Das Friseurhandwerk, das einst zu den Top-3-Lehrberufen bei den Mädchen zählte, leidet unter massiver Personalnot. In Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Oberösterreich und zuletzt auch in der Steiermark steht der Beruf mittlerweile auf der Engpassliste der Mangelberufe.
Die Situation sei bundesweit unterschiedlich, sagt Jakob Wild, Geschäftsführer der Bundesinnung der Friseure bei der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). Waren in Salzburg Ende des Vorjahrs 67 offene Stellen und 23 Friseurinnen arbeitslos gemeldet, gibt es in Wien und im Burgenland mehr arbeitslose Friseurinnen als Angebote. Im vergangenen Jahrzehnt (2010 bis 2022) sank die Zahl der Beschäftigen von 20.755 auf 16.369 Personen und jene der Lehrlinge auf ein Rekordtief von 2418 Auszubildenden, ein Minus von fast 50 Prozent. Nur noch 20 Prozent der Betriebe bilden überhaupt Lehrlinge aus. Einzig die Betriebsgründungen steigen, von 7084 auf 9625 Mitgliedsbetriebe - wobei es sich vielfach um eine Abwanderung in die Selbstständigkeit als Ein-Personen-Unternehmen handelt, die bereits 56 Prozent der Mitgliedschaften in der WKO ausmachen. Diese Kleinbetriebe sind bis zu einem Jahresumsatz von 35.000 Euro umsatzsteuerbefreit. Ein Trend sind auch die fahrenden Friseurinnen, die auf dem Land mit dem Auto Kundinnen besuchen. Und: Der Anteil der männlichen Fachkräfte stieg von sechs auf 15 Prozent.
Kampagnen sollen Image der Branche aufpolieren
Die Interessenvertretung bemüht sich mit Imagekampagnen (Ich.Mach.Schön) und neuen Formaten (Lehrlings-Speed-Dating), den Beruf wieder schmackhafter zu machen. "Unser Handwerk ist bei der Jugend nicht mehr so beliebt und erstrebenswert wie früher", weiß der Salzburger Friseurmeister und Bundesinnungsobmann Wolfgang Eder aus Umfragen. "Der Beruf gilt als anstrengend, es ist eine stehende Arbeit, es gibt das Thema der Chemie und Allergien, wo viel Unwissenheit herrscht. Oftmals wird auch der Kontakt mit Kunden als belastend bewertet", beschreibt Eder das veränderte Kommunikationsverhalten der Generation Social Media. Er könne das beobachten, "wenn die jungen Mitarbeiter von der Bushaltestelle kommen. Die unterhalten sich nicht mehr untereinander, sondern prüfen ihren Account auf dem Handy."