Nachhilfe ist gefragt - Tendenz steigend. So lautet die Schlussfolgerung vonseiten der Schülerhilfe Österreich. Mit ein Grund für den Bedarf an Nachhilfe, der bereits bei Volksschülerinnen und Volksschülern zu verzeichnen ist, sei mitunter auch Corona. "Die derzeitige Entwicklung zeigt uns, dass der Bedarf an Nachhilfe bereits bei den Kleinsten beginnt", erklärt Markus Kalina, Regionalleiter der Schülerhilfe.
"Seit der Pandemie ist die Nachfrage nach Nachhilfe generell gestiegen, erstmalig spüren wir aber ein deutliches Interesse an Kursen für Kinder im Volksschulalter. Das war früher nicht so." Die Gründe dafür sind laut Kalina zum einen, dass Kinder in dem Alter oft erst Wissbegierde entwickeln müssen, und zum anderen der durch die Pandemie fehlende soziale Austausch - vor allem wenn es um sprachliche Kompetenzen geht.
Warum kommen Volksschulkinder zur Nachhilfe?
Bei den Kleinsten gehe es in erster Linie darum, Lernsicherheit zu bekommen, das heißt: das Lernen zu lernen. Hier bräuchte es zielgruppenorientierte und bedürfnisgerechte Betreuung in kleinen Gruppen. "Der Fokus in diesen Kursen liegt auf spielerischem Lernen. Die Kinder sollen ganz ohne Druck erfahren, was es heißt, sich Wissen anzueignen beziehungsweise Wissbegierde zu entwickeln", so Kalina. Und weiter: "Lernen soll ja Spaß machen und nicht von Beginn an mit Stress assoziiert werden. In diesen Stunden geht es nicht nur um Wissensaufnahme, sondern um den sozialen Austausch."
Gerade für Kinder, denen der Übertritt in eine weiterführende Schule bevorsteht, sei es hilfreich, sich besser vorzubereiten, um nicht überfordert zu sein.
Ein weiterer Ansporn, die Kinder zur Nachhilfe zu bringen, liegt für den Schülerhilfe-Regionalleiter auf der Hand: "Ein Grund, warum viele Eltern seit Pandemiebeginn für ihre Kinder Lernunterstützung suchen, ist nicht verwunderlich. Das ,Miteinander' hat in Coronazeiten aufgrund von Distance Learning gelitten, auch im Volksschulalter. Besonders im sprachlichen Bereich sehen wir einen erhöhten Nachholbedarf. Denn die Nachwirkungen durch den fehlenden sozialen Austausch während dieser Monate sind nach wie vor zu spüren." Gerade wenn es darum geht, Sprachen zu erlernen, ist es wichtig, sich auszutauschen, zu kommunizieren und ständig dranzubleiben.
Lernen als Hobby etablieren
Viele Kinder besuchen nach der Schule diverse Freizeitprogramme wie Fußball, Schwimmen und Co. Um Wissbegierde bei Lernanfängerinnen und Lernanfängern zu steigern und Lernen nicht nur als Pflichtprogramm zu sehen, rät der Experte, Lernen als Hobby in den Alltag zu integrieren: "Für Eltern gilt es, den Kindern zu vermitteln, dass beispielsweise eine Sprache zu lernen genauso eine Freizeitbeschäftigung ist wie Fußballspielen. Denn wenn eine wöchentliche Lernstunde Spaß macht und die Kinder gerne hingehen, ist auch der Lernerfolg am größten."
Zudem sollte Lesen bereits in frühen Jahren gefördert werden. "Was sich leider durch die zunehmende Bildschirmzeit sowie die Nutzung von digitalen Medien bereits bei den Jüngsten abzeichnet, ist, dass konventionelles Lesen immer weniger wird - das ist schade. Dabei kann mit Lesen gerade im Bereich der Sprachkompetenz mehr kompensiert werden, als wir glauben", erklärt Kalina. Er empfiehlt, das Lesen wieder mehr in den Alltag zu integrieren. Damit das klappt, sollte die richtige Leseumgebung geschaffen und auf einen bewussten Medienkonsum geachtet werden. "Am besten ist, wenn Sie es Ihrem Kind vorleben: Lesen Sie selbst mehr Bücher und sitzen weniger am Handy, wird es Ihr Kind auch tun."