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Meisterqualifikation höchst angesehen

Das Ansehen des Meisters bzw. des Meistertitels in der Öffentlichkeit ist in den vergangenen Jahren wieder stark gestiegen. Grund dafür sind nicht zuletzt zahlreiche Verbesserungsinitiativen der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer.

Die Meisterausbildung liegt bei jungen Menschen wieder voll im Trend. Im Bild die Absolvent:innen in Salzburg 2022.
Die Meisterausbildung liegt bei jungen Menschen wieder voll im Trend. Im Bild die Absolvent:innen in Salzburg 2022.

So ändern sich die Zeiten: Noch 2016 gab es, angetrieben von manchen politischen Gruppen, ernsthafte Überlegungen, die Meisterprüfung abzuschaffen bzw. die Zahl der "reglementierten Handwerke" drastisch zu verringern. Denn für die Handwerke stellte damals wie heute die Meisterprüfung (für andere Gewerbe die Befähigungsprüfung) die wichtigste Zugangsberechtigung zur selbstständigen Tätigkeit dar. In Deutschland war man diesen Weg gegangen - mit dem Ergebnis, dass in den dort betroffenen Handwerksbranchen erst einmal die Lehrlingsausbildung zusammengebrochen ist. Eine weitere Konsequenz war eine veritable Pleitewelle unter den Gründer:innen, die ihr Gewerbe ohne Ausbildung anmelden konnten. Es bedurfte intensiver Lobbyarbeit und mehrjähriger Kampagnen der Wirtschaftskammer, um nicht den deutschen Fehler zu wiederholen, den diese übrigens zwischenzeitig teilweise selbst wiedergutgemacht haben und in 14 Handwerken die Meisterpflicht wiedereingeführt haben.

Kontinuierliche Aufwärtsentwicklung des Meistertitels

Heute darf die Meisterprüfung als gesichert betrachtet werden. So wie die Lehrlingsausbildung, die einen Imagewandel vollzogen hat, gilt die Meisterprüfung wieder etwas, vor allem bei den jungen Leuten. "Die Nachfrage nach Meisterprüfungskursen ist weiter im Steigen. Allein heuer werden fast 400 Jungmeister:innen ihre Meisterbriefe bzw. Befähigungsurkunden in Empfang nehmen, was ein einmaliger Rekord ist", berichtet Mag. Norbert Hemetsberger, Leiter der Meisterprüfungsstelle der WKS.

Die "geprüfte Qualifikation" durch die Lehre und danach der Einstieg in eine "höhere Berufsausbildung" seien wieder für viele ein Lebensziel. Die jungen Profis - einige von ihnen werden in der "Meisterzeitung" vorgestellt - schätzen den Meisterbrief oder eine Befähigungsurkunde als wichtigen Nachweis, dass man es in die derzeit höchste Stufe der fachlichen Qualifikation in ihren Berufen geschafft hat.

Zur neuen Wertschätzung des Meistertitels hat vieles beigetragen, etwa eine Modularisierung der Kurse und Prüfungen, was die durchaus anspruchsvolle Prüfungsvorbereitung, die ja oft neben dem Beruf absolviert werden muss, etwas erleichtert hat. Dazu kam in Salzburg eine starke öffentliche Unterstützung etwa durch den "Meisterscheck". 2018 wurde der "Meister" auch noch im Rahmen des Nationalen Qualifikationsrahmens (NQR), eines EU-weit geltenden Systems der Vergleichbarkeit der Bildungsabschlüsse, neben dem Bachelor auf der Stufe 6 des NQR als gleichrangig eingereiht. Abrundung der neuen bildungspolitischen Zuneigung zum Meister war schließlich im August 2020 die Möglichkeit, den Meistertitel auch offiziell in Dokumente eintragen zu können.

