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"Ich bin ein Spätberufener" - Goldschmiede Handkraft

Goldschmied. Kunst und edle Materialien qualitativ hochwertig zu verbinden war Ansporn, die Goldschmiede Handkraft in Salzburg zu gründen.

Detailarbeit: Goldschmied Johannes Kaserer-Neff in seiner Werkstatt.
Detailarbeit: Goldschmied Johannes Kaserer-Neff in seiner Werkstatt.

Ein Beruf, der nie langweilig wird, der Raum für Kreativität lässt und die Möglichkeit bietet, ausgetretene Pfade auch einmal zu verlassen: Goldschmied.

Was es heißt, seit Jahren in diesem Job tätig zu sein, weiß Johannes Kaserer-Neff. Er betreibt seit rund 17 Jahren mit seiner Frau Barbara Neff die Goldschmiede Handkraft in der Salzburger Neutorstraße.

Warum sind Sie Goldschmied geworden? Johannes Kaserer-Neff: Ich bin ein etwas spät Berufener. In der Maschinenbau-HTL, die ich nach zwei Jahren abgebrochen habe, hat mich die Metallverarbeitung sehr interessiert - vor allem das Schmieden hatte es mir angetan. Allerdings wollte ich mit den am Bau typischen Normen und statischen Berechnungen nichts zu tun haben.

Im Anschluss an meinen Schulabbruch habe ich ein paar Jobs ausprobiert, aber die Liebe zur kreativen Metallarbeit ist geblieben. 2002 hatte ich schließlich das große Glück, eine Lehrstelle in Salzburg zu finden. In meiner Lehrzeit habe ich die nötigen Grundlagen des Gold- und Silberschmiedens erlernt und legte anschließend schnellstmöglich die Meisterprüfung ab, um mich selbstständig zu machen und meine eigenen Ideen besser verwirklichen zu können.

Was ist für Sie das Schöne an Ihrer Arbeit? Es wird selten langweilig. Nicht nur komplizierte Anfertigungen können herausfordernd sein, auch bei Reparaturen wird es manchmal knifflig und man muss schon mal in alten Büchern nachschlagen, um eine Lösung für ein Problem zu finden.

Wie lauten die aktuellen Herausforderungen der Berufssparte? Die größte Herausforderung ist die Ausbildung der künftigen Gold- und Silberschmiede. Wir hatten von den Siebzigern bis in die Neunziger einige Manufakturen in Salzburg, die Lehrlinge ausgebildet haben. Diese Betriebe fertigten Serienschmuck, meist im Trachtensegment. In solchen Betrieben wird vom einzelnen Gussteil bis zum fertigen Schmuckstück alles unter einem Dach produziert.

Das heißt konkret: Der Lehrling beginnt damit, die Gusskanäle abzusägen, sowie mit groben Feil- und Schmirgelarbeiten. Je besser die Fähigkeiten des Lehrlings, desto feinere Arbeiten kann er oder sie machen. Der Lehrling gewinnt so, neben seiner Lehrlingsentschädigung, auch gutes Fachwissen. Im Idealfall spielen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in einem Team, in dem alle profitieren.

Allerdings sind diese Manufakturarbeiten aus Profitgier in Billiglohnländer ausgelagert worden. Es ist in Salzburg sehr viel hochwertige Arbeit vorhanden, aber im Rahmen dessen lässt sich leider kein Lehrling ausbilden. Und viele, die einen Schmuckhandel betreiben, kaufen eben diese Produkte aus Fernost und wundern sich mittlerweile, warum es keine Fachkräfte mehr gibt, die ihnen den verkauften Ring auf die richtige Größe ändern.

Wo nehmen Sie die Inspiration für eigens kreierte Stücke her? Das ist meist sehr verschieden. Manchmal bekommt man von Kunden Anregungen, fertigt Zeichnungen und daraus später ein Schmuckstück.

Für meine Werke lasse ich mich gerne von einem schönen Edelstein inspirieren und baue das Schmuckstück dann rundherum auf. Und manchmal sind es die Formen der Natur, die mich inspirieren und Ideen wachsen lassen.

Wie kreiert beziehungsweise findet man den passenden Schmuck für Kundinnen und Kunden? Bei einem Erstgespräch eruiert man die Vorlieben der Kundschaft und versucht, möglichst viele Informationen zu sammeln. Dann zeichne ich entweder Skizzen oder schon fertige Werkzeichnungen. Danach werden diese mit der Kundschaft besprochen und entweder noch überarbeitet oder gleich gefertigt.

Manchmal reicht es auch schon, ein paar Fotos von einer zu beschenkenden Person zu sehen. Man wird über die Jahre sehr gut beim Einschätzen, welcher Schmuck zu welcher Person passt.

Was würden Sie angehenden Goldschmieden für ihre Berufslaufbahn raten - gibt es Geheimtipps? Gold- und Silberschmiede brauchen natürlich ein gewisses Maß an Kreativität, Liebe zum Detail und Handwerk, Feinmotorik und technisches Verständnis.

Sonst ist es wie in den meisten Berufen - man sollte darauf achten, sich nicht von der einfachsten Lösung in Versuchung führen zu lassen. Das heißt: Arbeitsschritte wieder neu zu überdenken und ausgetretene Wege immer wieder zu verlassen und zu reflektieren, wie es auch anders gehen würde.

Langjährige Erfahrung ist zwar meist sehr förderlich, engt aber auch die Kreativität ein. Man sollte immer offen für Neues sein.

Welchen Stellenwert nimmt die Nachhaltigkeit ein, wenn es um Ihr Handwerk geht? Uns persönlich ist Nachhaltigkeit sehr wichtig. Wir verwenden ausschließlich Recyclinggold einer österreichischen Firma. Das "Urban Mining" genannte Gold wird aus eingeschmolzenem alten Schmuck oder Feilungsresten von Goldschmieden hergestellt. Bei Gold und Silber wird seit jeher schon immer darauf geachtet, dass nichts vom Material verloren geht.

Macht Ihnen Ihr Beruf auch nach Jahren noch Spaß? Ich denke, es ist wie in jedem Beruf. Es gibt Tage und Arbeiten, die einem mehr, und jene, die einem weniger Spaß machen. Ich merke zum Beispiel, wenn man sich weiterbildet und neue Fertigkeiten dazulernt sowie offen für neue Arbeitsmethoden ist, wird es nicht langweilig.

Das ist wie im Leben: Es gilt den tristen Alltag zu vermeiden. Das erhält die Spannung.