuprobieren, um ihre (digitale) Teilhabe zu erweitern.
Sonja Messner: Kurz noch zu den Begriffen: Medienbildung ist als Prozess zu verstehen. Also als Lernen über eine Welt, in der wir ständig von Medien umgeben sind. Medienkompetenz bedeutet, dass wir Fähigkeiten entwickeln, um zum Beispiel digitale Tools kompetent und kritisch anzuwenden. Dabei spricht man auch von "Medienmündigkeit".
Durch meine Arbeit als Medienpädagogin weiß ich, dass 72 Prozent der Null- bis Sechsjährigen bereits digitale Medien verwenden. Es ist daher wichtig, dass auch Eltern mehr darüber lernen, wie sie Medienbildung in der Erziehung zum Thema machen können. Auch Cybermobbing oder Hass im Netz sind Themen, die mir immer wieder begegnen und wo ich merke, dass wir hier noch viel Bildung in der Gesellschaft brauchen.
Gibt es Themenbereiche, die besonders in den Fokus gerückt werden - wie zum Beispiel Hacking? Messner: Da wir einen offenen Aufruf an diverse Bildungs- und Medienorganisationen sowie freiberufliche Medienpädagoginnen und Medienpädagogen gemacht haben, haben wir selbst kein Schwerpunktthema vorgegeben. Uns ist aber aufgefallen, dass viele Angebote rund um Cyberkriminalität und künstliche Intelligenz eingereicht wurden.
Klotz: Generell ist es schwierig, Medienbildung vollumfassend abzudecken, da der Bereich so breit gefächert ist und von Fragen wie "Wie arbeiten Journalistinnen und Journalisten?" bis hin zu "Wie funktioniert KI?" reicht. Daher kann es gut sein, dass in unserem Angebot noch etwas fehlt.
Messner: Ein Grund mehr, den Medienmonat auch im Jahr 2024 wieder anzubieten.
Wie lautet die Zielgruppe - für wen sind die Veranstaltungen geeignet? Klotz: Wir haben Angebote für Schulklassen, Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Eltern, Seniorinnen und Senioren. Gruppen, die wir vielleicht noch nicht ganz abdecken, sind Kleinkinder sowie Lehrpersonen und pädagogische Fachkräfte.
Welchen Anspruch an sich selbst hat die Initiative "Medien.Zukunft.Salzburg" - welches Ziel wird verfolgt? Messner: Wir wollen auf die Relevanz, die Brisanz und auch die Dringlichkeit von Medienbildung aufmerksam machen.
Klotz: Außerdem wollen wir das bestehende Angebot zur Medienbildung in Salzburg sichtbar machen, die dazugehörigen Akteurinnen und Akteure vernetzen und für möglichst alle Bürgerinnen und Bürger Angebote schaffen, bei denen sie etwas für sich mitnehmen können.
Der Eröffnungsevent geht am 2. Oktober im SN-Saal über die Bühne. Der Titel lautet: "Von KI über TikTok bis zur Zeitung - was müssen wir für morgen wissen?" Was muss die Menschheit denn medientechnisch für morgen wissen? Klotz: Das verraten wir natürlich erst am 2. Oktober. Aber so viel vorab: Wir werden unter anderem über neue Entwicklungen rund um künstliche Intelligenz in Bezug auf unsere Gesellschaft sprechen und darüber, welche Fähigkeiten von uns in Zukunft gefordert sein werden.
Messner: Auch Eltern bieten wir Tipps. Diese fragen sich oft, wie sie ihre Kinder vor schädlichen Inhalten schützen können, ob sie Medienverbote aussprechen oder wie sie damit umgehen sollen, wenn ihr Kind TikTok nutzt.
Die Abschlussveranstaltung findet am 31. Oktober unter dem Titel "Digitale Wirklichkeiten" in der TriBühne Lehen statt - was sind denn "digitale Wirklichkeiten"? Klotz: Realität und Wirklichkeit sind zwei verschiedene Dinge. Wirklichkeit ist etwas, das wir selbst schaffen und das von Medien geschaffen wird. Man spricht in der Kommunikationswissenschaft auch von "Wirklichkeitskonstruktionen". Was wir sehen, lesen oder auf irgendeine Art erfassen, ist also nicht unbedingt die Realität. Das gilt auch für den digitalen Raum, der Wirklichkeiten schafft und durch den wir selbst wieder neue Wirklichkeiten konstruieren. Daher haben wir uns für diesen Begriff entschieden.
Messner: Konkret werden wir witzige wie auch ernstere digitale Phänomene vom Katzen-Meme bis zur Trollarmee, also Chatbots, die Desinformation und Hass im Internet verbreiten, in Form von Bildern präsentieren. Die Österreichische Gesellschaft für politische Bildung unterstützt diese Veranstaltung, weil digitale Wirklichkeiten auch ein wichtiges Thema der politischen Bildung sind.