Augenmerk von Politik und Medien nicht nur auf Hochschulbildung sondern auch auf Berufsausbildung

Das ist Balsam auf die Blessuren all jener, die jahrelang für die Meisterprüfung gekämpft haben, wie etwa die Funktionäre der Sparte Gewerbe und Handwerk. Vor allem aber dürften sich die jungen Leute in Handwerk und Gewerbe freuen, dass das Augenmerk von Politik und Medien endlich nicht mehr nur auf die Hochschulbildung gerichtet ist, sondern auch auf die Berufsausbildung. Und diese dynamische Aufwertung findet auch aktuell ihre Fortsetzung. Denn Arbeitsminister Martin Kocher unternimmt gerade den nächsten Vorstoß, um die berufliche Ausbildung von der Lehre bis zum Meister attraktiver zu machen: Rund 200 Lehrberufe gibt es in Österreich, in etwas mehr als der Hälfte kann man eine Meisterprüfung (Handwerk) oder Befähigungsprüfung (andere reglementierte Gewerbe wie z. B. Baumeister) ablegen und damit eine höhere Qualifikation erlangen. Künftig soll es für Absolvent:innen jeglicher Lehre sowie berufsbildender mittlerer und höherer Schulen Angebote geben, darüber hinausgehende Berufsabschlüsse zu erlangen.

Der Schlüssel heißt Höhere Berufliche Bildung (HBB), um die der Nationale Qualifikationsrahmen erweitert wird. Dort sind bisher nur allgemeine Bildungsabschlüsse wie die AHS-Matura, Bachelor, Master und Doktorat/PhD vorgesehen. In Zukunft soll es für die Niveaus bis Stufe 7 (Master) auch in der beruflichen Bildung die Chance zur Höherqualifikation geben. Titel sind nicht geplant, das erreichte Niveau wird durch die Bezeichnung "Höhere Berufsqualifikation" (Stufe 5), Fachdiplom (6) und Höheres Fachdiplom (7) dokumentiert. In der Schweiz gibt es ein vergleichbares System seit rund 20 Jahren, in Deutschland seit drei Jahren - die Erfahrungen der Wirtschaft sind sehr positiv. Für Mariana Kühnel, Vizegeneralsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich, ist die Höhere Berufliche Bildung ein ähnlich großer Schritt wie die Etablierung der Fachhochschulen vor 30 Jahren.

Das Gesetz hat Kocher kürzlich in Begutachtung geschickt. Wegen der nötigen Abstimmung mit den Ländern ist mit dem Inkrafttreten im Sommer und ersten Ausbildungsangeboten im Herbst 2024 zu rechnen.

Der eintragungsfähige Meistertitel für offizielle Dokumente

Die höchste Stufe der beruflichen Ausbildung in Österreich wurde sichtbar aufgewertet. Mit der Novelle zur Gewerbeordnung vom 8. Juli 2020 wurde der Meister- und Meisterinnentitel eintragungsfähig für offizielle Dokumente.

Personen, die eine Meisterprüfung erfolgreich abgelegt haben, sind bereits berechtigt, sich mit Bezug auf das jeweilige Handwerk als Meisterin oder Meister zu bezeichnen. Seit 21. August 2020 dürfen diese Personen die Bezeichnung Meisterin bzw. Meister auch vor ihrem Namen führen. Dies darf in vollem Wortlaut oder in Kurzform erfolgen (z. B. Mst., Mst.in oder Mstin). Es darf die Eintragung in amtliche Urkunden verlangt werden (Reisepass, Führerschein etc.). Die Eintragung in amtliche Urkunden erfolgt durch Vorlage des Meisterprüfungszeugnisses (Gesamtprüfungszeugnis) bei jener Behörde, die für die Ausstellung der öffentlichen Urkunde zuständig ist (Bezirksverwaltungsbehörde, Magistratisches Bezirksamt, LPD, Verkehrsamt usw.). Dort erfährt man auch, welche weiteren Dokumente gegebenenfalls notwendig sind. Die Bezeichnung vor dem Namen ergänzt die Verwendung des Gütesiegels Meisterbetrieb.

