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Mit der Lehre in die Chefetage

Können jene, die im Betrieb gelernt haben, später ihr volles Potenzial im Unternehmen entfalten? Wir haben zwei Beispiele.

Nach der Lehre bei Hofer in Braunau hat Katrin Baier mehrere Stationen durchlaufen. Jetzt ist sie Hauptvertreterin der Filialleitung in Salzburg.
Nach der Lehre bei Hofer in Braunau hat Katrin Baier mehrere Stationen durchlaufen. Jetzt ist sie Hauptvertreterin der Filialleitung in Salzburg.

Die gebürtige Oberösterreicherin Katrin Baier ist 2006 in die Lehre beim Diskonter Hofer in Braunau eingestiegen. "An meinem Beruf gefällt mir, dass es nie fad wird, es gibt immer etwas zu tun. Das war schon in meiner Lehrzeit so und ist jetzt nicht anders. Die Aufgaben sind sehr vielfältig. Ich kümmere mich nicht nur um Regale, ich arbeite auch an anderen Stationen wie zum Beispiel in der Backbox oder sitze an der Kasse. Schon in der Lehrzeit habe ich solche Aufgaben übernommen."

Kathrin Baiers Karriereweg bei Hofer

Ein paar Monate nach dem Lehrabschluss wechselte sie nach Ried im Innkreis. "Der Grund für meinen Standortwechsel war meine Beförderung zur Filialleiterstellvertreterin", berichtet sie von der neuen Herausforderung. Im Jahr 2014 ist sie schließlich mit ihrem Partner nach Salzburg übersiedelt und arbeitet seither in der Filiale Fürbergstraße. "Aktuell arbeite ich 33 Stunden pro Woche. Das ermöglicht mir, Job, Familie und Freizeit gut zu vereinbaren. Das ist mir sehr wichtig."

Eine weitere Stufe auf der Karriereleiter hat Baier hier ebenfalls erklommen: Seit 2024 ist sie die Hauptvertretung der Filialleitung. Flexible Arbeitszeit, abwechslungsreiche Aufgaben und ein kollegiales Team tragen dazu bei, dass sie sich im Berufsalltag wohlfühlt. "Was mir bei Hofer immer schon gefallen hat, ist, dass man sofort ein vollwertiger Teil des Teams ist und auch schon in der Lehre Verantwortung übernehmen darf. Kaffee holen musste ich nie", fügt die junge Frau schmunzelnd an.

Christian Brettner erklimmt Karriereleitern bei Interspar

Christian Brettner hat sich bereits als Lehrling Ziele gesetzt, die er konsequent verfolgt hat.
Christian Brettner hat sich bereits als Lehrling Ziele gesetzt, die er konsequent verfolgt hat.

Eine ganze Reihe von Stufen auf der Karriereleiter weiter oben angelangt ist Christian Brettner, Verkaufsdirektor Österreich bei Interspar. Auch er hat einmal ganz unten begonnen, 1987 als Einzelhandelskaufmann-Lehrling bei Interspar in Klagenfurt mit dem Fokus auf Nonfood. "Das ist Hartware, also alles, was nicht Lebensmittel ist. Sogar Autoradios haben wir damals noch verkauft und wir mussten lernen, wie man sie einbaut", erzählt der gebürtige St. Veiter.

Eine Lehre zu beginnen musste er allerdings erst durchsetzen, die Eltern hätten ihn lieber in einer weiterführenden Schule gesehen. "Aber ich wusste, Schule ist nichts für mich, ich wollte eine Lehre im Handel machen und bin dabei auf den Interspar gekommen. Dort haben sich 212 junge Leute beworben und ich war einer von etwa zehn Lehrlingen, die aufgenommen wurden." Bis heute hat er nie bereut, diesen Schritt gewagt zu haben. Auch der Vater war nach Abschluss der Lehre mit seiner Entscheidung versöhnt und hat ihn weiter unterstützt.

Die Lehrzeit empfand Brettner als bereichernd, fordernd und fördernd. Das Verhältnis zum Lehrherrn war geprägt von Freundlichkeit und Fehlertoleranz, es herrschte ein familiäres Verhältnis in der Kollegenschaft. Eine Episode hat sich bei ihm eingeprägt: "Ich war bei der Preisauszeichnung, aber jemand hatte die falsche Artikelnummer eingegeben, deshalb kamen aus dem Printer falsche Preisschilder heraus. Da gab es natürlich eine große Aufregung und ich musste alles wieder herunterkletzeln. Aber wie so oft bei Fehlern: Ich habe daraus gelernt und seither weiß ich alle Warenbereiche auswendig." Nach der Lehre folgte das Bundesheer und anschließend die Rückkehr in den Betrieb, wo er mit Fleiß und Können an der Karriereleiter weiterbastelte. "Das muss man schon wollen und ich habe mir ein Ziel nach dem anderen gesetzt." So folgten die Stationen Abteilungsverantwortlicher, Bereichsleiter und Geschäftsleiter, zuständig für bis zu 150 Mitarbeiter. Jeden Schritt verfolgte er konsequent und mit zusätzlichen Ausbildungen.

Nach zwei Jahren als Geschäftsleiter in Villach kehrte er zurück zum Interspar Klagenfurt, wo er gelernt hatte. Sein einstiger Lehrherr war in Pension gegangen und er nahm dessen Position ein. "Es war sofort die Vertrautheit von früher da, wir waren wieder ein großartiges Team, auch wenn ich als Chef von zum Teil älteren Kollegen wiederkehrte." 14 Jahre lang bildete er in dieser Position Lehrlinge und Führungskräfte aus. 2015 wechselte er in die Interspar-Zentrale und stieg zum Vertriebsleiter Nonfood Österreich auf, 2021 wurde er Interspar-Regionaldirektor Kärnten und Steiermark - verantwortlich für neun Interspar-Hypermärkte und etwa 800 Mitarbeiter -, bis er Anfang 2025 die Position als Verkaufsdirektor Österreich vollumfänglich übernahm. "Dafür habe ich mich selbst beworben, für alle anderen Positionen wurde ich vorgeschlagen." Ein großes Ziel hat er noch vor sich: "Ich möchte meine 50 Jahre Zugehörigkeit bei Interspar vollmachen."