Mehr Infos:
Tel.: +43 662/8888-275gewerbe@wks.at

Optimal betreut zum Meistertitel

Das Team der Meisterprüfungsstelle der WKS: Vorne (v. l.): Leiter Mag. Norbert Hemetsberger und Mag. Elisabeth Schörghofer. Hinten (v. l.): Nadine Schädl, Ulrike Kafka und Anja Aufschnaiter.
Das Team der Meisterprüfungsstelle der WKS: Vorne (v. l.): Leiter Mag. Norbert Hemetsberger und Mag. Elisabeth Schörghofer. Hinten (v. l.): Nadine Schädl, Ulrike Kafka und Anja Aufschnaiter.

Die Meisterprüfungsstelle der Wirtschaftskammer Salzburg ist die erste Anlaufstelle für alle, die sich auf den Weg zum Meister machen. In insgesamt fünf Modulen geht's zur Meisterqualifikation.

Die Meisterprüfungsstelle verzeichnet seit Jahren steigende Zahlen bei den Absolvent:innen von Meister- und Befähigungsprüfungen. Bei der heurigen Meisterbriefverleihung im Haus für Mozart werden rekordverdächtige 408 Meisterbriefe und Urkunden an 399 neue Meister:innen vergeben. Im Vorjahr sind es 342 Meisterbriefe für 331 Absolvent:innen gewesen. 2015 waren es noch 254 Jungmeister:innen. "Es ist erfreulich, dass immer mehr junge Menschen die Qualität und den Sinn der Meister- bzw. Befähigungsprüfung erkennen und schätzen", freut sich Mag. Norbert Hemetsberger, Leiter der Meisterprüfungsstelle in der WKS. Bei der Organisation einer Meister- bzw. Befähigungsprüfung bietet die Meisterprüfungsstelle umfassende Unterstützung. Sie reicht von der Beratung zur Prüfung über die Vermittlung zu den Vorbereitungskursen am WIFI bis hin zur Förderung der anfallenden Kosten.

In fünf Modulen zur Meisterqualifikation

Zulassungsvoraussetzung zur Meisterprüfung bzw. Befähigungsprüfung ist seit dem 1. 8. 2002 nur mehr die Eigenberechtigung (= Volljährigkeit). Die Meisterprüfung besteht aus 5 Modulen, die voneinander unabhängig absolviert werden können. Zu den Meisterprüfungen zählen alle Handwerke (z. B. Kfz-Technik, Friseure, Tischler etc.). Die Reihenfolge und die Wahl der Prüfungsstelle bleiben dem Kandidaten selbst überlassen.

Das Modul 1 (praktische Prüfung), das Modul 2 (mündliche Prüfung) und das Modul 3 (schriftliche Prüfung) beziehen sich auf den fachlichen Teil der Meisterprüfung. Das Modul 4 ist die Ausbilderprüfung und das Modul 5 ist die Unternehmerprüfung. Die Module 1 und 2 bestehen jeweils aus Teil A und Teil B. Der Teil A wird ersetzt, wenn die entsprechende Lehrabschlussprüfung oder Schule (lt. Prüfungsordnung) positiv abgeschlossen wurde. Nach erfolgreicher Ablegung aller Module (bzw. Nachweis oder deren Ersatz) wird ein Meisterprüfungszeugnis ausgestellt. Jedes positiv abgeschlossene Modul wird durch ein Modulzeugnis bestätigt.

Die Befähigungsprüfung besteht ebenfalls - wie die Meisterprüfung - aus Modulen, jedoch ist die Anzahl der Module unterschiedlich. Zu Befähigungsprüfungen zählen u. a. Kosmetik, Gastgewerbe, Immobilientreuhänder etc. Nach positiver Ablegung aller erforderlichen Module (bzw. Nachweis über deren Ersatz) wird ein Befähigungsprüfungszeugnis ausgestellt. Ob und wie weit Module bzw. einzelne Gegenstände der Module aufgrund der Ausbildung(en) ersetzt sind, stellt die Meisterprüfungsstelle fest.

Ausbilder- und Unternehmerprüfung für die Lehrlingsausbildung

Die Ausbilderprüfung soll das pädagogisch rechtliche Basiswissen für die Lehrlingsausbildung vermitteln. Im Zuge aller Meisterprüfungen und einiger Befähigungsprüfungen ist das Modul Ausbilderprüfung verpflichtend abzulegen. Die Ausbilderprüfung wird durch die abgelegte Unternehmerprüfung ersetzt. Die Unternehmerprüfung stellt den "kaufmännisch-rechtlichen" Prüfungsteil der Meisterprüfung dar. Im Zuge aller Meisterprüfungen und einiger Befähigungsprüfungen ist das Modul Unternehmerprüfung verpflichtend abzulegen.

Die Unternehmerprüfung besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Prüfungsteil. Wurde das Modul bereits abgelegt bzw. ersetzt, so ist es bei jeder weiteren Meister- und/oder Befähigungsprüfung anzurechnen. Die Unternehmerprüfung kann aber auch als eigenständige, unabhängige Prüfung abgelegt werden. Die Inhalte sind unter anderem Marketing, Rechnungswesen, unternehmerische Rechtskunde sowie Mitarbeiterführung. Für die mündliche Prüfung ist im Vorfeld ein eigenständig erarbeitetes Unternehmenskonzept einzureichen.

Vorbereitungskurse auf die Meister- und Befähigungsprüfungen werden nicht von der Meisterprüfungsstelle angeboten. Auskünfte erhält man direkt beim WIFI Salzburg unter Tel. +43 662 / 8888, Dw. 411, 412, 413 oder bei den Innungen, Fachgruppen und Gremien der Wirtschaftskammern.

Alle Auskünfte über die Gewerbeanmeldung erhält man in den Bezirksstellen der Landeskammern oder den Innungen, Fachgruppen und Gremien der Wirtschaftskammern.

Mehr Infos:
Tel.: +43 662/8888-320
lehrlingsstelle@wks.at
wko.at/sbg/meisterpruefungsstelle

Meister Alumni Club ins Leben gerufen

Jungmeisterin Nina Pletschacher ist Landessprecherin und Gesicht nach außen des MAC Salzburg.
Jungmeisterin Nina Pletschacher ist Landessprecherin und Gesicht nach außen des MAC Salzburg.

Eine Anmeldung, doppelter Nutzen: Jetzt kostenfrei beim Meister Alumni Club (MAC) anmelden und Meistersiegel auf WKO Firmen A-Z freischalten lassen.
Der Meister Alumni Club ist eine neue Plattform für Meister:innen in ganz Österreich. Haben Sie eine Meisterprüfung erfolgreich abgelegt? Wenn ja: Werden Sie kostenfrei Mitglied im beruflichen und gesellschaftlichen Netzwerk des MAC, der alle Branchen umfasst. Tauschen wir uns im Kreis mit Kolleg:innen und Expert:innen zu den Themen aus, die uns beschäftigen. Und profitieren Sie auch von attraktiven maßgeschneiderten Services und exklusiven Vergünstigungen.

Zusätzlich möglich: Zeigen Sie Ihren Kund:innen, dass Sie erfolgreich die Meisterprüfung abgelegt haben, indem Sie Ihre Qualifikation auf WKO-Firmen A-Z kostenfrei sichtbar machen. Innungsmeister-Stellvertreter Mst. Christian Ortner hat seinen Firmeneintrag bereits mit dem Meistersiegel auszeichnen lassen - beantragen auch Sie noch heute Ihre eigene Besiegelung!

Wie das geht? Werden Sie kostenfrei Mitglied im MAC und nutzen Sie anschließend den Service "Meistersiegel im WKO Firmen A-Z". Nennen Sie uns Ihre Firma und klicken Sie abschließend auf "Ich möchte das Meistersiegel bei meinem Eintrag auf WKO Firmen A-Z eintragen lassen". Die Freischaltung erfolgt danach durch unser Serviceteam.

Jetzt anmelden unterwww.meisteralumni.at